Trotz allem, Frohe Weihnacht!
TAGESZEITUNG-Herausgeber Arnold Tribus über Weihnachten mit Corona und seinen Wunsch ans Christkind.
Es wird eine ganz besondere Weihnacht heuer, weil wir ja auf viele liebgewonnene Traditionen verzichten müssen. Dass es einen Christkindlmarkt gab, haben wir schon vergessen, die Händler weinen natürlich dem verlorenen Inkasso nach und die geselligen Boznerinnen dem abendlichen Tratsch beim Glühweinstandl. Auch das gehörte zur weihnachtlichen Atmosphäre wie der Lichterglanz, mit dem die Stadtverwaltung nicht gespart hat, heuer wurde er ausschließlich für die Bürgerinnen der Stadt installiert.
Es hat natürlich Kritik gegeben, aber die gibt es immer, ich beobachte aber viele Menschen, die allabendlich auf dem Waltherplatz stehen und den Märchenwald auf sich wirken lassen, das angeleuchtete Waaghaus auf dem Kornplatz ist schon ein Fotomotiv geworden.
Es sollte ja ein besinnlicher Advent werden heuer, ohne Touristen, nur für uns, was daraus geworden ist, weiß ich nicht, die Frommen haben weiterhin fleißig die Rorate-Ämter besucht, aber auch da musste man die Covid-Regeln einhalten, auch die Kirche Gottes funktioniert nur noch auf Sparflamme.
Es wird natürlich auch viel gejammert über dieses Weihnachtsfest, das traurig und einsam werden wird, sagen die Pessimisten, aber so traurig und trostlos wie oft getan wird, ist Weihnachten auch heuer nicht. Wir können uns bewegen und sitzen alle mit dem schön geschmückten Christbaum in der warmen Stube, wir werden ein leckeres Weihnachtsessen zu uns nehmen, es werden Kekse serviert und der Zelten darf bei mir auch nicht fehlen.
Dass es auch eine Gruppe von Menschen gibt, die nicht teilhaben können an unseren Freuden, sollten wir nicht vergessen, einige Obdachlose werden auch Weihnachten im Freien verbringen, das sind jene, für die in der Herberge kein Platz war, um biblisch zu sprechen, für andere hat die Stadt für eine Notunterkunft gesorgt.
Weihnachten ist ja oft ein idealisiertes Fest mit vielen Kindheitserinnerungen, die verklärt werden. Aber man hat eine besondere Atmosphäre erlebt, es ist doch als Fest der Familienbande und der Liebe empfunden worden, ein Fest der Besinnlichkeit, auch wenn man nicht genau weiß, was das sein soll.
Dass es in vielen Familien gerade zu Weihnachten wenig harmonisch zuging, dass Mutter im permanenten Stress war, die Eltern auch gestritten haben, dass der Vater besoffen zur Bescherung kam, das alles wird verdrängt, es bleibt die schöne Erinnerung.
Aber gerade in Corona-Zeiten, mit allen Einschränkungen und dringenden Empfehlungen, die der Herr Landeshauptmann seinem Volke aufgetragen hat, um eine dritte Welle zu vermeiden, bleibt die Sehnsucht nach Nähe.
Am besten wäre ja, wenn jeder zu Hause bliebe, aber das geht nun mal nicht. Man sollte zumindest die Großeltern nicht einladen und nicht besuchen, zum Schutze. Zurzeit machen ja viele einen Gentest in der Apotheke, damit sie bei einer Einladung nicht als Gefahr gesehen werden.
In den Familien werden Verhaltensregeln studiert, wer große Tisch hat, setzt die Gäste weit auseinander, in regelmäßigen Abständen wird alles durchgelüftet, an jeder Ecke stehen Amuchina-Fläschchen, damit man sich die Hände desinfizieren kann. Das empfehlen die Fachfrauen. Trostlos, aber man wird überleben.
In manchen Familien ist die Stimmung gedrückt, weil es Covid-Todesfälle gegeben hat, weil Angehörige im Spital sind, einige auf Intensivstationen, eine traurige Weihnacht also. Auch Vorzeigefamilien können in Krise geraten, wenn das Geld knapp wird oder der Arbeitsplatz in Gefahr ist. Denken wir nur an die vielen Angestellten in der Gastronomie, die keine Arbeit haben.
Während in der Krise viele ihre Freundschaften verstärken, verfallen andere in Depression, Ängste und Einsamkeit, Konflikte nehmen zu, Alkoholerkrankungen werden schlimmer.
Es ist eine besondere Weihnacht heuer, fürwahr. Trotzdem soll es für Sie eine fröhliche werden. Und vom Christkind wünsch ich mir heuer den Impfstoff.
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Kommentare (2)
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leser
Oh danke für die schöne predigt
Ich bin so dankbar, denn in due pfarrkirche k9mm ich nicht rein heute