Sohn unter Mordverdacht
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Benno Neumair wegen des Verdachts des Mordes und der Beseitigung der Leichen seiner seit 4. Jänner vermissten Eltern.
von Artur Oberhofer
TAGESZEITUNG Online hatte bereits am Samstag von der bevorstehenden Wende in den Ermittlungen zum spurlosen Verschwinden des Ehepaares Peter Neumair und Laura Perselli berichtet.
Nun ist es offiziell:
Gegen den Sohn des Paares, Benno, wird nun formell wegen Mordes und wegen Beseitigung der Leichen ermittelt.
Zuerst hatte der Corriere dell’Alto Adige darüber berichtet.
Der Name des 30-jährigen Mannes, der zuletzt als Mathe-Lehrer in der Aufschnaiter-Mittelschule in Bozen arbeitete, ist in das Register der unter Ermittlung stehenden Personen eingetragen worden.
Die Wohnung des seit 4. Jänner spurlosen verschwundenen Ehepaares wurde auf Antrag der Staatsanwälte Igor Secco und Federica Iovene beschlagnahmt.
Spurentechniker der Carabinieri-Sondereinheit RIS suchen in der (Miet-)Wohnung und im Garten in der Runkelsteinerstraße 22 in Bozen, in der Benno Neumair mit seinen Eltern wohnte, nach Spuren.
Die Ermittler schließen folglich nicht aus, dass es in der Wohnung in der Runkelsteinerstraße zur Gewalttat gekommen sein könnte.
Dass es zwischen Benno Neumair, der eine Zeitlang in Spanien lebte, und seinen Eltern immer wieder Streit gab, bestätigten auch die Mitbewohner der Villa in der Runkelsteinerstraße gegenüber den Carabinieri.
Was haben die Ermittler in den Händen?
Nach Informationen von TAGESZEITUNG Online hat Benno Neumair für die entscheidenden Stunden kein Alibi.
Die Fakten:
Peter Neumair und Laura Perselli haben am 4. Jänner gegen 18.45 Uhr ihre Wohnung in Bozen verlassen. Gemeinsam.
Um 18.46 Uhr hat Laura Perselli zum letzten Mal die WhatsApp-Funktion an ihrem Handy aktiviert.
Gegen 21.00 Uhr wurden beide Handys ausgeschaltet.
Die letzte Funkzelle, in der die Handys von Peter Neumair und Laura Perselli eingeloggt waren, befindet sich in der Romstraße.
Der Ermittler halten es für möglich, dass die Handys in diesem Bereich in den Fluß geworfen worden sein könnten.
Benno Neumair ist erst gegen 22.00 Uhr bei seiner Freundin im Unterland aufgetaucht, bei der er die Nacht verbracht hat.
Apropos Unterland:
Die Carabinieri gehen davon aus, dass der junge Mann, der als psychisch sehr labil und impulsiv beschrieben wird, die Eltern im Affekt getötet und die Leichen in der Folge irgendwo zwischen Bozen und Pfatten entsorgt haben könnte.
Am Dienstag wollen Spezialeinheiten der Carabinieri erneut eine Suchaktion starten.
In der Carabinieri-Kaserne in Bozen untersuchen RIS-Techniker derweil das Auto des vermissten Paares auf Spuren.
Es ist dies ein klarer Hinweis darauf, dass die Ermittler davon ausgehen, dass die Leichen des Paares in dem Wagen vom Tatort (Haus in der Runkelsteinerstraße?) wegtransportiert worden sein könnten.
Benno Neumair, dessen Auftritt in der Sendung „Chi l’ha visto?“ für viel Gesprächsstoff gesorgt und die Gerüchteküche erst so richtig befeuert hatte, befand sich am Montagabend in Carabinieri-Gewahrsam.
Nach Auskunft des Leitenden Oberstaatsanwaltes Giancarlo Bramante seien gegen Benno Neumair aber vorerst keine vorbeugenden Maßnahmen verhängt worden.
Bramante bestätigte am Dienstagmorgen die Beschlagnahme der Wohnung in der Runkelsteinerstraße sowie die Mordermittlung gegen den Sohn des vermissten Paares.
Ähnliche Artikel
Kommentare (58)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.
tiroler
War ja klar
besserwisser
@tiroler: es gilt die unschuldsvermutung, wir sind in einem rechtsstaat wo nicht die medien die untersuchungen leiten.
prof
Nichts ist klar,abwarten .
tiroler
Glasklar. Leider
prof
Das einzige was auffallend ist,ist daß der Sohn bei“ Chi La visto“ genau beschreiben konnte wie die Eltern beim verschwinden bekleidet waren.
artimar
Das muss ja nicht unbedingt gegen den Sohn sprechen. Menschen tragen Kleidungsstücke öfters – besonders ältere.
besserwisser
ja stell dir vor! der sohn weiss die farbe der jacke der eltern….
ich kenne sogar die farben aller jacken von meiner frau! das ist noch lange kein verdachtsmoment!
artimar
Fakt ist, sie verlassen lebend die Wohnung, aber die Ermittler vermuten dennoch, dass der Sohn die eigenen Eltern in der Wohnung dort getötet hat.
Demnach müssten sie zuvor dann aber wohl, ohne von irgend jemandem gesehen oder durch eine Kamera aufgenommen worden zu sein, auch lebend in ihre Wohnung zurückgekehrt sein, wenn die Wohnung der Tatort sein soll.
tiroler
Jetzt schreiben hier ausnahmsweise keine Virologen, sondern Kriminalisten
besserwisser
kennen sich aber auch bei corona sehr gut aus! doppelexperten sozusagen :-)!
netzexperte
Ich persönlich finde es unverantwortlich, wie hier – ohne überhaupt die Details zu kennen – über Schuld oder Unschuld gemutmaßt bzw. bereits geurteilt wird. Dafür gibt es in einem Rechtstaat Gerichte, alles andere ist (medialer) Rufmord und gehört verboten.
sabine
Spätestens beim interwiev bei chi la visto konnte man merken dass mit dem typen was nicht stimmt. Der hat nicht getrauert sondern hatte angst eindeutig….
meraner
Die Tageszeitung sollte nach dem Namen und der genauen Adresse vielleicht noch die Telefonnummer des Verdächtigten veröffentlichen.
gerhard
Sherlock Holmes lässt grüßen!!
Unter den Schreibern hier gibt es ja erstaunlich viele Kriminalfall-Spezialisten!
Darf ich höflich darauf hinweisen, dass für diesen jungen Mann die Unschuldsvermutung solange gilt, bis er von einem Richter rechtswirksam schuldig gesprochen wurde!
Er wäre sicher nicht der Erste, der eine solche Greueltat verübt hat.
Er wäre aber ganz sicher nicht der Erste, der unschuldig vom Pöbel gelyncht wird.
Lassen wir die Justiz ermitteln.
Hinterher gibts hier eh wieder jede Menge Kommissare, die das alles von Anfang an gewußt haben.
So oder so.
Tragisch genug.
gerhard
Und, um zurück zum Thema zu gelangen, ich habe angemerkt, dass für diesen jungen Mann die Unschuldsvermutung solange gilt, bis er von einem Richter rechtswirksam schuldig gesprochen wurde!
Und ich respektiere jede andere Meinung hierzu.