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„Südtirol hat zu schnell geöffnet“

Markus Söder und Arno Kompatscher (Archivbild)

Auf und Zu, Stop and Go: Der bayrische Ministerpräsident Markus Söder watscht Südtirol für sein gescheitertes Corona-Krisenmanagement ab. 

Von Matthias Kofler

Der gescheiterte Südtiroler Sonderweg sorgt auch im Ausland für viel Gesprächsstoff. Gestern war es der bayrische Ministerpräsident Markus Söder, der Arno Kompatscher, Thomas Widmann und Co. öffentlich für ihren Corona-Schlingerkurs abwatschte. In seiner Regierungserklärung im bayrischen Landtag sagte der CSU-Politiker wörtlich:

„Wer mit Hektik agiert und nur der Stimmung nachgibt, der kann leider einen Rückfall erleben, der stärker ist. Wir haben es mitten in Europa erlebt: in Irland, in Portugal, in Tschechien. Auch in dem von uns allen sehr geschätzten Südtirol hat man zu schnell geöffnet. Das Ergebnis ist, dass man dann nach kürzester Zeit steigende Infektionszahlen hat. Man muss wieder zumachen. Ein Hin und Her, ein Stop and Go, ein Vor und Zurück, was nicht nur größte Schäden gesundheitlich anrichtet, was nicht nur die Medizin belastet. Auch die Wirtschaft hat dadurch mehr Schädigungen, wenn man aufmacht, einkauft und dann wieder zusperren muss. Uns sind wir ehrlich: Die Akzeptanz der Bevölkerung ist dadurch sehr viel geringer. Lieber vorausschauend handeln, als im Rückblick sagen zu müssen: Hätten wir es doch anders gemacht!“

Doch nicht alle autonomen Regionen stehen schlecht da: Das Aostatal, das noch im November das nationale Sorgenkind war, hat sich in der Zwischenzeit zum Musterschüler entwickelt. Der RT-Wert liegt dort bei 0,77, die 7-Tage-Inzidenz bei unter 50. Wenn die Region diese Daten eine weiter Woche halten kann, darf sie in die weiße Zone wechseln, wo nur noch wenige Einschränkungen, etwa der Mund- und Nasenschutz, gelten.

Das Beispiel Aosta zeigt, dass ein Sonderweg im Corona-Management nicht von Vorneherein zum Scheitern verurteilt ist – vorausgesetzt, man nutzt diesen Weg nicht dafür, trotz schlechter Zahlen allzu viel offen zu lassen. Die Regionalregierung hatte im Dezember – nach dem Vorbild Südtirols – ein Gesetz verabschiedet, das die Öffnung von Bars, Restaurants und Gasthäusern vorsah. Das Gesetz war daraufhin von der römischen Regierung angefochten und Mitte Januar vom Verfassungsgericht aufgehoben worden. Weil sich das Aosta seit Jahresanfang darum bemühte, die Entscheidungen in der Pandemiebewältigung im Einklang mit dem Staat zu treffen, zog Rom die Anfechtung wieder zurück.

Mit der Aufhebung des Gesetzes hat der Verfassungsgericht aber ein Präzedenzurteil geschaffen, das sich durchaus auch auf die Südtiroler Gesetzgebung auswirken dürfte. Der SVP-Verfassungsrechtler sagt dazu: „Die Aostaner haben nicht die feine Klinge benutzt wie wir, sondern haben mit der Holzhammer-Methode eine negative Entscheidung provoziert.“ Vom epidemiologischen Standpunkt her stehen sie heute aber deutlich besser da als die Südtiroler.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (67)

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  • andreas

    Wenn man denkt es geht nicht blöder, kommt ein Spruch von Markus Söder. 🙂
    Söder benötigt wohl schlechte Beispiele, um seinen Kurs zu rechtfertigen, es sei ihm gegönnt.
    Er braucht halt Argumente für seine angepeilte Kanzlerkandidatur, was solls.
    Über Sinn und Unsinn des Sonderwegs lässt sich aber diskutieren, Söder hat wohl außer acht gelassen, das Italien weit weniger spendierfreudig wie der deutsche Staat ist, Details waren aber noch nie Söders Stärke.

    Die Deppen Europas sind aber trotzdem die Tiroler, die scheinen noch sturer wie wir zu sein.
    Söder hat sogar den Bus- und Bahnverkehr nach Tirol eingestellt und es als Virusmutationsgebiet bezeichnet.
    Bei manchen Südtiroler Politiker, welcher sich bevorzugt dort aufhaltet, hatte ich aber irgendwie immer schon die Vermutung einer Mutation oder ähnlichem.

    Und der Wastl hat ihnen freundlicherweise die Militärpolizei zur Unterstützung ihrer Isolation geschickt.

    Also danke Tirol, dass ihr uns aus den Schlagzeilen der internationalen Presse verdrängt habt, wobei sich jeder vernüftige Tiroler lieber in einem Erdloch vergraben würden, als sich den Schmarrn anzuhören, welchen Tiroler Wirtschaftsvertreter von sich geben.

  • sukram

    Die Söderlogik ist nach Adamarise nicht nachvollziehbar. Wieso soll 5 Wochen aufsperren und 3 Wochen zusperren die Wirtschaft mehr schaden als 8 Wochen zusperren? Bei welcher Lösung werden mehr Freiheitsrecht beraubt? Mir ist definitiv dieser Weg lieber.

