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„Jüngere Infizierte“

Der Biostatistiker Markus Falk erklärt, warum die aktuelle Corona-Situation nicht besorgniserregend und ein Lockdown daher nicht nötig ist.

Tageszeitung: Herr Falk, in den letzten Tagen gab es einen rasanten Anstieg der Intensivpatienten. Wird sich dieser Anstieg in den nächsten Tagen fortsetzen?

Markus Falk: Ich kann dies nur von meiner Warte aus und somit nicht von ärztlicher Seite aus beurteilen. Die Zugänge auf Intensiv hängen stark vom Alter der Betroffenen ab und somit auch von den betroffenen Altersgruppen. Unabhängig davon waren unsere Prognosen, was die Zuwächse zu Weihnachten und Neujahr anbelangt, recht klar. Anfänglich ist dann das auch eingetreten, merkliche Anstiege nach Weihnachten und ein Sprung an Neujahr. Unklar war aber das danach. Es war zu befürchten, dass die Zahlen noch weiter ansteigen würden. Wir haben momentan aber eine stabile Situation. Zwar insgesamt gesehen noch viele Fälle, aber eben keinen Anstieg mehr, sondern sogar eher ein leichtes Sinken. Ob dies Bestand haben wird, kann man daraus aber nicht ableiten. Unsere Schätzung für die Krankenhausbetten, die das Alter der Infizierten nicht berücksichtigt, hat jedenfalls mehr Aufnahmen und somit auch mehr Intensivpatienten vorhergesagt, als bisher eintraten und dies ist erfreulich. Das deutliche Ansteigen der Fälle aber der nur leichte Anstieg im Krankhaus, hat wohl stark mit dem Alter der Infizierten zu tun, die nun wieder jünger sind. Mich erschrecken deshalb die momentanen Zuwächse der Intensivfälle nicht. Er kommt nun einfach verzögert zum bereits beobachteten leichten Anstieg der Krankenhausaufnahmen. Nach wie vor gilt aber, dass die Zahl der Intensivpatienten so schnell nicht sinken wird, wenn es nicht gelingt die Zahlen insgesamt weiter zu senken. Ich befürchte zwar keinen schnellen starken Anstieg, sehe aber auch noch keine schnelle Entlastung, es sei denn der Rt-Wert sinkt noch weiter.

Der Rt-Wert ist in den letzten Tagen also gesunken?

Wir liegen beim Rt derzeit knapp unter 1. Wir haben also ein knapp rückläufiges Infektionsgeschehen. Das soll aber kein Anlass zur Freude sein, ist aber Anlass für Erleichterung, da die Zahlen zunächst eben nicht ansteigen werden. Wir müssen jetzt aber die weitere Entwicklung abwarten, denn es gibt noch zwei ungelöste Rätsel.

Die wären?

Das erste Rätsel ist, warum es nach dem Massentest trotz erneuter Öffnungen nicht zu einem Anstieg kam und das zweite, weshalb es nach Neujahr und den Öffnungen ab dem 07. Januar ebenfalls nicht anstieg.

Gibt es dazu Erklärungen?

Eine mögliche Erklärung wäre, dass beide ausbleibenden Anstiege stark mit dem Testen zu tun haben. Es wurde in den letzten Monaten sehr viel getestet. Dadurch findet man auch viele Fälle, die dann im Idealfall niemanden mehr anstecken. In den letzten eineinhalb Monaten wurden beispielsweise über 150 Tausend Tests durchgeführt und somit fast ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung getestet. Hier haben also die Testzentren, Apotheken und Hausärzte ganze Arbeit geleistet und hierdurch konnte auf das Infektionsgeschehen wohl stark gegengedrückt werden.

Lesen Sie das komplette Interview in der Mittwoch-Ausgabe der TAGESZEITUNG.

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