Montiggler Quallen
Im August 2015 fanden Taucher im Großen Montiggler See kleine Quallen einer Art, die noch nie zuvor in Südtirol gesichtet worden waren. Seitdem werden sie hier jeden Sommer von Juli bis September beobachtet.
Im Sommer 2015 waren zum ersten Mal kleine Quallen im Großen Montiggler See gesichtet worden. Nach dieser Entdeckung widmete das Naturmuseum Südtirol diesen Tieren einen Teil eines Forschungsprojekts, dessen Ergebnisse kürzlich in der internationalen Fachzeitschrift Journal of Limnologyveröffentlicht wurden.
Im August 2015 fanden einige Taucher im Großen Montiggler See kleine Quallen der Art Craspedacusta sowerbii Lankester 1880, die noch nie zuvor in Südtirol gesichtet worden waren. Seitdem werden sie hier jeden Sommer von Juli bis September beobachtet.
Die Biologen Massimo Morpurgo vom Naturmuseum Südtirol, Peter Schuchert vom Naturhistorischen Museum in Genf sowie Samuel Vorhauser und Renate Alber vom Biologischen Labor der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz untersuchten die Quallen im Rahmen des Forschungsprojekts des Naturmuseums Hydrozoen und Muscheln der Montiggler Seen und des Kalterer Sees.
Die Ergebnisse ihrer Arbeit werden nun in der internationalen Fachzeitschrift Journal of Limnologyvorgestellt. Der Artikel trägt den Titel „Occurrence of two distinct lineages of the freshwater jellyfish Craspedacusta sowerbii(Hydrozoa: Limnomedusae) in Italy“ (deutsch: Vorkommen von zwei unterschiedlichen Linien der Süßwasserqualle Craspedacusta sowerbii (Hydrozoa: Limnomedusae) in Italien) und ist auf der Website der Zeitschrift unter https://www.jlimnol.it/index.php/jlimnol/issue/view/74veröffentlicht.
Die Ergebnisse
Die Qualle Craspedacusta sowerbii Lankester 1880ist eine kleine Art, sie erreicht maximal zwei Zentimeter Durchmesser und ernährt sich von winzigen planktischen Krebstieren. Berührt sie unsere Haut, brennt das kaum, für Menschen ist sie folglich harmlos. Sie ist im Großen Montiggler See nicht heimisch und stammt ursprünglich aus China. Heute findet man den invasiven Kosmopoliten aber auf allen Kontinenten außer der Antarktis.
Von besonderem Interesse ist der biologische Zyklus der Art, die in zwei verschiedenen Formen auftritt: als Polyp und als Qualle. „Die Polypen sind nicht länger als ein Millimeter, sie leben einzeln oder in kleinen Kolonien auf dem Gewässergrund. Sie vermehren sich ungeschlechtlich, bilden weitere Polypen und produzieren zu Beginn des Sommers Quallen“, erklärt Morpurgo. Letztere leben nur im Sommer, während Polypen das ganze Jahr hindurch überleben. Quallen waren im Sommer 2019 – dem drittwärmsten in Südtirol seit 1850 – besonders zahlreich vorzufinden. Im Großen Montiggler See wurden sowohl Quallen als auch Polypen dieser Art gefunden, während im Kleinen Montiggler See nur Polypen nachgewiesen wurden.
In der Studie wurde auch eine relativ einfache Methode zur Identifizierung dieser Art in verschiedenen aquatischen Lebensräumen entdeckt: Die Polypen leben nämlich oft auf Zebramuscheln, weil sie die von ihnen erzeugte schwache Wasserströmung nutzen, um Nahrung zu erbeuten. Sammelt man also die Muscheln im flachen Wasser, kann man darauf oft unter dem Mikroskop Polypen entdecken. Und ein kurioses Detail zum Schluss: Alle untersuchten Quallen aus dem Großen Montiggler See waren männlich. Populationen von eingeschlechtlichen Quallen sind bei dieser Art außerhalb Chinas keine Seltenheit. In diesen Fällen findet keine sexuelle Fortpflanzung der Quallen statt, die Populationen werden lediglich durch Polypen aufrechterhalten.
Schließlich deuten molekulare Analysen darauf hin, dass es bei der genannten Art weltweit mindestens drei verschiedene genetische Linien gibt, von denen zwei auch in Italien leben: eine in den Montiggler Seen und eine zweite in Sizilien. Zukünftige Studien sind notwendig, um festzustellen, ob es sich dabei um zwei genetische Linien der gleichen Art oder um zwei verschiedene Arten handelt.
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