Die heiße Spur?
Die Suche nach den seit 4. Jänner vermissten Laura Perselli und Peter Neumair wird fortgesetzt. Die Ermittler verfolgen jetzt offenbar eine konkrete Spur.
von Artur Oberhofer
Es ist seit Tagen das Top-Thema in der Landeshauptstadt:
Was ist mit Laura Perselli und Peter Neumair passiert? Ist das Ehepaar, von dem seit dem späten Nachmittag des 4. Jänner jede Spur fehlt, tödlich verunglückt?
Oder sind der pensionierte Lehrer und seine Ehefrau sogar einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen?
Der Krimi um das verschwundene Ehepaar hält eine ganze Stadt in Atem.
In Bozen brodelt seit Tagen die Gerüchteküche.
Im medialen Rampenlicht steht – nolens volens – seit Tagen der 30-jährige Sohn des Ehepaares, Benno, der sich jetzt – über die Tageszeitung „Alto Adige“ – gegen die systematischen Eingriffe in sein Privatleben wehrt („Basta speculazioni, sono stanco“).
Er wolle den Carabinieri helfen, er habe „tausend Mal dieselben Fragen beantwortet“, sagte der Sohn des verschwundenes Paares, der als Mathe-Lehrer in Bozen arbeitet, er bat aber gleichzeitig, man möge die Privacy seiner Familie respektieren.
Benno Neumair gab gegenüber den Behörden an, er habe in der Nacht auf den 5. Jänner am Ritten geschlafen. Bei einer Freundin. Später änderte er seine Aussage. Er habe bei einer Freundin im Unterland gepennt.
Am frühen Dienstagmorgen, gegen 05.00 Uhr, sei er nach Hause gekommen. Die Zimmertür seiner Eltern sei geschlossen gewesen, also sei er davon ausgegangen, dass sie noch schliefen.
Das Paar wohnte, gemeinsam mit dem Sohn, in einer Villa in der Runkelsteinerstraße.
Er selbst habe dann ab 05.30 Uhr seinen Hund ausgeführt.
Der Sohn des vermissten Paares war also in der Zeitspanne, in der Laura Perselli und Peter Neumair spurlos verschwunden sind, außer Haus.
Die Angaben des jungen Mannes sollen einer ersten Überprüfung standgehalten haben, werden aber noch im Detail verifiziert.
Am Nachmittag des 5. Jänner, nachdem seine Schwester und die Tante vergeblich versucht hatten, seine Mutter und den Vater telefonisch bzw. via WhatsApp zu erreichen, habe er Vermisstenanzeige erstattet.
Das mysteriöse Verschwinden seiner Eltern setzt dem jungen, gutaussehenden Mann verständlicherweise zu.
Er sei mit seinen Nerven völlig am Ende, gestand Benno Neumair der Reporterin Claudia Aldi von „Chi l’ha visto?“, die den Vermisstenfall vor wenigen Tagen sehr detailreich rekonstruiert hat.
Er habe „die ganze Zeit die Carabinieri im Haus“, beklagte sich der junge Mann, und wenn er dann mal Ruhe habe und allein sei, müsse er essen und sich etwas ausruhen.
Auf die Frage von Rai-Reporterin Claudia Aldi, zu welcher Hypothese er tendiere, antwortete Benno Neumair, er wolle gar nicht daran denken, was passiert sein könnte, er wolle einfach nur den Carabinieri helfen, denn schließlich sei er die letzte Person, die seine Eltern lebend gesehen habe.
Aus Ermittlerkreisen dringen keine Details nach außen.
Die offizielle Diktion lautet: „Wir ermitteln in alle Richtungen.“
Dennoch hat die TAGESZEITUNG in Erfahrung gebracht:
Es gibt jetzt sehr wohl eine heiße Spur.
Aus Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen können keine weiteren Angaben gemacht werden. Doch bereits in wenigen Tagen könnte den Ermittlern der Durchbruch gelingen, heißt es.
Am Samstag gab es indes erneut eine großangelegte Suchaktion entlang des Eisack und der Etsch bis zur Landesgrenze ins Trentino.
17 Freiwillige Feuerwehren mit rund 120 Einsatzkräften aus den Bezirken Bozen und Unterland, die Taucher der Freiwilligen Feuerwehren, die Berufsfeuerwehr Bozen sowie die Wasserrettung Südtirol waren an der Suchaktion beteiligt.
Parallel zu den Suchaktionen laufen die Anhörungen von Zeugen. So wurden die Nachbarn des Paares verhört.
Auch hat die Auswertung von Telefondaten und Funkzellen-Signalen neue Erkenntnisse erbracht.
Noch nicht abgeschlossen ist die Auswertung der Bänder von unzähligen Überwachungskameras im gesamten Stadtgebiet.
Nach Informationen der TAGESZEITUNG wurden inzwischen auch Aufzeichnungen von privaten Überwachungskameras analysiert.
Gerade diese bild- und datentechnischen Recherchen sollen den Ermittlern neue, interessante Erkenntnisse geliefert haben.
Die Carabinieri wissen, dass Laura Perselli am Montagnachmittag ihre 96-jährige Mutter in der Freiheitsstraße besucht hat, die nach einem längeren Spitalsaufenthalt nach Hause zurückgekehrt ist.
Nach 18.00 Uhr ist Laura Perselli mit dem Fahrrad nach Hause gefahren – eine Wegstrecke von rund zwei Kilometern. Um 18.46 Uhr hat sie zum letzten Mal auf ihrem Handy die WhatsApp-Funktion aktiviert.
Ab diesem Zeitpunkt gab es weder bei Laura Perselli noch bei ihrem Ehemann Peter Neumair Handy-Aktivitäten.
Um 21.00 Uhr waren beide Handys ausgeschaltet.
Die letzte Funkzelle, in der die Handys eingeloggt waren, befindet sich in der Romstraße.
Seitdem fehlt von Laura Perselli und Peter Neumair jede Spur.
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