Was kostet Testen?
Covid-Tests sind in Südtirol teurer als in anderen Regionen Italiens und das ärgert viele. Doch schon bald könnten die Preise für Antigentests deutlich sinken.
von Markus Rufin
Südtirol testet kaum so viel wie eine andere Region in Italien. Darauf verweist die Landesregierung immer wieder, wenn über die hohen Infektionszahlen in Südtirol gesprochen wird. Das Land setzt dabei vor allem auf Antigenschnelltests.
Diese können nicht nur in den Hausarztpraxen, sondern auch in den Apotheken gemacht werden, ein Anruf reicht aus und in wenigen Minuten liegt dann das Ergebnis vor. Viele Südtiroler lassen sich deshalb freiwillig testen, obwohl sie keine Symptome zeigen. Sie möchten einfach auf Nummer sicher gehen.
Doch es ist alles andere als selbstverständlich, dass sich so viele Südtiroler freiwillig testen lassen, schließlich sind diese Antigentests eine teure Angelegenheit. Sollte eine vierköpfige Familie getestet werden, kostet das häufig über 200 Euro. Und das obwohl der Test im Einkauf gerade einmal zwischen vier und zehn Euro kostet.
Einheitliche Preise für Antigentests gibt es in Südtirol nicht. Jede Apotheke und jeder Hausarzt legt die Preise selbst fest. Das bestätigt auch, Matteo Bionvicini, Präsident des Verbandes der Südtiroler Apothekeninhaber: „Es gibt zwar eine Preisempfehlung des nationalen Apothekerverbandes, aber letztendlich entscheidet jede Apotheke selbst, wie viel sie verlangen will. Schließlich muss auch die Apotheke neben dem Test auch zusätzlich Geld ausgeben, um diesen Service anbieten zu können.“
Gemeint sind damit die Krankenschwestern oder Ärzte, die den Test in der Apotheke durchführen. Derzeit ist es nämlich nur diesen erlaubt, den Antigentest zu machen. Der Apotheker selbst dürfe das gar nicht, erklärt Bonvicini: „Weil eine Apotheke im Ultental für eine Krankenschwester vermutlich mehr bezahlt, als eine Apotheke in Bozen, gibt es große preisliche Unterschiede.“ Einige Apotheken, die den Service anbieten, müssen zudem eine geeignete Struktur anmieten, um den Test durchzuführen.
Doch auch in anderen Regionen ist das notwendig und trotzdem zahlt man für den Antigentest in Südtirol im Durchschnitt deutlich mehr als im restlichen Italien. So erhält man in Verona einen Antigenschnelltest auch für 26 Euro (siehe Foto). Viele Südtiroler ärgern sich daher über die hohen Preise.
Weiter runtergehen mit den Preisen könne man aber nicht, meint Bonvicini: „Eine Krankenschwester kostet mindestens ein Drittel oder sogar 50 Prozent mehr als im Trentino. Im restlichen Italien kosten sie nochmals weniger.“ Bonvicini glaubt, dass das in erster Linie damit zu tun hat, dass in Südtirol die Lebenskosten allgemein höher sind als im restlichen Staat. Bei ihm selbst koste der Test rund 40 Euro, es gebe aber auch Apotheken, die mehr verlangen, da sie schwieriger an das notwendige medizinische Personal kommen.
Deutlich billiger wäre dabei ein Selbsttest. Bisher wurde aber nur einer zugelassen und dieser zeigt auch nur an, ob man Antikörper gegen das Virus hat. Dieser kostet rund 20 Euro. Bonvicini berichtet aber, dass sich die Apotheken derzeit intensiv mit dem Speicheltest beschäftigen, der ähnlich wie ein Antigentest schnell anzeigt, ob man positiv ist. Zugelassen ist dieser jedoch noch nicht.
Aber es gibt auch in den Apotheken die Möglichkeit, sich gratis testen zu lassen. Unter anderem darf das jene Gruppe, die für das Screening ausgewählt wurde.
