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„Handtasche um die Ohren“

Arno Kompatscher

LH Arno Kompatscher und SVP-Chef Philipp Achammer sind in Corona-Zeiten nicht nur heftigen Shit-Stürmen in den sozialen und asozialen Medien ausgesetzt, sie müssen auch noch gegen wüste Gerüchte ankämpfen.

von Artur Oberhofer

Philipp Achammer ist ernüchtert: „Ich tue seit Wochen nichts anderes, als mich gegen dieses Gerücht zu wehren.“

Dem Landeshauptmann ergeht es ähnlich: „Ich stehe weder unter Polizeischutz, noch hat jemand meine Hauswand beschmiert“, so Arno Kompatscher.

Die beiden derzeit wohl exponiertesten Politiker Südtirols, der LH und der Wirtschafts- und Bildungsrat, sind in der Corona-Zeit nicht nur heftigen Shit-Stürmen in den sozialen und asozialen Medien ausgesetzt, sondern sie müssen auch gegen Fake News ankämpfen, die von Unbekannten mit beeindruckender Hartnäckigkeit gestreut werden.

So hält sich in Südtirol seit Wochen das Gerücht, Landesrat Philipp Achammer sei verprügelt worden. Einmal wird das Sarntal als angeblicher Tatort genannt. Ein andermal Mühlbach. Am vergangenen Dienstag wurde mehreren Südtiroler Medien die Nachricht zugetragen, Achammer wäre im Ultental zusammengeschlagen worden.

„Stimmt nicht“, antwortete der Landesrat auf Anfrage der TAGESZEITUNG, er sei schon seit Monaten nicht mehr in Ulten gewesen.

Gleichwohl bestätigte Philipp Achammer, dass auch er selbst immer wieder und von verschiedenster Seite mit diesem Gerücht konfrontiert werde. „Ich habe viele Anrufe von Leuten aus allen Landesteilen bekommen, die besorgt waren und mich gefragt haben: ,Ja, was ist denn mit dir passiert’“, erzählt Achammer.

So hieß es einmal, eine alte Frau habe dem Landesrat die Handtasche um die Ohren gehauen. Ein andermal wurde kolportiert, Achammer sei von aufgebrachten Sarnern versohlt worden. In den meisten Fällen sei die Rede von einer Frau, die ihn attackiert habe, bestätigt der Landesrat. Doch es habe „keinen Gewaltvorfall“ gegeben, „auch keine Handgreiflichkeiten“.

Tatsache ist, dass dieses Gerücht immer wieder gestreut wird. Und dies bereits seit Wochen. Gezielt? Und, wenn ja, in welcher Absicht?

Landesrat Achammer (Foto: LPA/Edith Benischek)

Philipp Achammer kann sich das miese Spiel, das hier offenbar gespielt wird, nicht erklären. „Ich habe keine Ahnung, wer ein Interesse daran haben könnte, so ein Gerücht zu streuen.“ Ja, er sei gerade in Corona-Zeiten Anfeindungen im Netz ausgesetzt. „Aber es hat nie eine Aggression gegeben“, so Achammer. „Zum Glück“, fügt er hinzu.

Philipp Achammer mag nicht ausschließen, dass gewisse Kreise diese Gerüchte streuen, um ihn einzuschüchtern. Oder um andere Menschen aufzustacheln.

Die Gerüchte geistern auch in den sozialen Medien herum, wo dann schon mal zu lesen steht: „Der Achammer hot schu an por zu di Oarn gekrieg, wenn er nach (…) kommt, dann kriag er von mir a oane.“

Aus Achammers engster Umgebung heißt es: Die Gerüchte könnten von einer Impfgegnerin lanciert worden sein, die der Landesrat des Hauses verwiesen hat, als sie an einem Samstag bei ihm geklingelt und wüste Beleidigungen gegen seine Ehefrau ausgesprochen hat.

