„Das sind Horrorzahlen“
Der HGV fordert Überbrückungshilfen und einen raschen Weg aus der Krise. Einen kompletten Ausfall der Wintersaison habe es noch nie gegeben.
Die Corona-Pandemie hat das Hotel- und Gastgewerbe in eine tiefe Krise gestürzt.
Der Sektor und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen dringend weitere Überbrückungshilfen und einen konkreten Plan, wie der Tourismus, die darin tätigen Betriebe und die vielen Zulieferbetriebe ihre Tätigkeit so rasch als möglich wieder aufnehmen können, schreiben der Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) und die Hoteliers- und Gastwirtejugend (HGJ) in einer gemeinsamen Presseaussendung.
Beide Verbände verweisen in ihrer Presseausendung auf jüngst bekannt gewordene Zahlen, welche die prekäre Lage der Gastbetriebe unterstreichen.
Das Landesinstitut für Statistik ASTAT hat mitgeteilt, dass die Ankünfte in Südtirol im Dezember 2020 gegenüber dem Dezember des Vorjahres um 94 Prozent und die Übernachtungen sogar um 95 Prozent zurückgegangen sind. „Das sind absolute Horrorzahlen, die nun auf den Betrieben und den Tourismussektor lasten. Trotzdem wird zur Tagesordnung übergegangen und so getan, als sei nicht viel geschehen“, kritisiert HGJ-Obmann Hannes Gamper.
Die touristischen Zahlen im Januar und Februar werden ebenso dramatisch ausfallen, weil alle Gastbetriebe wieder schließen mussten und die Skigebiete nicht öffnen konnten. „Einen kompletten Ausfall der Wintersaison hat es seit Beginn des Wintertourismus in Südtirol nicht gegeben. Mit unabsehbaren Folgen für die Betriebe, die darin tätigen Familien, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Aufstiegsanlagen, die Skilehrer und all die Unternehmen, die vom Wohlergehen des Tourismus leben. Die Tragweite dieser dramatischen Entwicklung wurde noch nicht verinnerlicht“, unterstreicht HGV-Präsident Manfred Pinzger.
Auch weltweit führte die Pandemie zu einem Stillstand im Tourismus. Laut Welttourismusorganisation gingen die internationalen Ankünfte um 74 Prozent zurück. In Europa sanken sie um 70 Prozent im Verhältnis zu 2019. Neben der Hotellerie betrifft dieser dramatische Rückgang auch die Kultur, die Kunst, die Gastronomie und Eventveranstaltungen.
Die dramatische Entwicklung spiegelt sich auch am Arbeitsmarkt wider. Weltweit sind laut Welttourismusorganisation bis zu 120 Millionen Arbeitsplätze im Tourismus gefährdet. Auch in Südtirol ist die Zahl der Arbeitslosen deutlich gestiegen. Im letzten Quartal 2020 waren im Gastgewerbe im Schnitt rund 18.000 Personen lohnabhängig beschäftigt. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist dies ein Rückgang um rund 30 Prozent. Um fast 50 Prozent hat die Zahl der befristeten Arbeitsverträge abgenommen aufgrund des Rückgangs der Saisonarbeitskräfte im Tourismus. Im Dezember 2020 gingen die unselbstständig Beschäftigten im Tourismus gar um 50 Prozent zurück, von rund 27.700 auf rund 13.600. Im Januar 2021 hat das Amt für Arbeitsmarkt einen Rückgang von 57 Prozent an Beschäftigten im Tourismus festgestellt.
Absolut negativ wirkt sich diese Entwicklung auf die Jugend aus, welche ihre berufliche Zukunft im Hotel- und Gastgewerbe sieht. „Zurzeit müssen wir unsere gut ausgebildeten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Woche zu Woche vertrösten. Manche von ihnen suchen bereits anderweitig nach Arbeit und Einkommen und gehen so unserem Sektor verloren“, verweisen Pinzger und Gamper auf weitere Folgen der monatelangen Betriebsschließungen und der unsicheren Aussichten.
„Deshalb brauchen die Beherbergung und die Gastronomie sowie deren Mitarbeiter neben weiteren Überbrückungshilfen einen konkreten Plan, wie der Tourismus und die darin tätigen Betriebe so rasch als möglich wieder starten können. Es braucht eine konkrete Öffnungsstrategie für die Gastronomie, die Hotellerie und weitere Bereiche, wo es zu Kontakten mit Menschen kommt“, schreiben der HGV und die HGJ abschließend in ihrer gemeinsamen Presseaussendung.
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Kommentare (10)
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hallihallo
die zahlen werden nicht ganz stimmen.
da viele arbeitnehmer wegen entlassungsverbot in „cassa integrazione“ sind, ist der rückgang sicherlich wesentlich höher.
exodus
Etwas ist mir bis heute noch nicht klar: Das Hotel-und Gastgewerbe ist dauernd am jammern! Ich frage mich, wo sind die Gelder der letzten 10 goldenen Jahre hingekommen. Ein guter WIRTSCHAFTER müsste vorbauen und nicht ins Blaue hinein planen, um dann zu klagen und nicht mehr weiter wissen. Wie viele Handwerksbetriebe wurden von gewissen Pleitebaulöwen in die Verzweiflung getrieben, das ohne jegliche Unterstützung oder Hilfen. Über diese Situationen wurde nie ein Wort verloren!