Du befindest dich hier: Home » Gesellschaft » „Sehr guter Impfstoff“

„Sehr guter Impfstoff“

Der AstraZeneca-Impfstoff ist trotz Mutation sicher und wirksam, behauptet Elke Maria Erne, Primaria für Infektionskrankheiten. Lehrer sollten daher nun die Gelegenheit nutzen.

Tageszeitung: Frau Erne, wird die Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffes durch die südafrikanische Mutation gesenkt?

Elke Maria Erne: Nein, ich habe mich intensiv damit beschäftigt und keine genauen Daten dazu gefunden, dass die Mutation den Impfstoff abschwächt. Es gibt sogenannte Real-Life-Daten aus Südafrika, die aussagen, dass der Impfstoff moderat gegen diese Covid-Variante schützt, es gibt aber keine großen Studien dazu. Es könnte sein, dass die Immunantwort mit den Antikörpern etwas niedriger ist, aber es ist nicht so, dass der Impfstoff gar nicht mehr funktioniert.

Wie wirksam ist die Impfung?

Mit der ersten Dosis schützt der AstraZeneca-Impfstoff bereits zu 60 Prozent. Eine zweite Dosis wird nach drei Monaten verabreicht. Danach liegt die Wirksamkeit bereits bei 80 Prozent. Das ist ein sehr guter Wert. 80 Prozent der Geimpften sind also gegen eine schwere Erkrankung geschützt. Das bedeutet aber nicht, dass die anderen 20 Prozent krank werden, es bedeutet nur, dass 80 Prozent der Geimpften auf keinen Fall schwer erkranken.

Warum wird der Impfstoff nicht für über 55-jährige angeboten, wenn er so gut schützt?

Die Daten des AstraZeneca-Impfstoffes sind nicht homogen. In der klinischen Studie wurde dieser vor allem an Personen zwischen 18 und 55 Jahren ohne Komorbidität, also ohne Vorerkrankung getestet. Die italienische Arzneimittelbehörde Aifa konnte diese Impfung also nur unter diesen Bedingungen zulassen. Der Staat spricht aber bereits darüber, das Höchstalter auf 65 Jahre anzuheben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat außerdem betont, nicht auf die Mutationen zu achten.

Lehrer sollten die Gelegenheit also nutzen und sich impfen lassen?

Ja, auf jeden Fall. Leider ist es so, dass sich negative Nachrichten sehr schnell verbreiten. Die Nachricht, dass der Impfstoff nicht gegen die südafrikanische Mutation schützt, hat sich schnell verbreitet. Ich beziehe meine Aussagen aus den Dokumenten des Spallanzani-Krankenhauses in Rom, der WHO und der Zulassungsstudien aus vier Ländern. Diese Daten sind öffentlich zugänglich.

Wird es für Lehrer in einigen Monaten womöglich auch andere Impfstoffe geben?

Wenn die erste Dosis verabreicht wurde, sollte auch die zweite Dosis mit demselben Impfstoff verabreicht werden. Experten sind sich dazu zwar nicht einig, wahrscheinlich erhalten die Lehrer aber nur den AstraZeneca-Impfstoff, entschieden wurde das aber noch nicht.

Trotzdem erwägen viele Lehrpersonen nu, abzuwarten, bis ein anderer Impfstoff zur Verfügung steht…

Das ist nicht ratsam, denn die Vorteile der AstraZeneca-Impfung, die man sofort bekommt, übertreffen die Nachteile, die man hat, wenn man sich nicht impfen lässt, bei Weitem. Zudem: Je mehr sich impfen lassen, desto weniger Virus zirkuliert und umso weniger Varianten kommen auf.

Sind andere Impfstoffe besser?

Das kann man so nicht sagen. Einen Impfstoff mit einer Wirksamkeit von 80 Prozent mit einem Impfstoff mit einer Wirksamkeit von 90 Prozent zu vergleichen, macht wenig Sinn. Experten sagen, dass alle drei Impfstoffe gut sind, wenig Nebenwirkungen haben und bedenkenlos benutzen kann.

