„Zumutbares Opfer“
Bildungslandesrat Philipp Achammer fordert eine Testpflicht für die GrundschülerInnen in den Sperrgemeinden: „Nur so können wir den Präsenzunterricht aufrecht erhalten.“
Tageszeitung: Herr Landesrat, an einigen Grundschulen wie etwa in Mühlbach beteiligen sich weniger als die Hälfte der SchülerInnen am Nasenbohr-Testprojekt. Warum hält sich die Begeisterung dermaßen in Grenzen?
Philipp Achammer: An den 14 Schulen, in denen letzte Woche die Tests erstmals durchgeführt wurden, betrug die Beteiligung insgesamt 70 Prozent. Für den Start ist das durchaus akzeptabel. Viele der Bedenken, die es im Vorfeld gegeben hatte, konnte man in der Zwischenzeit ausräumen. Ich bin überzeugt, dass beim nächsten Mal noch mehr SchülerInnen mitmachen werden. Man sieht, dass die Tests den Kindern in keiner Weise wehtun und nicht invasiv sind. Sie sind für uns im Moment eine wichtige Voraussetzung, um das Infektionsgeschehen zu überwachen und damit den Präsenzunterricht zu gewährleisten.
Das Team K bezeichnet die Tests und die Masken an den Grundschulen als „sinnlose und unverhältnismäßige Belastung“. Können Sie diese Kritik nachvollziehen?
Wer jetzt sagt, dass das alles ein Blödsinn sei und es an den Schulen keine Masken und keine Tests brauche, macht es sich einfach. Das mag zwar gut klingen. Auch wir hoffen, dass die Schulen bald wieder zur Normalität zurückkehren können. Doch wer sich gegen die Tests und die Schutzmasken ausspricht, verkennt einfach die Tatsachen: Wir haben auch in den Schulen ein Infektionsgeschehen, das wir überwachen müssen. Nicht wenige Klassen mussten aufgrund von positiven Fällen in Quarantäne geschickt werden. Für mich ist jeder Tag, an dem Präsenzunterricht verlorengeht, ein Verlust. Die Tests sind ein adäquates Mittel, um den Präsenzunterricht auch in den Risikogemeinden wieder aufzunehmen, in denen die gefährliche südafrikanische Variante festgestellt wurde. Sie sind ein zumutbares Opfer, das man auf sich nimmt, um den Unterricht sicherer zu machen. Auch die Maske hat nachweislich verhindert, dass die Infektion weitergetragen werden.
Wenn die Tests notwendig sind, um den Präsenzunterricht zu gewährleisten: Warum führt die Landesregierung dann keine Testpflicht ein?
Ich bin der Meinung, dass es einen Unterschied machen muss, ob jemand den Test macht oder nicht. Auch in Österreich waren die Tests Voraussetzung für die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts. Auch wenn die rechtliche Situation nicht ganz einfach ist, bin ich sehr wohl für eine Testpflicht. Ansonsten wird das Ganze ad absurdum geführt. Nach dem Motto: Diejenigen, die den Test machen, machen ihn halt – aber es ändert sich dadurch nichts. Daher müssen wir in der Landesregierung darüber reden, wie wir weiter vorgehen sollen.
Die italienischen Schulen weigern sich bislang, ihre SchülerInnen durchzutesten. Den größten Widerstand leisten dort die Lehrpersonen …
Wenn man die Tests nicht machen will, dann findet man Tausend Gründe dafür. Einige führen den Datenschutz ins Feld, andere bezweifeln insgesamt die Maßnahmen. Es handelt sich hierbei um einen begleitenden Selbsttest, den die Kinder relativ selbstständig wiederholen können. Wir sind dankbar, wenn die Lehrpersonen bei der Vorbereitung und Durchführung mithelfen. Mein Wunsch ist es, diese Tests auch auf die höheren Schulstufen auszuweiten, damit diese schrittweise wieder öffnen können.
Die Landesregierung hat vor einigen Wochen angekündigt, alle Schulen des Landes zwei Mal pro Woche durchzutesten. Warum konnte diese Zielvorgabe bislang nicht umgesetzt werden?
Ein Grund ist die Beschaffung, der andere die organisatorisch-logistische Umsetzung der Tests. Bei der Ersteinleitung braucht es die Mithilfe der Ersten-Kreuz-Mitarbeiter. Dennoch sind wir hier schon relativ weit vorangekommen: 80 deutsche Schulstellen können die Tests bereits jetzt, nach einer Woche, autonom durchführen.
Wie geht die Schule mit einem positiven Fall um?
Die Schulen haben so viel Sensibilität, um mit einem positiven Fall richtig umzugehen. Daran habe ich überhaupt keinen Zweifel.
Interview: Matthias Kofler
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