Spoilern unerwünscht
34. Bolzano Filmfestival Bozen: Von den 6 Filmen im Spielfilmwettbewerb ist „Hochwald“ von Evi Romen eindeutig mein Favorit.
Von Renate Mumelter
Es ist wie verhext mit dieser Pandemie. Sie bewirkt, dass ich Evi Romens „Hochwald“ schon wieder nicht auf Leinwand sehen kann. Seit Martin Kaufmann begeistert von der Macht dieser Bilder auf der Leinwand erzählte, hat sich mein Jammermodus verschlimmert.
Aber was soll’s, ich will mich mit dem Jammern nicht in schlechte Gesellschaft begeben, Evi Romen jammert ja auch nicht. Dabei kam ihr Debüt-Spielfilm zum ungünstigsten Zeitpunkt heraus. Sie schaffte es gerade noch Anfang Oktober beim Filmfestival Zürich das renommierte „Golden Eye“ zu gewinnen, danach sah es mit Live-Festivals mau aus. Corona.
„Hochwalds“ Südtirol-Premiere auf Leinwand hätte es Mitte Jänner geben sollen. Nix. Jetzt wird aus der Leinwand-Aufführung wieder nix. Das nächste Hoffnungsdatum ist der Mai. Da wird es dann eine Leinwand-Rezension geben. Vorerst ist „Hochwald“ in der online-Version des BFFB natürlich auch sehr zu empfehlen.
Tipps fürs „Hochwald“-Schauen
Für „Hochwald“ gebe ich diesmal gerne ein paar Tipps. Je weniger frau über den Inhalt weiß, umso besser. Spoilern wäre schade. Achtung auf Thomas Prenn. Er kommt aus Südtirol und macht es richtig gut. Evi Romen wusste bereits beim Schreiben, dass er der Hauptdarsteller werden sollte. „Hochwald“ ist kein üblicher Südtirolfilm, trotzdem erzählt er sehr viel über die Gegenwart in diesem Land. Die Musikstücke im Film (Adamo, Ricky Shane z.B.) sind kein Zufall. Auch deren Text zählt. Evi Romen ist musikalisch ausgebildet, hat sich die Auswahl sehr genau überlegt. Besonders schön: In der Seilbahn, übernimmt der Kabinenbegleiter die Rolle eines griechischen Chors. (Der kommentierte früher das Geschehen).
Ganz wichtig: Natürlich gibt es Orte, die Einheimische leicht wiedererkennen können. Das kann amüsieren, kann auch Inhalte transportieren. Wer aber die Aufmerksamkeit darauf richtet, wo welcher Ort wirklich ist oder wie ein Ort mit dem anderen zusammengeht, oder was ein Ort realiter mit der Handlung zu tun haben könnte, verschwendet Energie in die falsche Richtung.
Die 6 BFFB Wettbewerbsfilme
Das online-Format tut nicht allen 6 Wettbewerbs-Filmen gleich weh, aber bei allen fühlt sich das Eintauchen in die erzählte Welt ohne Leinwand anders an, flacher irgendwie.
Bemerkenswert ist, dass bei fast allen Spielfilmen Frauen Regie geführt haben, einzige Ausnahme Maurizio Zaccaro (Nour). Bisher hat Zaccaro Dokumentarfilme gedreht.
Drei Regisseurinnen Evi Romen (Hochwald), Maura Delpero (Maternal) und Nancy Camaldo (Windstill) stammen aus Bozen und drehten teilweise in Südtirol. Gitta Gsell (Beyto) stammt aus Zürich, Leonie Krippendorf (Kokon) aus Berlin.
Inhaltlich geht es in drei der sechs Filme um Selbstfindung. Die ist vor allem für Menschen mit gesellschaftlich noch immer nicht anerkannter sexueller Orientierung wesentlich komplexer (Beyto, Hochwald, Kokon). In den drei anderen Filmen ((Maternal, Nour, Windstill) geht es auch, aber nicht nur, um Kinder, mit denen die ProtagonistInnen leben oder in Kontakt kommen und um deren Wohl sie sich bemühen.
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