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Josef im Spital

Seit Monaten „bombardiert“ Josef Unterholzner die Sanitätsführung mit kritischen SMS zur Corona-Politik. General Florian Zerzer hat den Abgeordneten nun zu einem Krankenhaus-Rundgang eingeladen.

Von Matthias Kofler

Er sei „weder Corona-Leugner noch Impfgegner, weder Virologe noch Epidemiologe“, betont Josef Unterholzner. Er lege aber „großen Wert auf Transparenz und ehrliche Aufklärung“. Der Enzian-Landtagsabgeordnete gehört zu den zahlreichen YouTube-Fans von Wolfgang Wodarg, Sucharit Bhakdi und Geert Vanden Bossche. Die genannten Mediziner widersprechen den gängigen Einschätzungen von Wissenschaft und Politik und halten die Corona-Krise für Panikmache. Im Netz erhalten sie viel Zuspruch. Ihre Videos werden hundertausendfach gesehen und geteilt – auch wenn ihre Botschaften oftmals stark verkürzt und wissenschaftlich ungenau sind.

Unterholzner hat es sich zur Aufgabe gemacht, nützliche Infos direkt an die Führungsriege von Sanität und Politik weiterzuleiten. Im Verteilerkreis des Landtagsabgeordneten befinden sich LH Arno Kompatscher, Sanitätslandesrat Thomas Widmann, Zivilschutzlandesrat Arnold Schuler, Sabes-Generaldirektor Florian Zerzer und der stellvertretende Covid-Einsatzleiter Patrick Franzoni. „Ich persönlich sehe das Leid in der Bevölkerung und die täglichen Suizide kritischer als die Intensivstationen“, begründet Unterholzner sein unermüdliches Engagement. Er versuche laufend, sich konstruktiv einzubringen, um den – so wörtlich – „zerstörerischen Maßnahmen“ ein Ende zu bereiten.

Nicht immer erhält der Enzian-Politiker auf seine WhatsApp-Nachrichten eine Antwort. Etwa als er kürzlich eine Todesanzeige seines Onkels weiterleitete. Dieser habe einen Tag nach der ersten Impfung Fieber bekommen und sei nach drei Wochen „von uns gegangen“. In derselben Nacht seien ein weiterer Altersheimbewohner in Tisens sowie drei Bewohner des Altersheimes Völlan gestorben. Allesamt waren angeblich geimpft. Für Unterholzner kann das kein Zufall sein, auch wenn sein Onkel „mit 91 nicht mehr der Jüngste war“. „Er war noch relativ gut beinander. Deshalb ist meine Cousine überzeugt, dass die Impfung sein Leben beendet hat“, schrieb der Politiker im März an Kompatscher und Co. Sein Credo: „Die Menschen werden als Versuchskaninchen missbraucht. Dabei hat die Pharmaindustrie selbst erklärt, dass ihr die Nebenwirkungen der Impfungen nicht bekannt seien.“

Besonders die Maskenpflicht stößt Unterholzner sauer auf. Aus verschiedenen Gutachten gehe hervor, dass die chirurgischen, die FFP2- und die FFP3-Masken primär vor Bakterien und Keimen, nicht aber vor Keimen schützen würden. „Die Masken schaden mehr, als sie nützen“, ist der gebürtige Völlaner überzeugt. Für Außenstehende mag es seltsam erscheinen, dass Unterholzner dem Sanitätsbetrieb vor gut einem Jahr bei der Zertifizierung der beanstandeten chinesischen Schutzmasken geholfen hat. Diese hätten „ihren Zweck erfüllt“, betont der Abgeordnete. Ein einziger Wert – der zu große Ausatmungswiderstand – habe außerhalb der Toleranz gelegen. Ausschlaggebend sei die richtige Nutzung der Masken.

Auch in Sachen Testpflicht sieht Unterholzner im wahrsten Sinne des Wortes rot: Die Einstufung der Provinz als rote Zone und der daraus resultierende Lockdown seien darauf zurückzuführen, dass Südtirol im Vergleich zu anderen Regionen „zehn Mal so viel“ teste. Dabei würden „70 Prozent“ der Nasenbohrertests falsche Ergebnisse liefern. „Zuerst macht ihr die Wirtschaft kaputt, dann das Sozialleben – und jetzt geht ihr auch noch auf unsere Kinder los“, echauffierte sich Unterholzner in einer SMS bei den Landesräten. Die Politik habe „ein leichtes Spiel“: Sie mache dauernd große Versprechungen, die sie nicht einhalte, ärgert sich der Abgeordnete und nennt als Beispiel den vom LH angekündigten „Befreiungsschlag“ nach dem Massentests. Die Bürger würden sich widerspruchslos den Zwangsmaßnahmen unterwerfen.

Kürzlich schickte Unterholzner den Sabes-Verantwortlichen das Video eines jungen Studenten aus Bayern zu, in dem erklärt wird, warum die Inzidenzen falsch berechnet werden. Florian Zerzer antwortete, dass der bayrische Student mit seinen Überlegungen ins Schwarze getroffen habe. Allerdings basiere die Corona-Politik nicht ausschließlich auf den Inzidenzwerten, sondern vor allem auf der Lage in den Intensivstationen. „Es ärgert mich, wenn Leute der nackten Realität nicht ins Auge sehen wollen“, teilte Zerzer in einer Tonaufnahme mit und lud Unterholzner zu einer Führung durch die Covid-Station im Bozner Krankenhaus ein.

Anfang April war es soweit: Eine Ärztin führte den Abgeordneten durch die Abteilungen des Spitals. Zu einem Meinungsumschwung konnte der Rundgang bei Unterholzner aber nicht beitragen: „Mein Eindruck von der Situation im Krankenhaus war gut, alles war sauber und geordnet. Das Personal machte eigentlich einen ruhigen Eindruck. Mir ist halt aufgefallen, dass sehr viele Leute herumstehen und sitzen. Es kann aber sein, dass gerade Pause war“, berichtet der Enzian-Chef. Er wolle das Virus „nicht kleinreden“. Fakt sei aber, dass vorwiegend Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen, Übergewicht oder Diabetes eingeliefert würden. Daher könne man nicht alle Menschen einsperren. „Sonst musst du auch das Autofahren verbieten, weil auf dem Schulweg kommen mehr Kinder ums Leben als durch Corona“, meint Unterholzner.

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