Philipp Achammers Resümee: „Ich kann mit solchen Sachen umgehen.“

Auch LH Arno Kompatscher gibt sich unbeeindruckt: „Es stimmt weder, dass ich Polizeischutz habe, noch dass Unbekannte Farbbeutel gegen mein Haus geworfen haben“, so der LH.

Das sei, so Kompatscher, „alles Käse, alles totaler Fake.“

Das „Waschweib“ war im Falle des Landeshauptmannes ein strammes und stets aufgeregtes Online-Portalchen, das die Fake-Meldung über die angeblich beschmierten Hauswände in die Welt setzte.

Was stimmt: Die Carabinieri haben sich aufgrund dieser Fake-Meldung beim LH erkundigt, ob es denn tatsächlich einen Vandalenakt gegeben habe. Mehr nicht. „Weder ich, noch meine Familie hatten je Polizeischutz“, erklärt Arno Kompatscher.

Der LH glaubt an das Prinzip der Verselbständigung von Gerüchten: „Die Leute bekommen mit, dass es im Netz derzeit hoch hergeht, wenn einer sagt, der Kompatscher braucht bald einen Leibwächter, dann sagt der nächste bereits: Der Kompatscher hat schon einen Leibwächter …“

Sogar die Frau von Arno Kompatscher wurde mit dem Gerücht konfrontiert, wobei sich folgender lustige Dialog entwickelte:

Frau in Völs: Du, ich habe gehört, ihr steht jetzt unter Polizeischutz …

Frau des LH: Nein, das stimmt nicht.

Frau in Völs: Aber ich weiß das …

Frau des LH: Glaubst du nicht, dass ich – wenn es denn so wäre – auch davon wissen müsste?

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (20)

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  • genuaischgenua

    Das geht dann in die gleiche Schiene wie dass die Hinterbliebenen bezahlt werden, wenn sie die Verstorbenen als Coronaopfer einstufen lassen. Durch die ständigen Lockdowns usw. haben viele einfach Existenzängste und versuchen die Entscheidungsträger zu diskreditieren. Ich glaube wir haben einen sehr guten Landeshauptmann und ich möchte ehrlich gesagt nicht in seiner Haut stecken und ständig Entscheidungen treffen müssen wo es, egal wie man sich entscheidet, immer auf einer Seite große Verluste gibt.

  • andreas

    Auch wenn ich nicht alles teile was er macht, ist der Landeshauptmann noch der Einzige der handlungsfähig ist.
    Den Rest der Landesregierung kann man vergessen.

    Achammer glänzt durch Anhnungslosigkeit.

    Wenn die Deeg ab und zu etwas sagt, redet sie ohne Punkt und Komma und hintennach ist man gleich schlau wie vorher.

    Schuler redet von einem Betten- und Nächtigungsstop, revidiert den Nächtigungsstop, weil er falsch verstanden wurde und lockert 2 Tage danach die Kriterien für Urlaub auf dem Bauernhof, wo zusätzliche Betten und natürlich auch Nächtigungen entstehen.

    Alfreider entzieht der Sad die Konzession für den Zug Oberbozen Klobenstein und Gatterer verkauft die Züge, welche anscheinend ihm gehören. Mit was will Alfreider denn den Bahnverkehr ab Mai betreiben, mit den alten Wagen?

    Ob da jetzt eine alte Dame dem Achammer wirklich eine Handtasche um die Ohren geschlagen hat, ist doch komplett egal.

  • exodus

    Schade, dass viele Südtiroler sich nicht zu benehmen wissen und ausufern. Gewisse Großmäuler in diesem Forum sollen mal bedenken, wie sie sich verhalten würden in solch Ausnahmezuständen, die noch nie da waren. Kritisieren ist bestimmt einfacher als handeln. Ich möchte nicht an der Stelle dieser Regierung stehen, weder provinziell noch national. Es ist bestimmt kein einfaches Entscheiden und Handeln.

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