Saufen und Impfen
Ein Facebook-Post des Forum Prävention über die Wahrnehmung der Nebenwirkungen von Alkohol und Impfungen sorgt in den sozialen Medien für kontroverse Diskussionen.
von Lisi Lang
Keine aufwendige Kampagne des Forum Prävention mit ausdruckstarken Bildern oder aufwendig erstellten Videos, sondern vielmehr ein kurzer Post, nicht mehr als zwei Sätze, haben in den letzten Tagen in den sozialen Medien für ordentlich Diskussion gesorgt. Offensichtlich haben aber genau diese beiden Sätze bei vielen einen Nerv getroffen – das Forum Prävention spricht nämlich in ein und demselben Post zwei immer wieder kontrovers diskutierte Themen an: Saufen und Impfungen.
Am letzten Dienstag hat das Forum Prävention einen im ersten Moment recht unscheinbar wirkenden Beitrag mit diesen zwei kurzen Sätzen auf weißem Hintergrund gepostet: „Bis heute haben die Nebenwirkungen des Alkohols noch keinen Südtiroler vom Saufen abgehalten. Bei der Impfung scheint das jetzt anders.“ Dazu hat das Forum Prävention nur als eigenen Gemütszustand „ist nachdenklich“ hinzugefügt.
Nachdenklich beschreibt aber wirklich nur einen kleinen Teil der Reaktionen, die unter diesem Beitrag zu finden sind, vor allem in den Kommentaren gehen die Meinungen über diesen Facebook-Eintrag auseinander. Einige User finden diese zwei Sätze einfach nur „geschmacklos, unpassend und nicht zutreffend“, kritisieren das Forum Prävention als „niveaulos“ oder schreiben, dass dieser Vergleich „absoluter Blödsinn ist“.

Der Facbook-Post des Forum Prävention (Foto: Facebook)
Andere Kommentatoren werfen dem Forum Prävention sogar vor, für die Corona-Impfungen zu werben und wiederum andere kritisieren, dass das Forum Menschen mit Alkoholproblemen instrumentalisiert.
Unter dem Facebook-Post finden sich aber auch sachliche Diskussionen und einige nachdenkliche Kommentare – also genau solche, die man sich im Forum Prävention eigentlich erwartet und erhofft hätte. „Das ist keine Impfkampagne und das war auch kein Pro-Impfung-Post“, stellt Peter Koler, Direktor des Forum Prävention klar, „es ging uns nur darum, auf die unterschiedliche Wahrnehmung von Nebenwirkungen hinzuweisen.“
Diese Botschaft scheint aber nicht überall angekommen zu sein: „Diese zwei Sätze werden in der Wahrnehmung eines jeden Facebook-Nutzers auf seine eigene Situation übertragen und entsprechend interpretiert – in diesem Moment bekommen diese zwei Sätze unterschiedliche Bedeutungen“, erklärt Koler die unterschiedlichen Kommentare.
Der Direktor des Forum Prävention will gar nicht abstreiten, dass der Facebook-Post provokant war und dass man dabei ein für das Forum Prävention nicht unbedingt typisches Stilmittel gewählt hat. „Wir wollten damit aber niemanden kränken sondern nur die Wahrnehmung eines verblüfften Alkoholpräventionisten teilen“, unterstreicht Koler und erklärt: „Ein Medikament, welches getestet und zugelassen wurde, wird kritisch gesehen, während man nachweisliche Schäden bei einer anderen Substanz nicht sehen will.“
Die Suchprävention gehört zu den zentralen Tätigkeitsfeldern des Forum Prävention. „Alkohol ist ein Zellgift und in Italien sterben jährlich 40.000 Menschen in Zusammenhang mit Alkohol“, so Koler, allerdings würden diese Nebenwirkungen von vielen Südtirolern lange nicht so kritisch gesehen, wie jetzt vielleicht jene der Corona-Impfung. „Wir hatten eher erwartet, dass wir mehr Zustimmung bekommen, nach dem Motto: Stimmt, beim Alkohol schauen wir uns die Nebenwirkungen lange nicht so genau an. Aber für viele waren diese Zeilen offensichtlich ein Affront“, sagt der Leiter des Forum Prävention.
Dass der Vergleich zwischen der Corona-Impfung und Alkohol etwas hinkt, weiß auch Peter Koler, „und wenn man akademisch argumentieren würde, müsste man sagen, dass es zwei ganz verschiedene Sachen sind – aber es ging uns nur darum aufzuzeigen, wie verschieden Nebenwirkungen wahrgenommen werden – und in diesem Moment kann man schon Vergleiche anstellen“, ist Peter Koler überzeugt.
Dass der Beitrag für Diskussionen gesorgt hat, belegen auch die Zahlen: „Ohne auch nur einen einzigen Cent zu investieren, der Beitrag wurde also weder beworben noch wurde öffentliches Geld dafür verwendet, haben wir mit diesem Post 64.000 Personen erreicht“, gibt der Leiter des Forum Prävention zu bedenken. „Ich weiß nicht, ob es je einen unbeworbenen Beitrag bei uns gab, der so viele Reaktionen ausgelöst hat und von so vielen Menschen gesehen wurde.“
Kommentare (28)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Du musst dich EINLOGGEN um die Kommentare zu lesen.