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„Ein Casino“


Warum der 5-Sterne-Abgeordnete Diego Nicolini gegen den Strom schwimmt und die Testpflicht an den italienischen Schulen verteidigt.

Tageszeitung: Herr Nicolini, Sie sind einer von wenigen italienischen Politikern, der die Testpflicht an den Schulen verteidigt. Warum braucht es die Nasenflügel-Tests?

Diego Nicolini: Die Haltung des für die italienischen Schulen zuständigen Landesrats ist seit Krisenbeginn unbefriedigend. Giuliano Vettoratos größtes Versäumnis war es, nicht klar aufgezeigt zu haben, wie wichtig der Präsenzunterricht ist. Während sich Philipp Achammer immer wieder für die Öffnung der Schulen starkgemacht hat – auch innerhalb der Landesregierung –, wurde Vettorato von den Gewerkschaftern und dem Lehrpersonal überwältigt, die sagen, dass die Schulen kein sicherer Ort seien. Für mich wäre es ein Verbrechen, die Schulen geschlossen zu halten. Die Situation vieler Familien ist dramatisch. Sie wissen nicht, wohin mit den Kindern. Die Einschränkungen haben bei den Jugendlichen deutliche Spuren hinterlassen – viele verfolgen den Fernunterricht nicht mehr und verlieren so wertvolle Bildungszeit.

Wie erklären Sie sich den Widerstand der italienischen Schulen?

Leider zeigen sich viele der Direktoren und LehrerInnen als wenig kooperativ und unflexibel. Sie haben nicht verstanden, dass sie in einer besseren Situation sind als etwa die Gastronomen und Handwerker. Die meisten Eltern sind mit den Tests einverstanden. Das Problem liegt auch an der Struktur der italienischen Schulen: Es gibt Klassen mit 30 Schülern, die eng nebeneinander sitzen. Dort ist es schwierig, in Sicherheit Unterricht zu machen. Dazu kommt, dass Widmann von seinen Affären gezeichnet ist: Auch gute Vorschläge werden beargwöhnt, nur weil sie von ihm kommen.

Wie lief der Test-Start ab?

Ein halber Tag wurde vergeudetet, weil die Tests außerhalb der Unterrichtszeiten durchgeführt werden mussten. Die SchülerInnen mussten 50 Minuten im Freien warten. Die Hauptschuld für diesen „Casino“ trägt Vettorato, der bis heute nicht gesagt hat, ob er für oder gegen die Tests ist. Als Vize-LH musst du eine klare Position vertreten.

Ist es richtig, Kinder, die nicht getestet werden, in den Fernunterricht zu schicken?

Man muss hier kategorisch sein! Es hätte keinen Sinn zu sagen: „Wenn du den Test machen willst, dann mach ihn – ansonsten halt nicht.“ Das gilt auch bei den Impfungen: Es darf zwar keine Impfpflicht geben. Sehr wohl kann man aber – etw in den Pflegeberufen – die Impfungen vorübergehend zur Voraussetzung fürs Arbeiten machen, sowie man die Tests zur Voraussetzung fürs Reisen macht.

Ihr Parteikollege und Mitglied der 6er-Kommission, Luca Crisafulli, ist strikt gegen die Testpflicht …

Mir gefällt nicht, dass man ständig nach Schlupflöchern sucht, um gegen Entscheidungen der Regierung vorzugehen. Hier muss der Hausverstand gelten. Der LH ist überzeugt, dass die Maßnahme rechtlich hält – denn die Alternative wäre der Fernunterricht. Die Tests sorgen für mehr Sicherheit. Deshalb sollten auch die Öffnungen in der Gastronomie an Tests geknüpft werden.

Interview: Matthias Kofler

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (17)

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  • andreas

    Direktoren und Lehrer, welche sich weigern ohne Gehalt wegen mangelnder Kooperation suspendieren und gut ist.
    Ob eine Woche Fernunterricht ausfällt oder nicht, ist nicht wirklich relavant, da er sowieso eher nutzlos ist.
    Das Jahr kann man sowieso vergessen und sinnvoller wäre es, alle das Jahr wiederholen zu lassen.
    Diejenigen, welche sich immer schon schwer getan haben, hinken jetzt noch mehr hinterher, was nicht Sinn der Sache sein kann.
    Mit Gewalt einen Unterricht durchziehen, welcher den Guten 70% und den Schwachen 20% vermittelt, nutzt niemanden.

  • netzexperte

    Die Nasenbohrer-Schnelltests sind nunmal 50% falsch positiv, ein PCR-Test wird erst innerhalb 3 Tagen nachgeschoben und dessen Ergebnisse werden nur schleppend bzw. gar nicht an den Betreffenden kommuniziert. Bedeutet Quarantäne auf unbestimmte Zeit. Für viele aus beruflichen Gründen ein Problem wenn nicht gar Existenz bedrohend, würde ich mal sagen. Wäre aber ganz einfach zu beheben: Nasenbohrertest positiv? Dann sofort PCR und innerhalb 24 Std. das Ergebnis. Dann wäre die Beteiligung bei weit über 90%, dessen bin ich mir sicher.

  • tirolersepp

    Massentests für alle – wirklich für alle – ausgezeichnet !!!

  • exodus

    Für manche wäre ein Gehirntest angebracht. Herr Nicolini, mit seiner hausgemachten Maske, meint wohl in Ordnung zu sein.

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