Der Geldsegen
Der Regionalrat muss den Abgeordneten 8.500 Euro netto als Inflationsausgleich nachzahlen. Eine rückwirksame Streichung ist laut Rechtsgutachten nicht möglich.
Von Matthias Kofler
Die 1. Gesetzgebungskommission des Regionalrats hat den Universitätsprofessor Giandomenico Falcon angehört. Anlass war die Behandlung eines Gesetzentwurfs des Trentiner Oppositionspolitikers Filippo Degasperi, der die Streichung der automatischen ISTAT-Aufwertung der Entschädigungen der amtierenden Regionalratsabgeordneten vorsieht.
Zur Erinnerung: Das Regionalgesetz Nr. 6 vom 12. September 2012 sieht vor, dass die Entschädigungen der Abgeordneten automatisch auf der Grundlage der Inflationsraten des ISTAT-Indexes der Verbraucherpreise (FOI) aufgewertet werden. Seit Inkrafttreten des Gesetzes wurden die Aufwertungen zwar jährlich berechnet, aber nie ausbezahlt. Der dadurch angehäufte Betrag beläuft sich auf mittlerweile 1,5 Millionen Euro. Laut Präsidium verzeichnete die Region Trentino-Südtirol im Zeitraum von 2014 bis 2019 eine Inflation von 4,95 Prozent. Im vergangenen Jahr 2020 wurde hingegen eine Deflation von 0,2 Prozent vermeldet. Den ehemaligen und den aktiven Abgeordneten steht durchschnittlich eine Inflationsnachzahlung von rund 8.500 Euro netto zu (die Summen variieren je nach Mandatsdauer). Zudem haben die amtierenden Volksvertreter Anrecht auf eine sofortige Gehalts-Aufstockung von 500 Euro. Derzeit liegt die monatliche Entschädigung bei 10.500 brutto im Monat.
Das Regionalratspräsidium hat in seiner jüngsten Sitzung entschieden, die Auszahlung des Inflationsausgleichs erst nach Behandlung des Degasperi-Gesetzes in die Wege zu leiten. Der Verwaltungsrechts-Experte Falcon unterstrich bei seiner Anhörung in der Gesetzgebungskommission, dass eine rückwirksame Streichung der Gelder, die seit 2014 auf dem Konto des Regionalrats eingefroren sind, rechtlich nicht möglich sei. Der Regionalrat könne aber – für die Zukunft – die automatische Erhöhung der Politiker-Löhne abschaffen, wofür sich die Opposition und die Gewerkschaften stark machen (siehe Artikel unten). Dafür brauche es aber das Einverständnis der Abgeordneten, präzisierte Falcon.
Neben Rechtsprofessor Giandomenico Falcon haben die Abgeordneten auch die Gewerkschafter Maurizio Zebbeni (Cgil), Maurizio Valentinotti (Fenalt) und Tony Tschnett (ASGB) sowie den Acli-Vorsitzenden Walter Nicoletti zum Thema „Politiker-Gehälter“ angehört. Die Gewerkschaftsvertreter sprachen sich geschlossen für eine Verabschiedung des Degasperi-Gesetzes – und damit für eine (in Zukunft geltende) Streichung der automatischen Anpassung der Abgeordneten-Entschädigungen aus. Der Gesetzentwurf sei „vernünftig, verhältnismäßig und ausgewogen“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Tony Tschenett erklärt gegenüber der TAGESZEITUNG: „Der Automatismus, der vorsieht, dass die Aufwandsentschädigung und der Fixbetrag für die Spesenrückerstattung jährlich nach dem ISTAT-Index aufgewertet werden, ist ungerecht und muss weg. Jeder, der in die Politik einsteigt, weiß somit von Anfang an, wie viel er verdienen wird. Und die Diskussion um die ISTAT-Aufwertungen haben endlich ein Ende. Zu Beginn einer Legislaturperiode kann der Regionalrat dann immer noch diskutieren, ob diese Entschädigungen angemessen sind oder erhöht werden müssen. Auch der Bereichsübergreifende Kollektivvertrag (BÜKV) für die öffentlich Bediensteten sieht keinen solchen Automatismus vor. Zudem orientiert sich dieser am Verbraucherpreisindex IPCA, der geringer ist, und nicht am ISTAT-Index.“ Tschenett spricht sich auch dezidiert gegen eine Kopplung von Politiker- und Beamten-Gehältern aus. Die Löhne im öffentlichen Dienst müssten weiterhin „Verhandlungssache“ bleiben.
