Der Lockdown-Vergleich

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In Südtirol ist der Ärger über den neuen Lockdown groß, doch in anderen europäischen Ländern gelten bereits seit Wochen harte Corona-Regeln. Der Vergleich.
von Heinrich Schwarz
In Südtirol ist die Aufregung über den neuen Lockdown teilweise groß. Dabei zählt Südtirol europaweit zu den Regionen mit den schlechtesten Corona-Zahlen.
Zahlreiche andere Länder mit weit besseren Infektionszahlen befinden sich seit vielen Wochen im Lockdown. In Südtirol hingegen herrschte seit dem Lockdown im November vergleichsweise viel Freiheit – mit Ausnahme der Geschäfts- und Gastronomie-Schließung in den Weihnachtsferien, der jüngsten Gastronomie-Schließung sowie der Ausgangssperre ab 22.00 Uhr.
Im Vergleich mit anderen Ländern ist aber zu berücksichtigen, dass die Wirtschaft in Italien und damit auch in Südtirol nur mit geringen Hilfszahlungen rechnen kann. Das deutschsprachige Ausland, das mit Südtirol in direkter Konkurrenz steht, hat die weit besseren finanziellen Möglichkeiten, ihre Betriebe zu unterstützen. Ein Lockdown in Südtirol wiegt somit in wirtschaftlicher Hinsicht schwerer als anderswo.
So sehen die Corona-Maßnahmen in anderen europäischen Staaten aus:
Österreich
In Österreich gilt seit dem 26. Dezember ein harter Lockdown. Handel, Bars, Restaurants, Hotels und körpernahe Dienstleistungen wurden damals geschlossen. Ebenso die Schulen. Es gelten ganztägige Ausgangsbeschränkungen. Ausnahmen sind wie üblich Arbeit, Notwendigkeiten und Sport, wobei die Skilifte in Österreich geöffnet sind. Seit dem 26. Dezember darf sich ein Haushalt nur mit einer einzelnen Person aus einem anderen Haushalt treffen.
Ursprünglich sollte der Lockdown nur bis Mitte Januar gelten, wurde von der Regierung Kurz dann aber bis zum 7. Februar verlängert. Lockerungen gibt es auch jetzt nur teilweise: Am 8. Februar dürfen Handel (mit FFP2-Maskenpflicht) und körpernahe Dienstleistungen (nur mit aktuellem negativem Corona-Test) wieder öffnen. Die Schulen öffnen unter höchsten Sicherheitsauflagen inklusive Testpflicht für Schüler in Präsenzunterricht. Gastronomie und Hotellerie bleiben hingegen weiter geschlossen.
Die Ausgangsbeschränkungen bleiben zwischen 20.00 und 06.00 Uhr aufrecht. Untertags dürfen sich künftig zwei Haushalte treffen.
Deutschland
Deutschland ist bereits seit dem 16. Dezember im Lockdown. Der Einzelhandel ist ebenso geschlossen wie Bars, Restaurants, Hotels und Körperpflege-Salons. Auch die Schulen und Kindergärten sind zu. Die Ausgangsbeschränkungen sind je nach Bundesland und Inzidenz-Zahlen unterschiedlich. Generell gilt, dass private Zusammenkünfte auf maximal eine nicht im Haushalt lebende Person beschränkt werden müssen.
Beim Einkaufen und in öffentlichen Verkehrsmitteln gilt mittlerweile eine FFP2-Maskenpflicht.
Weitreichende Lockerungen sind nicht in Sicht. Vorerst gilt der Lockdown bis zum 14. Februar. Für die Zeit danach gibt es noch keine Entscheidung der Politik, die Signale zeigen aber in Richtung Verlängerung. Zuerst sollen jedenfalls Schulen und Kindergärten geöffnet werden, erst danach andere Bereiche.
Italien
In Italien gelten in den verschiedenen Regionen abhängig vom jeweiligen Infektionsgeschehen unterschiedliche Regelungen. Nachdem während der Weihnachtsferien die Gastronomie und teilweise der Handel geschlossen waren sowie die Bewegungsfreiheit massiv eingeschränkt war, gab es im Januar nach und nach Lockerungen. Der Handel, Friseure und Co. sind aktuell in ganz Italien geöffnet, Bars und Restaurants in den meisten Regionen. Präsenzunterricht an den Schulen ist weitgehend möglich. Hotels durften stets arbeiten.
Was Besuche betrifft, so dürfen maximal zwei Personen (Kinder unter 14 Jahren nicht mit eingerechnet) innerhalb der eigenen Region einen anderen Haushalt besuchen. Es gilt weiterhin eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 22.00 und 05.00 Uhr.
Frankreich
Frankreich hatte bereits im Herbst einen harten Lockdown. Nach einer Besserung der Infektionszahlen gab es Mitte Dezember dann Lockerungen mit geöffneten Geschäften und Hotels sowie einer weitgehenden Bewegungsfreiheit tagsüber. Die Schulen blieben stets geöffnet. Allerdings mussten Bars und Restaurants geschlossen bleiben und dürfen immer noch nicht öffnen.
Seit kurzem wird in Frankreich über einen dritten Lockdown diskutiert. Vorerst hat sich die Regierung aber dagegen entschieden. Mitte Januar war die Ausgangssperre auf 18.00 Uhr vorverlegt worden.
Schweiz
Die Schweiz hatte anlässlich der Weihnachtsferien verschärfte Corona-Regeln eingeführt – allerdings weit weniger strenge als in anderen Ländern. Geschäfte durften geöffnet bleiben, Bars und Restaurants mussten schließen. Die Skigebiete blieben offen. Die Schweizer durften sich frei bewegen – ohne Ausgangssperre und mit großzügigen Limits für private Treffen.
Seit 18. Januar gelten aufgrund der unverändert hohen Infektionszahlen aber härtere Maßnahmen. Der Handel ist seither geschlossen. Privat treffen dürfen sich inklusive Kinder nur noch maximal fünf Personen. Diese Höchstzahl gilt auch für Menschenansammlungen im öffentlichen Raum. Die Gastronomie bleibt bis mindestens Ende Februar geschlossen.
Schweden
Nachdem der schwedische Sonderweg vor Weihnachten zunehmend kritisiert wurde, beschloss die Politik damals immerhin leicht verschärfte Corona-Maßnahmen: maximal vier Personen an einem Restaurant-Tisch mit Alkohol-Verbot ab 20.00 Uhr sowie eine begrenzte Kundenanzahl in den Geschäften.
Ansonsten gilt in Schweden bis heute weitgehende Freiheit: Die Menschen dürfen sich frei bewegen und treffen (im öffentlichen Raum aber höchstens zu acht). Es wird an die Vernunft und Eigenverantwortung appelliert, die sozialen Kontakte zu begrenzen. Auch beim Maskentragen ist Schweden sehr locker und setzt auf Empfehlungen.
Kommentare (42)
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