Impfung für Bürgermeister?

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Die Impfdosen sind rar, das Thema heikel: Haben Bürgermeister als oberste Zivilschützer in den Gemeinden Recht auf eine Vorzugsschiene?
von Karin Gamper
Unter einigen Bürgermeistern des Landes geht die Angst um. Als Amtspersonen und oberste Zivilschützer ihrer Gemeinden sind sie seit Beginn der Corona-Pandemie verstärkt im Einsatz. Sie stehen in stetigem Austausch mit Einsatzkräften, Gesundheitspersonal und Bürgern. Häufig gerade dann, wenn es brennt. Deshalb haben einige von ihnen beim Gemeindenverband vorgefühlt, ob sie im Corona-Impfplan vorgezogen werden könnten. Doch das Thema ist heikel, die Impfdosen rar, der Impfneid groß.
Gemeindenverbandspräsident Andreas Schatzer bestätigt: „Ja, einige Bürgermeister haben nachgefragt, ob sie bei den Corona-Impfungen früher drankommen könnten, weil sie sich aufgrund ihres Amtes als besonders gefährdet betrachten“. Er hat den Betreffenden eine klare Absage erteilt: „Es stimmt schon, dass man als Bürgermeister hin und wieder in Situationen gerät, wo man sehr nahe am Virus ist“, sagt Schatzer, „aber das gilt dann auch für den Landeshauptmann, die Landesräte und andere Berufsgruppen“.
Gemeindenchef Andreas Schatzer ist der Meinung, dass die Politik mit gutem Beispiel vorangehen sollte. Das heißt: „Abwarten, bis wir an der Reihe sind und uns an die Abstands- und Sicherheitsregeln halten“.
Für Luis Kröll, Präsident der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt, ist die Forderung nach einer schnelleren Impfung zwar nicht prioritär, er kann sie aber durchaus nachvollziehen: „Bürgermeister tragen eine große Verantwortung, sie sind als oberste Zivilschützer immer im Einsatz und ich halte diese Forderung daher für legitim. Außerdem würden die Bürgermeister der Allgemeinheit nicht viel wegnehmen, da es nicht so viele sind“.
Sehr zurückhaltend gibt sich Dieter Pinggera, Bürgermeister in Schlanders und Präsident der Bezirksgemeinschaft Vinschgau. „Eine Vorzugsschiene würde sofort als Polit-Privileg betrachtet, man hat das an den bisherigen Reaktionen gesehen, wo geimpfte Bürgermeister beinahe schon als Verbrecher hingestellt wurden. Das ist nicht richtig, aber in der Wahrnehmung vieler Menschen leider oftmals der Fall“. Die Forderung selbst findet Pinggera aber nachvollziehbar: „Bürgermeister arbeiten exponiert, denn sie können sich schließlich auch im Lockdown nicht 24 Stunden in ihrem Büro einsperren.“
Walter Baumgartner, Bürgermeister in Villanders und Präsident der Bezirksgemeinschaft Eisacktal ist ein gebranntes Kind. Er wurde bereits gegen Corona geimpft, da er als Freiwilliger in einem Obdachlosenheim aushilft. Dafür musste er viel Schelte einstecken. Dennoch sagt er: „Ich denke, dass es nicht falsch wäre, die Bürgermeister bei der Impfreihung vorzuziehen. Sie haben in den Dörfern eine wichtige Funktion inne, sind viel mit Menschen zusammen, machen Lokalaugenscheine usw. Wenn sie ausfallen, dann bremst das schließlich auch die Tätigkeit im Rathaus“.
Oswald Schiefer, Bürgermeister von Kurtatsch, sieht keine Notwendigkeit einer Vorzugsbehandlung: „Mit Maske und Abstand ist man aus meiner Sicht ausreichend geschützt. Ich selbst bin gerade bei einem Lokalaugenschein, wenn man sich an die Sicherheitsregeln hält, dann braucht man nicht unbedingt eine Impfung. Es gab diesbezüglich ja schon einige Polemiken in Österreich und Deutschland, ich denke deshalb, dass wir uns zurückhalten und nicht ins Fettnäpfchen treten sollten. Sobald die 80-Jährigen durchgeimpft sind, werden die Impfdosen schrittweise auch für andere Bevölkerungsschichten zugänglich werden. Deshalb halte ich es mit dem deutschen Politiker Wolfgang Schäuble. Der hat als 79-Jähriger gesagt: Ich warte bis ich drankomme.“
Klaus Rainer, Bürgermeister von Innichen, hat bereits eine schwere Corona-Infektion hinter sich. „Ich könnte mich deshalb derzeit auch gar nicht impfen lassen“, gibt er Auskunft. Auch würde er es nicht für notwendig erachten. Er findet eine Impfung für die VerkäuferInnen sinnvoller: „Sie sind seit Beginn der Pandemie an vorderster Front“.
Martin Ausserdorfer, Bürgermeister von St. Lorenzen, wird abwarten: „Ich sehe das sportlich, ich werde mich nicht vordrängen, es gibt dringendere Fälle als uns Bürgermeister“.
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