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„Licht am Ende des Tunnels“

Am heutigen Donnerstag werden die ersten 70 Mitarbeiter des Tappeiner-Krankenhauses gegen das Coronavirus geimpft. Eine von ihnen ist die Covid-Ärztin Patrizia Raffl.

 

Tageszeitung: Frau Dr. Raffl, war es für Sie als Covid-Ärztin selbstverständlich, sich impfen zu lassen?

Patrizia Raffl: Ich habe viel darüber nachgedacht. Grundsätzlich bin ich absolut für Impfungen, in diesem Fall war ich anfangs jedoch zugegebenermaßen etwas skeptisch. Ich wollte zuerst noch ein wenig abwarten. Aber am Ende hat die Überzeugung überwogen, dass wir die Verbreitung des Virus dank Impfschutz stoppen und dass ich mich selbst und meine Mitmenschen dadurch schütze. Ich betrachte die Impfung als Chance.

Ihr Mann hat sich im März mit dem Virus infiziert. Hat das mit zur Ihrer Entscheidung beigetragen?

Ja, mein Mann ist auch Arzt und er hat sich damals bei der Arbeit infiziert. Er ist jung und fit, und dennoch hat ihn die Infektion sehr mitgenommen. Ich hatte damals große Angst. Es ist ein Unterschied, ob man mit Covid-Patienten auf der Abteilung zu tun hat oder im privaten Umfeld. Da ist man viel emotionaler. 

Sie selbst wurden nicht infiziert?

Nein, auch unsere drei Kinder nicht. Auch das hat mich nur Impfung bewogen. Das Letzte, was ich möchte, ist, dass ich das Virus mit nach Hause bringe.

Es gibt auch viele Menschen, die diesem schnell entwickelten Impfstoff gegenüber Bedenken haben.

Die absolute Wahrheit kennt niemand. Auch unter den Mitarbeitern des Krankenhauses wird durchaus kritisch darüber diskutiert. Das soll auf sachlicher Ebene erlaubt sein und ich bin dagegen, dass jemand zur Impfung gezwungen wird. Jeder muss für sich selbst entscheiden können. Allerdings bin ich dafür, dass die Entscheidung nicht auf den Kommentaren in den sozialen Medien fußen soll, sondern auf wissenschaftlichen Daten. Ich persönlich habe hier absolutes Vertrauen in die Wissenschaft und auch in die Hersteller des Impfstoffs. 

Sind Sie aufgeregt?

Nein, aufgeregt nicht. Ich habe bisher noch nie allergisch auf Impfungen reagiert, deshalb rechne ich auch jetzt nicht mit Komplikationen. Ich hätte bereits am Montag geimpft werden sollen, aber das ging dann nicht. Ich bin froh, wenn es getan ist. Es ist für mich auch ein Abschluss dieses Corona-Jahres.

Sie sind im Zuge der ersten Welle im Frühjahr quasi über Nacht zur Covid-Ärztin geworden? 

Ja. Ich bin Fachärztin für physikalische Medizin und Rehabilitation und war zuletzt eigentlich Qualitätsreferentin in der Generaldirektion. Als Corona kam und ich sah, dass ich gebraucht werde, bin ich eingesprungen und wie alle anderen meiner Kollegen in diese Sache hineingewachsen. 

Stellen Sie auf der Meraner Covid-Station einen Unterschied zur ersten Welle fest?

Die Infektionszahlen, die im Oktober rasant in die Höhe geschnellt sind, haben sich mittlerweile etwas stabilisiert. Unsere Angst ist, dass sie nach den Feiertagen wieder steigen. Im Vergleich zur ersten Welle waren die Patienten diesmal generell in einer schlechteren Verfassung. Sie hatten die größeren respiratorischen Probleme. Auch hatten wir doppelt so viele Covid-Betten belegt.

Die Sicherheitsregeln sind trotz Impfung einzuhalten?

Ja. Dann werden wir hoffentlich bald Licht am Ende des Tunnels sehen. 

Interview: Karin Gamper

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (38)

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  • andreas

    „Ich persönlich habe hier absolutes Vertrauen in die Wissenschaft und auch in die Hersteller des Impfstoffs.“

    Sie sagt 5 Sätze vorher, dass niemand die „absolute“ Wahrheit kennt, hat aber absolutes Vertrauen in Wissenschaft und Hersteller, ein Widerspruch in sich.

    Zum momentan Zeitpunkt ist weder bekannt, ob der Impfstoff von Biontech beim mutierten Virsu funktioniert und noch weniger, ob Geimpfte den Virus übertragen können.
    Er dient eigentlich nur zum Schutz der geimpften Person, um einen schweren Verlauf zu verhindern.
    Deshalb macht es zwar Sinn, Risikopersonen zu impfen, doch flächenddeckend zu impfen, macht bei der Qualität dieses Impfstoffes nicht unbedingt Sinn. Es wäre zielführender, auf einen besseren Impfstoff zu warten.

  • leser

    Oh
    Anderle
    Ist das dein wort zum jahresabschluss?
    Ob das einen sinn macht?

  • leser

    Grosse covidärztin raffl
    Gestern gab es im krankenhays in luzern den ersten toten nach und durch einer impfung
    Ob da dein gepredigtes vertrauen angebracht ist?
    Du hättest zumindest platz für zweifel in deinem interview lassen müssen, stattdessen reitest du den propagandagaul der medien mit

  • george

    Die üblichen Spekulanten und unterschwelligen Schreiberlinge, die hier in diesem Jahr noch einmal ihre Ergüsse aufzeigen können. Nur die allerwenigsten berufen sich auf Fakten und recherchierte Ergebnisse. Sonst könnten sie ja nicht immer schimpfen und alles schlecht machen.

  • hallihallo

    bravo , daß sie sich hat impfen lassen. es ist beschämend , daß sie sich fast schon dafür entschuldigen oder rechtfertigen muß.
    wenn ihr von der impfung angst habt, dann seit doch froh , daß sie es für euch macht.

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