Nun empfinden aber viele Lehrer und Kindergärtner Unsicherheit kurz vor der Impfung. Wie wollen Sie ihnen diese Unsicherheit nehmen?

Am besten ist es, die Leute mit Informationskampagnen umfassend aufzuklären. Das haben wir auch beim Webinar versucht, wir sind dabei auch auf viele Fragen eingegangen. Je mehr man sich bemüht, Zweifel zu beseitigen, desto eher gelingt es.

Interview: Markus Rufin

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (77)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • andreas

    Ohne AstraZeneca hat die EU ein Problem, alle zeitnah zu impfen, deshalb wird jetzt mantraartig überall damit geworben, wie zuverlässig der Wirkstoff ist, auch wenn er gegenüber BionTech und Moderna abfällt.

    AstraZeneca scheint mit einer Dosis fast besser als mit 2 zu wirken und die Nebenwirkungen bei der 2. Dosis sind teilweise recht heftig.
    https://www.fr.de/politik/astrazeneca-impfstoff-impfung-corona-studie-vektorimpfstoff-rna-dna-kritik-90195947.html

    Momentan scheint es als ob Experten und Politikern recht felxibel bei ihren Aussagen sind, sie passen sie dem an, was gerade zur Verfügung steht.
    Die Primaria für Infektionskrankheiten macht sich mit der Aussage, dass die anderen Impfstoffe nicht besser sind, eigentlich unglaubwürdig.
    Sie sagt es ja nur, da von den anderen zu wenig zur Verfügung stehen.

  • steve

    Wer würde einen Fallschirm ablehnen der dich in 80% der Fälle sicher auf den Boden bringt und in den restlichen 20% den Sturz so abmildert dass du dir keine schlimmen Verletzungen zuziehst?!

    • andreas

      Die 80% scheinen eine exclusive Meinung der Primaria zu sein, international wird von 60% gesprochen.
      Und sofern keine akute Notwendigkeit besteht, ist es natürlich schlauer auf einem mit 90% Absicherung zu warten.

      Wenn nicht mal die, welche in exponierten und gefährdeten Stellen arbeiten, den optimalen Schutz bekommen, wer dann?
      AstraZeneca ist ein Kompromiss, nicht mehr und nicht weniger, welcher bei der südafrikanischen Mutation wohl dieselbe Wirkung wie ein Globuli hat.

  • criticus

    Guten Tag Frau Maria Erne, ich erinnere mich noch gut, wie Sie vor einem Jahr in einem Tagesschau-Interview auf Anfrage wegen Corona-Virus in China gesagt haben:
    „Es ist unwahrscheinlich, dass dieses Virus nach Südtirol kommt.“
    Und heute sind Sie in der Fachkommission? Frau Erne, schon damals waren Sie für mich nicht glaubhaft!

  • unglaublich

    „Es bedeutet, dass 80% der Geimpften auf keinen Fall schwer krank werden“, sagt die Primaria. Aber Prof. Gänsbacher sagte doch, dass die Geimpften keine schweren Verläufe mehr hätten. So sagt die Primaria auch: „Je mehr sich impfen lassen, desto weniger Virus zirkuliert und umso weniger Varianten kommen auf“. Aber bisher wurde doch immer davon gesprochen, dass die Impfung nicht verhindern kann, dass eine Ansteckung durch Geimpfte passiert.
    Was ist wissenschaftlich gesichert und was nicht? Daran sollten sich die Experten halten, sonst wird nur noch mehr Verunsicherung produziert.

  • honsi

    Wie kann man einen Impfstoff als sicher deklarieren, wenn die Erforschung noch gar nicht abgeschlossen ist?

    https://youtu.be/kZSj6MhRR8g

  • asoet

    Meine Impfung setzt sich zusammen aus Natur und Skitouren!

  • enfo

    Nemmen wos do isch und fertig!
    De etepetete holtung isch schlimmer wia di aluhüte.
    Vo lauter verwöhnt seimor bold olle muass is olm is beste von besten sein. Weil mir jo a di besten sein.

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen