Ein Jahr Corona
Vor fast einem Jahr wurde der erste Coronafall in Südtirol nachgewiesen. Ausgerechnet nach einem Jahr Corona steigt die Zahl der Todesfälle auf über 1.000.
von Markus Rufin
Wer hätte gedacht, dass es so kommen könnte? Am Mittwoch vor genau einem Jahr wurde in Südtirol die erste Coronainfektion nachgewiesen. Bis heute bestimmt das Thema das Leben der Bevölkerung.
Ein Blick zurück: Nachdem in den Tagen zuvor mehrere Verdachtsfälle negativ getestet wurden und Landeshauptmann Arno Kompatscher einen Tag zuvor eine Verordnung unterzeichnete, mit der die Faschingsferien verlängert wurden, wurde am Abend des 24. Februar 2020 eine Pressekonferenz in der Leitstelle des Zivilschutzes einberufen, weil die erste Coronainfektion nachgewiesen wurde.
Betroffen war ein 31-jähriger Mann aus Terlan, der sich in den zwei Wochen zuvor in eine der roten Zonen in der Lombardei aufhielt. Bei besagter Pressekonferenz gab Kompatscher noch zur Auskunft, dass er keinen Anlass sehe, die Maßnahmen zu verschärfen. Nur zwei Wochen später folgte der italienweite Lockdown. Auch andere Länder mussten bald zu strengeren Maßnahmen greifen.
Damals ging man davon aus, dass strenge Ausgangsregelungen die Infektionszahlen innerhalb weniger Tage sinken lassen würden. Doch es kam anders. Mittlerweile hat Landeshauptmann Arno Kompatscher acht Verordnungen unterzeichnet.
Ein Jahr nach dem Nachweis des ersten Coronafalles in Südtirol muss man eine traurige Bilanz ziehen. Ausgerechnet am Mittwoch, also genau ein Jahr, nachdem der erste Fall nachgewiesen wurde, wurde in Südtirol die Grenze von 1.000 Personen, die durch oder mit dem Coronavirus gestorben sind, überschritten. Insgesamt gab es 1.006 Todesfälle.
Landeshauptmann Kompatscher spricht angesichts der Überschreitung dieser Grenze von einem „traurigen Tag“ für Südtirol: „Damit wurde eine Schwelle überschritten, die wir vor einem Jahr nicht einmal zu befürchten gewagt hätten. Diese Pandemie hat viel Unheil über unsere Familien und auch über unsere Gesellschaft insgesamt gebracht.“ Jeder einzelne Verstorbene sei einer zu viel. Es sei eine mehr als traurige Zahl, aber eben nicht nur eine Zahl.
„Im ehrenden Andenken an die 1.000 Menschen sollten wir als Gesellschaft gemeinsam die Kraft aufbringen, Covid-19 mit Vehemenz die Stirn zu bieten“, ruft der Landeshauptmann auf.
Kompatscher erinnert in diesem Zusammenhang auch an die vielen Covid-19-Infizierten, die zwar als genesen gelten würden, aber noch immer an den Folgen der Krankheit zu leiden hätten. Groß seien auch die gesellschaftlichen und die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie
Auch Bischof Ivo Muser nimmt die Überschreitung der 1.000er-Schwelle zum Anlass zur Verantwortung und Bürgersinn aufzurufen: „Wir sind in der nach wie vor schwierigen Situation alle aufgerufen, Verantwortung und Bürgersinn zu zeigen. Es geht nur miteinander und füreinander.“
Die tausend Menschen, die mit oder an Corona gestorben sind, seien nicht nur Namen, sondern „alle ein Teil von uns“. Der Bischof dankt vor allem jenen, die sich in dieser Notsituation um die Würde der Toten gekümmert haben: „Gott hat auch Wege gefunden, dass unsere Lieben ihr irdisches Leben nicht allein und isoliert beenden mussten.“
Doch nicht nur die Zahl der Toten stieg ein Jahr nach Corona deutlich in die Höhe, noch erstaunlicher ist die Zahl der Positiven: Über 60.000 Personen wurden in diesem einen Jahr positiv getestet. Nur an einer Handvoll Tagen gab es keine einzige Neuinfektion.
Seit den ersten Verdachtsfällen, die bereits Mitte Februar auftraten, wurden in Südtirol über 1,2 Millionen Tests durchgeführt. Rund 750.000 Mal wurde ein Antigentest durchgeführt, etwas unter 500.000 Mal ein Abstrich vorgenommen. Insgesamt haben sich rund 200.000 Personen mittels Abstrich testen lassen.
Offiziell als geheilt gelten zum jetzigen Zeitpunkt etwa 40.000 Personen. In Wahrheit sind es natürlich mehr, da Positiv Getestete nach drei Wochen Quarantäne ebenfalls als geheilt gelten.
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