Du befindest dich hier: Home » Südtirol » „Eine Zumutung“

„Eine Zumutung“


Die Handwerker und Bauarbeiter sind verärgert, weil sie auch bei winterlichen Temperaturen im Freien essen müssen, während bestimmte Landesbedienstete im Restaurant verköstigt werden.

Von Matthias Kofler

Für Ulli Mair ist die ungleiche Behandlung der verschiedenen Berufskategorien „nicht nachvollziehbar“. „Die jetzige Regelung ist eine Zumutung für die Arbeiter“, kritisiert die Freiheitliche.

Seit über einem Monat dürfen Bauarbeiter und Handwerker, die den Großteil ihrer Arbeiten im Freien verrichten, ihr Mittagessen nicht in einem witterungsgeschützten Raum oder im Warmen zu sich nehmen. Die strengen Corona-Verordnungen des Landeshauptmanns, die lediglich einen Abhol- oder Zustellservice vorsehen, erlauben keinen Mensa- oder Restaurantbesuch, auch nicht in konventionierten Gaststätten.

Doch nicht alle Berufskategorien sind von diesem Verbot betroffen. Laut Verordnung Nr. 10/2021 gibt es eine Ausnahmeregelung für das Gesundheitspersonal, die Ordnungskräfte und das Heer. Auch die Landesbediensteten, die in die Kategorie des Bevölkerungsschutzes fallen – zum Beispiel Bedienstete des Landesstraßendiensts oder der Wildbachverbauung – dürfen weiterhin in konventionierten Restaurants verköstigt werden. Eine Begründung für diese unterschiedliche Handhabe findet sich in der Verordnung des Landeshauptmanns nicht. Eine entsprechende Anfrage der TAGESZEITUNG ließ Zivilschutz-Landesrat Arnold Schuler unbeantwortet.

Brisant: Das staatliche Draghi-Dekret sieht vor, dass Restaurants auch in den roten und orangen Zonen vertraglich vereinbarte Dienstleistungen erbringen können. Südtirol geht hier also einen Sonderweg und ist strenger als Rom.

Bei den Handwerkern und Bauarbeitern ist der Unmut über diese Benachteiligung groß. „Nicht überall im Land herrschen frühlingshafte Temperaturen. Trotz Corona müssen die Maßgaben der Arbeitssicherheit und der Gesunderhaltung beachtet werden. Deshalb sollte es möglich sein, dass das Mittagessen in einem entsprechenden Rahmen stattfinden kann“, findet Ulli Mair. Die Landtagsabgeordnete der Freiheitlichen hat bei der Debatte um das 500-Millionen-Hilfspaket einen Tagesordnungspunkt eingereicht, mit dem die Landesregierung dazu aufgefordert wird, eine Lösung zu finden. Der Antrag wurde aber für nicht zulässig erklärt. „Für die Landesregierung ist das offensichtlich kein Thema“, schüttelt Ulli Mair den Kopf.

Die Landesräte argumentieren damit, dass sich das Problem durch die steigenden Temperaturen von alleine löse. Ulli Mair ist überzeugt, dass man nicht auf den Frühling warten könne, sondern es sofort eine Lösung brauche. In konventionierten Gaststätten sei es viel einfacher, für die Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen zu sorgen und die Kontakte nachzuverfolgen, als auf der Baustelle. Es könne nicht sein, dass Frauen bestraft würden, weil sie ihr Pausenbrot auf einer Parkbank verzehrten, während es in bestimmten Zonen in Bozen weiterhin zu Menschenansammlungen komme. Im Bahnhofspark werde weiterhin den ganzen Tag über getrunken, keiner trage dort eine Maske. „Und wenn die Sicherheitskräfte eine Strafe ausstellen, dann reißen die Betroffenen den Zettel einfach zusammen“, ärgert sich die Freiheitliche.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (42)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

Du musst dich EINLOGGEN um die Kommentare zu lesen.

2025 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen