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Der Immuni-Flop

Im Herbst noch  „Wunderwaffe“, jetzt ein totaler Reinfall: Was aus der Immuni-App geworden ist und warum sie in Südtirol kaum mehr genutzt wird. 

von Markus Rufin

Über den Sommer, als die Corona-Infektionszahlen in ganz Europa noch überschaubar waren, haben sich die Staaten versucht, auf den Herbst und den Winter vorzubereiten. Weil man wusste, dass eine zweite Corona-Welle auf Europa wohl zukommen würde.

In China ist die Corona-Welle durch die rigorose Umsetzung der Maßnahmen, aber auch durch eine App gebrochen wurde. Bis heute hat das Land laut offiziellen Daten die Situation unter Kontrolle.

Inspiriert davon haben auch einige europäische Staaten eine App entwickelt, die bei der Eindämmung des Virus behilflich sein sollte. In Italien war das die Immuni-App, auf die man viel setzte. Große Werbekampagnen sollten dabei helfen, dass sich möglichst viele Bürger die App installieren.

Bereits im September berichtete die TAGESZEITUNG über den Immuni-Flop. Damals hatten gerade einmal 15,1 Prozent der Bürger die App installiert. Aber auch im restlichen Italien schaute es nicht besser aus: 5,5 Millionen Bürger haben sich staatsweit die App heruntergeladen.

Doch wie sieht es jetzt aus? Mittlerweile hört man von der App, um der es seit Anfang an Diskussionen gab, kaum etwas. Und wie die Zahlen zeigen, kommt das nicht von ungefähr.

Italienweit haben nur 10,3 Millionen Personen die App heruntergeladen. Der nationale Durchschnitt liegt damit bei 19,4 Prozent. Bisher wurden 11.470 positive Benutzer gemeldet und 88.558 Benachrichtigungen damit versendet. Die App hat ihr Ziel also italienweit klar verfehlt.

In Südtirol ist die Zahl der Nutzer sogar auf 14,2 Prozent gesunken, einige Personen haben die App sogar deinstalliert. Das sind weniger als 65.000 Personen. Italienweit liegt man damit beinahe an letzter Stelle. Nur in Kampanien haben prozentuell gesehen weniger Personen die App installiert.

Aber auch in den anderen Regionen sehen die Daten nicht besser aus. Die Spitzenposition bei den Downloads hat Emilia Romagna mit 24,4 Prozent inne. In der Anfangsphase wurde von den Verantwortlichen betont, dass mindestens 70 Prozent der Bevölkerung die App installieren müssen, damit die Infektionszahl unter Kontrolle bleibt.

Doch es kommt noch schlimmer. In Südtirol scheint die App überhaupt nicht mehr verwendet zu werden. Eigentlich sollten getestete Personen über die Immuni-App mitteilen, dass sie ein positives Ergebnis erhalten haben und damit alle anderen Nutzer, die Kontakt mit ihnen hatten, warnen. Doch in der Woche vom 8. bis zum 14. Februar wurde keine einzige Mitteilung in Südtirol verschickt. Entweder wurde also keine einzige Person positiv getestet, die die App installiert hat, oder die Südtiroler haben die App einfach vergessen.  Dabei hat das Land mehrere Zehntausend Euro an Werbespesen für die App bezahlt.

Südtirol steht damit übrigens nicht alleine dar. Auch in Kalabrien, Molise, Sardinien, im Aostatal oder Trient wurde keine Mitteilung versendet. Am meisten Mitteilungen gab es in der Emilia Romagna, wo 377 Personen die Nachricht erhalten hatten, dass sie in Kontakt mit einem positiven Getestetem standen. In der Lombardei und im Latium wurden rund 200 Mitteilungen verschickt. Nur in zwei weiteren Regionen wurden über 50 Mitteilungen versendet.

Auch positive Nutzer gab es letzte Woche in Südtirol kaum – zumindest waren es weniger als sechs (weniger wird in den offiziellen Immuni-Statistiken nicht angezeigt). Das war auch in den Regionen Basilikata, Kalabrien, Molise, Trient, Sardinien, Sizilien, im Aostatal und im Veneto der Fall.

Es verwundert daher kaum, dass kaum mehr Werbung für die Immuni-App gemacht wird. Das liegt aber vermutlich vor allem daran, dass mit der Impfung nun ein vielversprechenderes Mittel im Kampf gegen das Virus zur Verfügung steht.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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