Kein Social Coach
Der Landtag hat einen Antrag des Team K zur Neuausrichtung der öffentlichen Verwaltung in Südtirol abgelehnt.
Das Team K hat im Landtag einen Antrag mit dem Titel „Öffentliche Verwaltung neu denken“ eingebracht.
Der Inhalt:
Der Landtag möge die Landesregierung verpflichten,
1. Eine Arbeitsgruppe zur Thematik „Social Coach“ zu installieren, um den Ansatz eines Bindegliedes in der Abwicklung bürokratischer Wege zwischen Landesverwaltung und Bürger zu vertiefen und ein umsetzbares Modell zu erarbeiten.
2. Eine Erhebung zu bürokratischen Belastungen und der Vereinfachung zur Erlangung von Unterstützungsmaßnahmen von besonders vulnerablen Personengruppen wie Senioren, Menschen mit Beeinträchtigungen, Menschen in der Hauspflege, Alleinerziehende durchzuführen, damit Bedürfnisse erkannt werden können und zielgerichtete Maßnahmen schnell umgesetzt werden können.
“In Südtirol sind viele Personen aufgrund verschiedenster Umstände auf Unterstützung durch Landesbeiträge angewiesen und müssen deshalb mit der Landesverwaltung kommunizieren und in Kontakt treten”, erklärte Alex Ploner (Team K).
“Ebenso ist die Landesverwaltung gefordert, den Menschen ein effizientes und klar verständliches Beitragsverfahren zur Verfügung zu stellen. Ein großes Problem wird besonders in solchen Situationen klar: die oft sehr langen, mühsamen und kompliziert bürokratischen Anforderungen und Erledigungen, mit denen die Bürger/- innen konfrontiert sind.“
In bestimmten Fällen ziehen es Anspruchsberechtigte sogar vor, auf Leistungen zu verzichten, anstatt sich durch komplizierte Formulare und den Ämter-Dschungel zu kämpfen. Selbstverständlich muss auch die Südtiroler Landesverwaltung die nationalen verwaltungsrechtlichen Normen einhalten. Jedoch hat bzw. hätte das Land Südtirol den nötigen Spielraum und die Pflicht, den bürokratischen Aufwand, insbesondere für schwache und schutzbedürftige Mitbürger, zu vereinfachen und Amtswege so kurz wie nötig zu halten.
Um dies zu erreichen, könnte eine Art Vermittlerposition zwischen öffentlicher Verwaltung und Bürger eingerichtet werden. Im Bereich des Sozialwesens sollte es ein sogenannter „Social Coach“ sein. Verwaltung zu erreichen, könnte eine Art Vermittlerposition zwischen öffentlicher Verwaltung und Bürger eingerichtet werden. Im Bereich des Sozialwesens sollte es ein sogenannter „Social Coach“ sein.”
Brigitte Foppa (Grüne) unterstützte den Antrag. Dass die Verwaltung die Bürger aufsuche, habe in Südtirol leider keine Tradition. Vor allem für bestimmte Bürger wäre das hilfreich.
Auch Personen, die Angehörige betreuten, hätten nicht die Zeit, ins Amt zu fahren, fügte Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) hinzu. Wenigstens ein Erstgespräch sollte auf diese Weise möglich sein, in bestimmten Fällen wäre auch ein Onlinegespräch machbar.
Sandro Repetto (Demokratische Partei – Bürgerlisten) sah im Vorschlag nur die halbe Lösung. Die Verwaltung sei bereits überladen, ein Mittler würde sie noch vergrößern. Man sollte mehr auf eine leichtere Erreichbarkeit der Dienste setzen, auf dezentrale Zugänge. Bürokratie gehe auch auf kompliziere Normen zurück; auch hier sei eine Entflechtung nötig.
Es gehe darum, dass die Verwaltung den Bürgern entgegenkomme, meinte Paul Köllensperger (Team K). Die Digitalisierung müsse eine Erleichterung für die Bürger sein, nicht für die Verwaltung.
Der “Social Coach” könnte in diesem Bereich viel bieten und die Distanz verkürzen. In Zeiten von Corona wäre es auch eine Erleichterung für Alte und Kranke.
Der Ruf der öffentlichen Verwaltung sei nicht so schlecht, meinte Hanspeter Staffler (Grüne). Früher habe es in vielen Dörfern Leute gegeben, die für die Mitbürger Amtsgänge in Bozen erledigt hätten. Heute aber seien die Bürger mündiger und wüssten, wie man zu den Dienstleistungen der öffentlichen Hand komme.
Andreas Leiter Reber (Freiheitliche) fand Maßnahmen in allen Bereichen der Bürokratie notwendig, um den Bürgern bessere Dienste und Informationen zu bieten. Heute müsse man mehrere Webseiten konsultieren, um herauszufinden, welche Dienste für den eigenen Fall geboten würden. Vor allem seien die Bestimmungen zu vereinfachen.
Josef Unterholzner (Enzian) unterstützte den Antrag, der aber verbesserbar sei. Die ganze öffentliche Verwaltung sei neu zu denken. Man sollte sich als Ziel einen jährlichen Abbau von 5 Prozent setzen, ohne klare Vorgaben komme man nicht weiter. Auch die Beamten würden unter der Last der Auflagen stöhnen.
Peter Faistnauer (Team K) griff den Hinweis von Staffler auf, wünschte sich diese Situation nicht mehr zurück. Es seien vor allem SVP-Leute gewesen, die diese Aufgabe übernommen hätten.
Der Antrag sei in der Theorie nicht schlecht, aber die Praxis sei etwas anderes, meinte Helmuth Renzler (SVP). Die Einstellung der Verwaltung gegenüber den Bürgern müsse sich ändern, diese seien nicht Antragsteller, sondern Kunden. Die “Sozialfürsorger”, die Staffler angesprochen habe, hätten gute Dienste geleistet. Man könnte daran denken, in jeder Gemeinde Personen ausfindig zu machen, die den Zugang der Bürger zur Verwaltung erleichtern könnten.
LR Waltraud Deeg sah den aufsuchenden Dienst als guten Ansatz, der in nordischen Ländern mehr verbreitet sei. Dort würden z.B. die Briefträger für vielfältige Dienste eingesetzt. Die Figur des “Social Coach” habe es bereits gegeben, vor allem ehrenamtliche Mitarbeiter des KVW hätten diesen Dienst übernommen. Auch heute gebe es Hausdienste, in der Pflege, der Kinderbetreuung, beim Essen auf Rädern.
Insofern sehe sie im Antrag wenig Neues. Wenn man heute auf der Homepage des Landes den Suchbegriff “Pflege” eingebe, komme man schnell zu allen einschlägigen Diensten. Wenn man aber alle Dienste zeitnah zuhause bieten wollte, würde die heutige Belegschaft bei weitem nicht reichen. Deeg mahnte auch, den öffentlichen Dienst nicht schlechtzureden, das verdienten sich die Mitarbeiter nicht und das sei nicht motivierend. Zur öffentlichen Verwaltung gehörten auch Transparenz und Gerechtigkeit, und das bringe Hürden mit sich; jedem alles zu geben, wäre leichter.
Alex Ploner zeigte sich überrascht, wie sich die Landesrätin immer wieder herausrede. Er habe nicht behauptet, dass die öffentliche Verwaltung überall schlecht sei. Deegs Antwort, man würde das im Antrag Geforderte nie schaffen, sei nicht der richtige Ansatz. Renzler habe recht; man müsse weg vom Bittstellertum und hin zur Kundenorientierung. Die Ehrenamtlichen in Ehren, aber hier gehe es um etwas, was die öffentliche Verwaltung leisten müsste. In der Rezeption eines Hotels bekomme man Auskunft, nicht einen Hinweis auf mehrere Webseiten. Er fordere nicht den Social Coach gleich für morgen, sondern eine Arbeitsgruppe, die das Thema genauer untersuche.
LR Deeg wehrte sich gegen den Vorwurf, sich herausreden zu wollen. Ploner sollte sich vielleicht im Vorfeld besser informieren, um eine Sache nicht so darzustellen, wie sie nicht sei.
Punkt 1 des Antrags wurde mit 15 Ja, 19 Nein und 1 Enthaltungen abgelehnt, Punkt 2 mit 16 Ja und 19 Nein.
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Kommentare (8)
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pingoballino1955
Wetten in 6 Monaten kommt die SVP scheinheilig mit demselben Vorschlag in verdrehter Form,der dann genehmigt wird-Billig Billig SVP
andreas
Die Onlineauftritte des Landes sind nicht sonderlich gut strukturiert und teilweise muss man zu einem Thema auf diverse Seiten schauen.
Auch bei Covid finde ich die Informationen eher schlecht, da ich immer den Eindruck habe, dass überall nur ein Teil steht und man sich alles zusammensuchen muss.
Bestes Beispiel sind die gültigen Regeln zu Covid.
Nirgends stehen sie gesammelt, ich finde sie jedenfalls nicht, man muss sich alles aus den Verordnungen zusammensuchen.