Auch beim Hausarzt ist es möglich, sich gratis testen zu lassen, insbesondere dann, wenn man Symptome zeigt, wie der Meraner Arzt Ernst Fop erklärt. Die Sache sei aber kompliziert: „Es ist ein leidiges Thema, weil es viele falsche Informationen gibt. Die Hausärzte, die sich bereit erklärt haben, Antigentests durchzuführen, bekommen zum einen Teil Tests, die vom Sanitätsbetrieb angekauft werden. Aber es ist auch möglich, diese Tests selbst zu kaufen.“ Wenn der Test selbst gekauft wird, müsse dieser natürlich verrechnet werden.
Sollte es medizinische Indikationen geben, kann dieser Test gratis beim Hausarzt gemacht werden. Zu diesen Indikationen gehören unter anderem Symptome. Gibt es aber keine Indikationen, muss der Test bezahlt werden. „Das ist unter anderem der Fall, wenn ich mich testen lassen möchte, um ein Familienmitglied im Ausland zu besuchen“, führt Fop aus. „Schließlich würde ansonsten die Allgemeinheit für diesen Test bezahlen.“
In der Theorie hört sich das einfach an, in der Praxis gibt es aber durchaus einige Grauzonen: „Es gibt Richtlinien, die medizinische Indikation muss aber letztlich der Arzt selbst stellen.“ So gibt es unter anderem Hausärzte, die sich bewusst dafür entscheiden, möglichst viele Patienten testen zu lassen, weil sie vermuten, dass es irgendwo einen Infektionsherd gibt. „Wenn ein solcher Mini-Massentest durchgeführt wird, könnte man durchaus die Patienten gratis testen lassen, ich würde aber den Sanitätsbetrieb zu Rate ziehen“, meint Fop. Auch einige Sportler erhalten die Tests vor Wettkämpfen gratis.
Auch beim Hausarzt gibt es keine festgelegten Preise, wenn man für den Test bezahlen muss. Das führt dazu, dass es auch bei den Hausärzten eine große Preisspanne gibt, wie Fop berichtet: „Ich selbst habe damit nicht viel verdient, weil ich ein irrsinnig schlechter Geschäftsmann bin, aber die Preisspanne reicht von 20 bis 120 Euro, die man in einigen Privatkliniken für den Test bezahlt.“
Doch nicht nur Privatkliniken, auch Hausärzte verdienen sich eine goldene Nase. Die TAGESZEITUNG hat unter anderem auch Hausärzte gefunden, die einen Test für über 65 Euro durchführen – und das bei einem Einkaufspreis von maximal zehn Euro. Trotzdem findet Fop, dass das System gut funktioniere.
Auch Bonvicini ist dieser Meinung: „In Relation zur Bevölkerung führen wir in Südtirol am meisten Tests durch. Das hat insbesondere damit zu tun, dass die Apotheken diesen Test anbieten.“
Er wisse zwar, dass sich einige Personen über die hohen Preise aufregen, betont aber, dass die Preise für Antigentest bald angepasst werden könnten: „Wir stehen derzeit in Verhandlungen mit dem Sanitätsbetrieb, denn wir wollen, dass die Apotheker selbst den Test durchführen dürfen.“
Mit dem neuen staatlichen Haushaltsgesetz sei diese Möglichkeit nämlich gegeben. Doch dazu muss die Provinz den Apothekern die Freigabe erteilen. Dieser Schritt sei umso wichtiger, da nicht nur Tests, sondern auch die Coronaimpfung vom Apotheker durchgeführt werden könnten.
Laut Sanitätsdirektor Pierpaolo Bertoli sei man derzeit dabei, die rechtliche Basis für diesen Schritt zu prüfen. „Wenn das passiert, dann werden nicht nur deutlich mehr Apotheken den Test anbieten, auch die Preise werden sinken“, meint Bonvicini.
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Kommentare (5)
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stanislaus
Eine Krankenpflegekraft macht einen Antigenschnelltest sicher nicht teuer, dafür sind die Stundenlöhne viel zu niedrig und in einer Stunde können viele Personen getestet werden.
andreas
@Markus Rufin
Sinnvoller wäre es die Preise der Apotheken öffentlich zu machen und die „Kriegsgewinner“ zu publizieren.
Mit der Not der Leute sich blöd verdienen kann man machen, es wäre aber angebracht zu wissen, wer so skrupellos ist.
brutus
…sogannte „Kriegsgewinnler“ in Notzeiten!