Die Reise-Bestimmungen
Die Regierung Draghi verlängert das Reiseverbot zwischen den Regionen bis 27. März. LH Arno Kompatscher fordert eine Neuregelung der Bestimmung zu den Zweitwohnungen.
Von Matthias Kofler
Die italienische Regierung hat am Montagvormittag beschlossen, das Reiseverbot zwischen den Regionen im Inland bis zum 27. März zu verlängern. Die Bestimmung, die noch von der Vorgängerregierung unter Giuseppe Conte verabschiedet worden war, wäre am 25. Februar ausgelaufen. Bereits bei der Sitzung der Staat-Regionen-Konferenz am Sonntagnachmittag hatten Gesundheitsminister Roberto Speranza und Regionenministerin Mariastella Gelmini die Verlängerung des Verbots der Bewegung zwischen den Regionen angekündigt.
„Wir haben vereinbart, dass es in den nächsten Tagen weitere Treffen zwischen den Regionen und der römischen Regierung geben soll“, erklärt Landeshauptmann Arno Kompatscher gegenüber der TAGESZEITUNG. In den geplanten Gesprächsrunden soll es laut dem Präsidenten der Regionenkonferenz, Stefano Bonaccini, unter anderem um die neuen Corona-Bestimmungen und die Hilfsgelder gehen. Die Regionen fordern eine Anpassung der 21 Parameter, die Grundlage der staatlichen Einstufung der Regionen in gelbe, orange und rote Zonen sind. Der Vorschlag, national eine einheitliche Bestimmungen zu erlassen, indem man alle Regionen zur orangen Zone erklärt, wurde hingegen verworfen. Das bisherige Ampelsystem bleibt also aufrecht.
Vom Reiseverbot zwischen den Regionen ausgenommen sind Fahrten aus Berufs-, Dringlichkeits- und Gesundheitsgründen, wobei in diesen Fällen stets eine Eigenerklärung vorzulegen ist. Bei Nichteinhaltung der Bestimmungen droht ein Bußgeld von 400 bis 1.000 Euro. Auch die Heimreise zum eigenen Wohnort bleibt erlaubt. Weiterhin aufgesucht werden darf auch die Zweitwohnung, falls sich diese in einer anderen Region als der Hauptwohnsitz befindet. Einzige Voraussetzung ist, dass man bereits vor dem 14. Januar 2021 im Besitz der entsprechenden Immobilie war. Diese Ausnahme bei den Reisebeschränkungen gilt für alle Regionen, unabhängig davon, ob sie in der gelben, orangen oder roten Zone eingestuft sind.
In Südtirol sieht man die Bestimmung zu den Zweitwohnungen seit jeher kritisch, da sie aufgrund der unterschiedlichen Klassifizierungen zu Schwierigkeiten führen könnte. „Ich habe am Sonntag in der Konferenz noch einmal auf die Widersprüchlichkeit dieser Regelung hingewiesen. Mariastella Gelmini hat versprochen, es in der Regierung zur Sprache zu bringen“, sagt Kompatscher. Laut dem Landeshauptmann hat die römische Regierung – sofern sie denn will – die Möglichkeit, die Bestimmung im neuen DPCM neu zu regeln, das Anfang März in Kraft treten soll. Gestern sei lediglich das auslaufende Gesetzesdekret zu den Reisebeschränkungen verlängert worden.
Die Regierung unter Mario Draghi hat indes bekanntgegeben, dass es in den roten Zonen künftig untersagt ist, Verwandte und Freunde zu besuchen. Besuche von höchstens zwei Personen (ausgenommen Kinder bis 14 Jahre) sind nur noch in den orangen und gelben Zonen möglich, allerdings nur von 5 Uhr morgens bis 22 Uhr abends. Danach gilt weiterhin die abendliche Ausgangssperre. Vom Besuchsverbot in den roten Zonen befreit sind der Besuch pflegebedürftiger Verwandter sowie der Besuch der eigenen minderjährigen Kinder, wenn diese bei einem anderen Elternteil leben.
In den orangen Zonen gibt es laut Dekret von Gesundheitsminister Speranza eine Sonderregelung für Gemeinden mit bis zu 5.000 Einwohner: Aus diesen dürfen sich die BürgerInnen bis zu 30 Kilometer entfernen. Die Verordnung des Landeshauptmanns sieht für Südtirol keine solche Ausnahme vor: Bewegungen in eine oder aus einem Gemeindegebiet und innerhalb der Gemeinde sind demnach nur aufgrund nachgewiesener Arbeitserfordernisse, aus Gesundheitsgründen, Studiengründen, zum Einkaufen oder in begründeten Situationen der Notwendigkeit erlaubt.
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Kommentare (41)
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tiroler
Das Erreichen der Zweitwohnung darf niemals verboten werden. Es kann niemals verboten werden, zu seinem Eigentum zu gelangen. Das wäre verfassungswidrig. Sollte Kompatscher als Jurist eigentlich wissen.
besserwisser
virologen und verfassungsexperten gibt es zur zeit ja mehr als genug. gut dass diese spezies anständig nachwuchs hat.
sukram
In den meisten Ländern Europas ist es gesetzlich nicht verboten, sich innerhalb des Landes zu bewegen. Warum reicht ein negativer Covid Test, um völlig legal in andere EU Staaten zu reisen und auch zurück zu kommen, aber nicht um sich im eigenen zu bewegen. Ich bin kein Jurist, aber es scheint mir, dass diese Verordnung zum heutigen Zeitpunkt (ein negativer Covid Test ist de facto überall und jederzeit verfügbar, die Gefahr ist im Vergleich zum Vorjahr bekannt) in einem demokratischen Staat sehr grenzgängig ist und wohl kaum noch mit Europarecht zu vereinbaren ist.
vinsch
@gestiefelterkater der einzige Historiker, der überlebt hat ist „Ganser“ aus der Schweiz, der hält regelmäßig seine kritischen Statements zu diesen unsinnigen lockdowns. Aber keine Sorge, hinterher kommen sie alle aus ihren Löchern, wie nach dem 1. und 2. Weltkrieg und zeigen dann mit dem Finger auf die „Bösen“ …
vinsch
Herr Kompatscher, haben Sie Ihre Kritiker jetzt Mundtot gemacht? Wir wären eigentlich orange Zone, aber Sie haben uns für „rot“ erklärt. Arno = Superman mit außerirdischen Kräften ….
vinsch
@checker noch nicht gehört? Die 500 Millionen, die Brotkrümel für unsere Wirtschaft sind blockiert. Rom gibt dafür kein grünes Licht. Die SVP-Arbeitnehmer-Vertreter müssten schon längst aufschreien, aber Arno hält sie noch still …. Wie lange noch???