Doppelter Widmann
Thomas Widmann fordert, dass man weniger die Inzidenz, sondern die Situation in den Spitälern im Auge behalten müsse. Im Sommer vertrat der Gesundheitslandesrat noch die gegenteilige Position.
Als Südtirol vor zwei Wochen erstmals als rote Zone eingestuft wurde, zeigte sich Thomas Widmann „überrascht und verärgert“. Südtirols hohe Fallzahlen seien auf „Besonderheiten der Teststrategie“ zurückzuführen. Sie dürften jedoch nicht die Grundlage für etwaige Verschärfungen darstellen. „Es geht für uns darum, den Druck auf die Krankenhäuser zu bewerten und die Situation Tag für Tag genau im Blick zu haben“, erklärte der Gesundheitslandesrat.
Der Sanitätsbetrieb gibt täglich die Zahlen der Neuinfizierten, der Genesenen sowie der an oder mit Corona Verstorbenen heraus. Die Zahl der täglich durchgeführten Tests variiert jedoch stark und ist auch nicht vergleichbar mit den Testungen in anderen Regionen. F-Obmann Andreas Leiter Reber plädierte daher bereits im September, dass neben einer Beobachtung der Infektionszahlen die Belegung und Kapazität der stationären und intensivmedizinischen Abteilungen in den Spitälern der eigentliche Parameter für den Krisenmodus sein müsse.
Bei Landesrat Widmann scheint in dieser Frage ein Umdenken stattgefunden zu haben. Denn in der Antwort auf eine Anfrage der Freiheitlichen erklärte er im September noch das Gegenteil dessen, wofür er heute energisch eintritt. Widmann damals: „Da im Fall von COVID-19 die Behandlung besonders komplex ist, ebenso wie das epidemiologische Geschehen im Hintergrund, ist der Fokus auf die Bettenanzahl reduktiv und wenig geeignet, um auf die Belastbarkeit des Gesundheitssystems insgesamt zurückzuschließen. Auch wenn im Falle einer kritischen Infektionssituation insgesamt 77 Intensivbetten zur Verfügung gestellt werden können, bedeutet jeder Schritt hin zu dieser kritischen Grenze, dass zugleich der restliche Gesundheitsbetrieb zurückgefahren werden muss. Damit einher geht notwendigerweise eine Unterbetreuung aller anderen Patienten des Gesundheitssystems – die kritische Grenze an der Bettenanzahl festzumachen ist daher als Ansatz ungeeignet.“ (mat)
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