Die Opposition unterstützt das Anliegen der Gewerkschafter. „Eine automatische ISTAT-Erhöhung gibt es sonst für keine andere Berufsgruppe mehr“, sagt der Grüne Riccardo Dello Sbarba und kündigt ein Ja zum Degasperi-Gesetz an. Maria Elisabet Rieder betont: „Klar ist, dass der Gesetzentwurf nur die Zukunft regelt. Die Vergangenheit ist komplexer, insbesondere für jene Mandatare, die in der letzten Legislatur im Regionalrat saßen und jetzt nicht mehr. Für das Team K ist auf jeden Fall klar, dass die automatische ISTAT-Anpassung aus dem Gesetz zu streichen ist und auch für die zurückliegenden Jahre eine klare Lösung gefunden werden muss. In dieser schwierigen Zeit wären eine automatische Erhöhung der Politikergehälter und Nachzahlungen verantwortungslos.“
Die SVP hat sich hingegen Bedenkzeit erbeten. „Wir werden in der Fraktion über das Thema reden und dabei das Für und Wider abwägen“, sagt Franz Locher. Die inhaltliche Behandlung des Gesetzentwurfs soll nach Ostern fortgesetzt werden. Locher stellt indes klar, dass die Debatte um die Einführung einer Südtiroler Parteienfinanzierung „komplett ausgesetzt“ wurde. „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür.“ Der Sarner SVP-Politiker war vor anderthalb Jahren vom Landtag beauftrag worden, ein Gesetz zur Parteienfinanzierung auszuarbeiten.
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Kommentare (34)
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andreas
Und die sind ernsthaft überrascht, dass sie beleidigt und bedroht werden?
Unternehmen sind zahlungsunfähig und sie sehen sich rechtlich dazu gezwungen, eine Nachzahlung anzunehmen.
criticus
In einer Zeit die für manche Leute nur Not gebracht hat, in einer Zeit wo unsere Jugend die Perspektive fehlt, in einer Zeit wo Menschen kaum die Miete bezahlen können, in einer Zeit wo man den Unternehmern das Arbeiten verbietet, da genehmigen sich solche Politiker eine Nachzahlung von 8.500 Euro pro Kopf und eine Gehaltserhöhung von 500 Euro monatlich. Ich frag mich nur für WAS?? Welches Gesetz rechtfertigt so ein VOLKSSCHÄDIGENDES VERHALTEN und das noch in einer Zeit der Krise? Wenn man diesen „Lohn“ (eigentlich müsste man Diebstahl sagen), mit der Leistung vergleicht, dann verdient ihr euch nicht einmal das Wasser für die Suppe!
tiroler
DIE ARMEM MÜSSEN DAS GELD NEHMEN, WEIL ES IM RECHTSGUTACHTEN STEHT.
DUMM GELAUFEN FÜR DIE LANDESHEINIS
flottebiene
Inflationsausgleich, dass ich nicht lache…. fürs Nichtstun???
Schämt euch…
Viele wissen nicht wie sie zu Monatsende kommen…U
Ihr Haut mal 8500€ auf euer fürstliches Gehalt….mir wird schlecht…
leser
Sagt der fischer zum wurm
Lasst uns gemeinsam zu fischen gehen
unglaublich
„Eine Streichung ist nicht möglich“ – einfach geil. Wir müssen uns das Geld auszahlen, das Gesetz will das so. 🙂
wichtigmacher
Regionalrat???
Wofür brauchts den?? – so wichtig wie ein Kropf
lucky
So nicht meine lieben Politikerinen und Politiker. Jetzt wissen wir warum diese
Gestalten diese unnütze Regionalregierung nicht auflösen wollen.
leser
Das weiss man ja schon seid jahren
2xnachgedacht
iatz seids nit so gehässig…de nemmen des geld nur, um es nachher zu spenden…wie schon des öfteren….oder??????
wm
denke drad an frau ladurner, hoffentlich gehen sie alle am geld zugrunde
tirolersepp
Regionalrat gehört abgeschafft, fertig paschta !!!
exodus
Dass ich nicht lache, Gesetze werden von Menschen gemacht und können von Menschen wieder abgeschafft werden.
In dieser kritischen Zeit ist ein solches Verhalten von Seiten der Politik unzumutbar, schämt euch!!………..
robby
Ich rate den Politikern sich ausreichend mit Papiertaschentüchern zu versorgen um die Spucke vom Gesicht zu putzen.
pingoballino1955
Hoffentlich bleib enk der Mittog in KROGN steckn!!!! Schamp enk!!!!
e.k.
Die Nachzahlung des Inflationsausgleichs scheint nicht aufhaltbar. Eine Möglichkeit, welche sich ALLEN Betroffenen bieten würde, wäre: die Nachzahlung zu 100% in eine Spende fließen zu lassen. Eine Geste, die von Alleine kommen sollte …
sepp
do hoben nett die politiker die schuld die schuld hoben die wähler dei sich va dia pagage olm wider verarschen lassen oberwie man hört wird die zeit rauer sollten a poor schun an watsch krieg hoben
du mi wunderts nett
hoihoi
….schun komisch , de miaßn beratig !! Zur Zeit ändern de so schnell di Gesetzter das monch einer gor nimmer woahs wos er tian torf und wos nit , ober bei Ihnenen selber sem konn man kune Gsetzer ändern werd wohl ROM schuld sein , in unserer so hochgepriesener Autonomie !!
Guts Nachtl und gsund bleiben !!