Die Klappe fällt
Auch im schwierigen Jahr 2020 waren Südtirol-geförderte Filme auf Festivals präsent und haben Preise gewonnen.
Noch zwei Wochen, dann fällt die Klappe für 2020. Und auch wenn Corona das Drehbuch für dieses Jahr radikal umgeschrieben hat, war es für die Filmlocation Südtirol ein produktives und erfolgreiches.
Das beweisen nicht nur die zahlreichen, von IDM Südtirol unterstützten Filmprojekte, die zwischen den Lockdowns in kürzester Zeit im Land abgedreht wurden. Das zeigen auch die Erfolge, die IDM-geförderte Produktionen bei internationalen Festivals und Wettbewerben einheimsen konnten.
So hat etwa Carlo Sironis „Sole“ soeben einen European Film Award gewonnen, und die Boznerin Maura Delpero durfte (digital) den „‘Young Talent Award‘ von Women in Motion“ des Cannes Film Festival entgegennehmen. Vor Kurzem wurde auch bekanntgegeben, dass „Der menschliche Faktor“ des Kastelruthers Ronny Trocker beim Sundance Filmfestival laufen wird – dem international wichtigsten Festival für Independent Filme.
Und die junge Bozner Regisseurin Nancy Camaldo ist mit „Windstill“ im offiziellen Wettbewerb des Filmfestivals Max Ophüls.
„Die Filmbranche in Südtirol ist sehr lebendig – trotz Coronapandemie“, sagt Vera Leonardelli, Abteilungsdirektorin Business Development von IDM. „Das Drehjahr 2020 begann mit Verspätung, war dann aber umso intensiver, wobei alle Dreharbeiten mit strengen Schutzmaßnahmen realisiert werden mussten – eine Herausforderung für die Produktionsfirmen, die sie sehr gut gemeistert haben.“ Festivals und Filmfeste habe es in diesem Jahr nicht viele gegeben.
Deshalb sei es umso beachtlicher, dass dabei doch zahlreiche IDM-geförderte Produktionen gezeigt und auch ausgezeichnet wurden. „Das unterstreicht die Qualität und die Wettbewerbsfähigkeit der von uns unterstützten Projekte“, so Leonardelli.
Den Reigen der Auftritte bei renommierten Festivals startete der Film „Siberia“ von Abel Ferrara, der im Februar am offiziellen Wettbewerb der Berlinale 2020 teilnahm. „Faith“ von Valentina Pedicini wurde zudem in der „Woche der Kritik“ gezeigt, während „Sole“ in der Sektion „Berlinale Special“ lief.
Das Drama von Carlo Sironi wurde von IDM in der Produktionsvorbereitung gefördert und bekam letzte Woche den European Film Award in der Kategorie „European Discovery“ überreicht. „Hochwald“, der Debütfilm der Bozner Regisseurin Evi Romen mit dem Pusterer Schauspieler Thomas Prenn in der Hauptrolle, gewann auf dem Film Festival Zürich das „Goldene Auge“ für den Besten Film und lief zudem auf der Viennale, dem Torino Film Festival und dem hochkarätigen Tallinn Black Nights Festival.
Zu großen Teilen in Südtirol abgedreht wurde auch die TV-Tragikomödie „Eine harte Tour“, in der mit Anna Unterberger ebenfalls eine Südtiroler Schauspielerin eine Hauptrolle spielt. Der Film, für dessen Produktion die aus Bruneck stammende Annie Brunner verantwortlich zeichnet, erhielt den Deutschen Fernsehpreis in den Kategorien „Bester Film Fiktion“ und „Bestes Drehbuch Fiktion“.
Der Preis “‘Young Talent Award‘ von Women In Motion“, den das Cannes Film Festival gemeinsam mit der Kering Group seit 2015 vergibt, wurde vor Kurzem an die Boznerin Maura Delpero für ihren Film „Maternal“ übergeben.
Noch bis Januar muss der Kastelruther Ronny Trocker warten, bevor sein Drama „Der menschliche Faktor“ beim Sundance Film Festival 2021 in der World Dramatic Competition Weltpremiere feiern darf. Es ist Trockers zweiter Spielfilm nach „Die Einsiedler“ – ebenfalls ein Südtirol-unterstütztes Projekt; das Sundance Festival ist das international wichtigste Festival für Independent Filme. Premiere feiert im Januar auch “Windstill“ der jungen Regisseurin Nancy Camaldo aus Bozen.
Der Film wird im offiziellen Wettbewerb des deutschen Filmfestivals Max Ophüls laufen, das als Festival für die Entdeckung neuer Talente gilt.
In den wenigen Monaten zwischen den beiden Lockdowns im Frühjahr und im Herbst wurde dennoch rund 190 Tage lang für IDM-geförderte Projekte in Südtirol gedreht – mit zahlreichen Südtiroler Filmschaffenden vor und hinter der Kamera. So hielt sich etwa das Team der deutschen Serie „Wild Republic“ um eine Gruppe jugendlicher Straftäter in Schwierigkeiten im Sommer mehrere Wochen im Pustertal und am Sellajoch auf.
Gezeigt werden soll die Serie mit Südtiroler Schauspielern wie Anna Unterberger und Katja Lechthaler im Cast im April 2021 zunächst im Streamingdienst der Deutschen Telekom Magenta.tv, dann auch im öffentlich-rechtlichen TV. Meran, Neumarkt, der Salten und der Ritten waren im Sommer und Herbst rund 40 Tage lang Schauplätze für das Drama „Resilient“ von Roberto Faenza, das die Lebensgeschichte des Medizin-Nobelpreisträgers Mario Capecchi erzählt. Produzentin Elda Ferri hat bereits einen Oscar für „La vita è bella“ in der Tasche, und Milena Canonero, die Kostümbildnerin des Films, ist sogar vierfache Oscar-Preisträgerin, u.a. für „The Grand Budapest Hotel“.
Die Südtiroler Weinstraße war hingegen Hauptschauplatz des TV-Thrillers „Il Pastore“ mit Tobias Moretti, bei dem der Österreicher Andreas Prochaska Regie geführt hat – nach „Das finstere Tal“ die zweite Produktion, welche die beiden gemeinsam in Südtirol realisiert haben. Ausgestrahlt wird der Zweiteiler im ZDF und auf ServusTV. Horroranleihen macht der neue Film von Andrea De Sica, das Teenager-Liebesdrama „Non mi Uccidere“. Protagonisten des Dramas sind Alice Pagani und Rocco Fasano, beide bereits Stars aus den erfolgreichen Netflix-Serien „Baby“ bzw. „Skam Italia“.
Auch diverse Projekte lokaler Produzenten wurden diesen Sommer in Südtirol abgedreht, und zwar der neue Dokumentarfilm „Niemandsland“ von Reinhold Messner über die Erstbesteigung der Marmolada-Südwand durch die englische Lady Beatrice Tomasson, Elena Goatellis Doku „My Upside Down World“ von Produzent Albolina Film Bozen über die dreifache Weltmeisterin im Eisklettern, die Südtirolerin Angelika Rainer, und ein weiteres Projekt von Albolina Film, die Doku „Südtirols Hoher Norden“ von Wahlsüdtiroler Jochen Hemmleb.
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