  • vinsch

    der Sonderweg war das Beste, aber natürlich wurden die anderen dann mit Kritik bestraft und jetzt lässt man es uns büßen. Nun Tourismus hat die Lega in Italien erhalten und das ist die einzige Chance für uns, dass sich etwas ändert.

  • nochasupergscheiter

    Letztendlich ist es doch egal…
    Mittlerweile hat der Dümmste es kapiert…
    Abstand halten…
    Masken tragen…
    Aber nicht in der freien Natur wenn du aneinander vorbeigehst…
    Auf die alten Leute aufpassen… Wohl das wichtigste auf das am wenigsten wert gelegt wird…
    Der Virus wird nicht verschwinden…
    Im Sommer wirds besser…
    Man sollte freiwillige rekrutieren die in den Krankenhäusern helfen
    Z. B in Rente gegangene Ärzte und Krankenschwestern..
    Hat daran jemand gedacht?
    Es gäbe sicher einige die auf ausgewählten Plätzen helfen würden…
    Aber es gibt nur Regeln, Bestimmungen, Verordnungen und auf Rosinante reiten wir unbeirrt den Windmühlen entgegen statt das offensichtliche zu akzeptieren…
    Nämlich das das so alles hält so läuft wie es läuft…. Hin und her und hin und her… Und das noch die nächsten zwei Jahre

  • leser

    Ja mit grenzen sperren hat der söder beste erfahrungen , das kennen wir bei ihm aus pegida und da gehen ihm die anschauungen der rechten auch gut
    Warten wir erst mal, was wir noch mit ihm erleben dûrfen, wenn er erstmal kanzler ist

  • sukram

    Leider ging die Landesregierung davon aus, dass Südtiroler mündige Bürger mit Hausverstand wie unsere geschätzten Nachbarn in der Schweiz sind. Statt die Chance zu nutzen, hat das Volk wieder mal maßlos enttäuscht und gibt jetzt noch den Politikern die Schuld für das Versagen des Volkes. Die Mündigen ein paar km weiter leben hinter dem Ofenpass ein „fast normales Leben“ weiter. Ein Blick in die NZZ lohnt sich: Bei mehrheitlich offenen Geschäften und Schulen, ohne Masken beim Waldspaziergang und dem Corona Zahlen, welche nicht Ausufern genießen die Schweizer den wohlverdienten Winterurlaub: „Massiv ist mit 60% das Minus bei den Ausländern, während sich der Rückgang der Schweizer Gäste mit 10% in Grenzen hält“

  • sukram

    Leser: Wenn sich die Südtiroler in den letzten Monaten mündig verhalten hätten, hätten wir jetzt nicht die hohen Zahlen. So ansteckend ist der Virus auch nicht, es braucht schon ein bestimmtes Fehlverhalten: Garagenparties, unvorsichtige Verwandtenbesuche und Treffen mit Freunden, Unvorsicht am Arbeitsplatz, Wurstigkeit etc… In der Schweiz zeigen die Bürger da mehr Reife und suchen nicht immer die Schuld bei der Politik. Dafür belohnen sie sich selbst mit einer Normalität im Rahmen des derzeit möglichen…

    • leser

      Sukram
      Die gleichen fehltritte gibts auch in der schweiz
      Der unterschied liegt nur darin schweiz hat geld und italien wartet auf die spenden der EU

    • vagabund

      @sukram: das verstehen diese Corona-VERLEUGNER hier alle nicht….
      … und genau wegen diesen Typen sind wir (neben Widmann, der alles schön geredet hat, und eigentlich sofort rauszuwerfen wäre!!!) nun da wo wir sind!!!

      Vom Imageschaden in ganz Europa nicht zu sprechen! Unser sturer Sonderweg hat uns nun was gebracht?
      Dass wir vielleicht Ewigkeiten von der EU als dunkelrot eingestuft werden, und kein Tourist ins Land kommt! Unsere Meinung zählt in Brüssel NULL!!!

  • sukram

    Das was Sie sagen gilt möglicherweise für Söder und Bayern im Vergleich zu Italien. Die Schweizer kämpfen aus meiner Sicht nicht mit Geld die Ausbreitung des Virus, sondern mit praktizierter Eigenverantwortung.

  • hallihallo

    söder chi??
    ja wen wollen wir noch alles fragen, ob der südtiroler weg falsch war??
    läuft in bayern alles richtig oder weiß söder gar nicht , daß seine braven leute nach österreich zum skifahren gehen und abends dann schön wieder in bayern sind ? besser über die anderen blöd reden, damit nicht über die eigenen reden muß.

  • sukram

    @vagabund: deswegen müssen wir mit der Situation leben so wie sie ist…

  • esmeralda

    @batman, deine Propagandalinks interessieren eh nur die (intelligenz)freien Bürger vom Magnagoplatz

  • sepp

    do söder hot lei nett gsog das do widmann und zerzer die grössten nieten in der sanität sein du do widmann drht glei mit anzeigen die mitarbeiter werden aso abgschreckt weil er sich nimmer aus kennt obereiniges wird schun no aufkemm

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