Missglückte Hunde-Adoption
Die Aufnahme eines Straßenhundes endete am Wochenende für eine Burggräfler Familie in einem veritablen Desaster. Amtstierarzt Franz Hintner warnt vor Vermittlern, die in den sozialen Medien aktiv sind.
von Karin Gamper
Der kuriose Fall hat sich am vergangenen Wochenende in einer Gemeinde im Meraner Raum zugetragen.
Beim landestierärztlichen Dienst geht am frühen Sonntagmorgen der Anruf einer verzweifelten Familie ein. Sie erklärt, dass sie sich bereits seit dem Abend zuvor nicht mehr in die Küche traue. Dies deshalb, weil dort ein Hund wüte, den die Familie nur kurz zuvor über die sozialen Medien aus Süditalien adoptiert hatte. Die Nacht verbrachten die völlig verschreckten Familienmitglieder im „hundefreien“ Wohnungsteil – ohne Klozugang.
„Diese Leute waren mit dem Retriever-Mischling, der tatsächlich aggressiv war, komplett überfordert“, bestätigt Amtstierarzt Franz Hintner. Der weitere Verlauf des Burggräfler Hundedramas in Kurzfassung: einem Tierarzt und einem Hundefänger gelang es nach zweimaligem Anlauf, den aufgeregten Vierbeiner einzufangen. Er wurde in das Landestierheim in die Sill nach Bozen gebracht, wo er nach wie vor untergebracht ist.
Sowohl für den Hund, der bis dato in Freiheit gelebt hat wie auch für die Familie, die eigentlich nur Gutes tun wollte, ein denkbar schlechter Ausgang.
„Leider werden immer mehr Straßenhunde meist aus Süditalien über Vermittler ins Burggrafenamt geschleust“, kritisiert Amtstierarzt Hintner, „bei den meisten fehlen dann Papiere und Chips“. Da es sich um Hunde handelt, die auf der Straße gelebt haben und häufig auch misshandelt wurden, seien sie meist schlecht sozialisiert.
„Einige schaffen die Eingliederung in eine Familie, andere nicht“, weiß Hintner. Er bemängelt: „Die Leute adoptieren diese Hunde aufgrund eines Fotos, das sie auf Facebook vorfinden und wissen nichts über das Tier. Wenn es dann Probleme gibt, soll der tierärztliche Dienst einspringen, aber dafür sind wir nicht da“. Auch würden schwierige Hunde einfach im Tierheim abgegeben: „Auch das geht nicht, das Heim wird mit öffentlichen Geldern finanziert, es ist überfüllt und nur für Notsituationen gedacht, wenn beispielsweise die Besitzer ins Krankenhaus müssen oder versterben“.
Das Ganze entwickle sich langsam aber sicher zu einem „Riesenproblem“, warnt der Amtstierarzt eindringlich vor solchen Adoptionen auf Distanz.
„Dem Tierschutz ist damit nicht gedient, da es diesen Straßenhunden in ihrem gewohnten Umfeld besser geht, weil sie frei herumlaufen können. Voraussetzung ist, dass sie gefüttert und kastriert werden“, so Hintner. Straßenhunde würden sich in den meisten Fällen nicht als Familienhunde eignen: „Sie haben aufgrund ihrer Vorgeschichte entweder Angst oder Aggressionen“, erklärt Hintner.
Für die Burggräfler Familie ist die missglückte Hunde-Adoption noch nicht ausgestanden. Sie muss die Kosten für den Einsatz des tierärztlichen Diensts und den Tagessatz für das Tierheim übernehmen. „Das sind erhebliche Spesen“, gibt Hintner zu bedenken. Wie es mit dem Straßenhund weiter geht, ist ebenfalls noch unklar.
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Kommentare (8)
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@alice.it
Außer Spesen nichts gewesen !
Solche dummen Hunde-Rettungsaktionen gehörten bestraft und verboten.
brutus
Es wäre besser Tierschutzorganisationen zu unterstützen die Straßenhunde und Katzen die diese Tiere kastriert und sterilisiert.
morgenstern
Weil die Angelegenheit ohnehin etwas abenteuerlich klingt passt der Betäubungspfeil durchs Schlüsselloch dazu wie die Faust aufs Auge.