„Die Unterhosen runterlassen“
Auch der Passeirer Hotelier Heinrich Dorfer hält einen neuen und harten Lockdown für unausweichlich. Und er prophezeit jenen Kollegen, die mit dem einheimischen Gast und Billigangeboten überwintern wollen, ein blaues Wunder.
TAGESZEITUNG Online: Herr Dorfer, der CEO der Falkensteiner Group, Otmar Michaeler hat im TAGESZEITUNG-Interview erklärt, ein neuer und harter Lockdown sei unausweichlich, ja notwendig. Sehen Sie das auch so?
Heinrich Dorfer: Ja, ich teile seine Meinung. Unter den gegebenen Bedingungen ist ein harter Lockdown unumgänglich. Wenn wir ab dem 10. Jänner einigermaßen losstarten wollen, braucht es den Lockdown. Anders kann ich mir das nicht vorstellen.
Viele Ihrer Kollegen versuchen es mit einer Urlaub-Dahoam-Strategie …
Ich bin mit einigen Kollegen, die das machen, in Kontakt. Ich sage zu denen immer: Ihr seid euch nicht bewusst, was euch erwartet. Logisch schauen die Zimmerpläne gut aus, wenn die Gäste teilweise bis 24 Stunden vor ihrer Ankunft kostenlos stornieren können. Die Hotels sind jetzt ausgebucht, aber um Weihnachten werden sie ein blaues Wunder erleben …
Weil die Gäste absagen?
Ja, die Italiener kommen – so wie es aussieht – aus ihren Regionen nicht hinaus, die Deutschen kommen über Weihnachten sicher nicht, die Schweizer auch nicht …
Blieben nur mehr die Einheimischen?
Die Rechnung mit den Einheimischen geht nur ganz wenigen, kleinen Betrieben auf. Denn man muss ganz offen sagen: Der Südtiroler Gast ist nicht bereit, die Normalpreise zu bezahlen, erst recht nicht über Weihnachten und Silvester. Die normalen Preise vom einheimischen Gast zu Weihnachten und zu Silvester zu kassieren, ist kein Südtiroler Hotel imstande …
Also muss man die Gäste mit Dumpingpreisen ködern?
Sie sehen ja, was jetzt passiert: Ich will keine Namen nennen, aber es gibt Betriebe, wo man derzeit mit 180 Euro die Dreiviertelpension plus Gratisgetränke bekommt. Logisch hat man mit solchen Preisen das Haus voll. Aber zu diesen Konditionen bleibt dem Hotelier nix. Über Weihnachten und Silvester brauchen diese Betriebe einen anderen Gast.
Warum halten diese Hoteliers die Betriebe dann offen?
Einigen Hoteliers geht es darum, die Mitarbeiter zu halten. Das ist auch edel. Die lassen das Haus offen, auch wenn sie ein bisserl draufzahlen. Auch ich wäre dazu bereit, draufzuzahlen, wenn ich weiß, dass ich damit den Mitarbeitern helfen kann. Denn die Mitarbeiter sind unser ganz großes Problem …
Inwiefern?
Unsere Mitarbeiter haben voriges Jahr nur vier bis fünf Monate gearbeitet und sind jetzt wieder im Lohnausgleich. Die sind es nicht gewohnt, mit 900 Euro im Monat auszukommen, denn sie verdienen im Gastgewerbe gewöhnlich zwischen 2.000 und 3.000 Euro. Also besteht die Gefahr, dass unsere Mitarbeiter in andere Branchen abwandern, zumal 90 Prozent der Wirtschaft in Südtirol ja arbeiten kann: die Produktion, die Industrie, die Banken und jetzt auch der Handel. Apropos Banken: Gerade eben hat ein Sekretär, der bei mir gearbeitet hat, das Angebot einer Bank angenommen. Wir verlieren also Leute, und ich verstehe auch, dass sich unsere Mitarbeiter umsehen, denn die Aussicht, jetzt wieder von November bis April daheimzubleiben, ist nicht rosig.
Glauben Sie, dass zumindest ein Teil der Wintersaison noch zu retten ist?
Wenn wir die Zahlen nicht in den Griff bekommen, sehe ich schwarz. Und Tatsache ist nun einmal, dass wir die Zahlen nicht im Griff haben. Wir müssen herunterkommen auf maximal 30 Neuinfektionen am Tag, auf die 50er-Wocheninzidenz, damit wir aus der Reisewarnzone herauskommen. Unser Wintertourismus ist auf den deutschen Gast, auf die Schweizer, auf die Polen und Tschechen aufgebaut. Daher kann man jetzt schon annehmen, dass es eine schwache Saison wird. Das ist nicht viel drinnen.
Sie klingen sehr skeptisch?
Viele meinen, dass es ab dem 7. Jänner wieder avanti geht. Diese Kollegen werden sich eines Besseren belehren lassen müssen. Der Lockdown der Deutschen wird am 10. Jänner nicht vorbei sein, fürchte ich.
Wie sieht es in Ihrem Betrieb in Passeier aus?
Wir sperren im Winter immer zu, normalerweise haben wir bis 10. Jänner offen, aber wir haben seit November zu. Wir haben zwar überlegt, um Weihnachten aufzusperren, wir waren ausgebucht, aber ich bin überzeugt, dass am Ende 80 bis 90 Prozent der Gäste abgesprungen wären. Einige Gäste, denen alles wurscht ist, haben uns angerufen und gesagt: Lasst bitte offen, wir kommen trotzdem. Diese Leute haben nicht kapiert, dass sie für 14 Tage in Quarantäne müssen, das heißt, sich im Hotelzimmer einzusperren.
Sie wären also für einen harten Lockdown?
Ja, für den Tourismus wäre ein harter Lockdown nicht schädlich. Die beste Lösung in meinen Augen wäre, alle Betriebe verpflichtend bis 10. Jänner zu schließen und dann zu starten. Diejenigen, die jetzt die Schlauen spielen, werden merken, dass das, was sie jetzt tun, nicht funktioniert.
Interview: Artur Oberhofer
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Kommentare (45)
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andreas
180 Euro als Dumpingpreis ansehen, finde ich jetzt etwas ambitioniert.
Nicht jeder hat das Preisniveau und die Personalstruktur vom Quellenhof und Dorfer sollte es seinen Kollegen wohl selbst überlassen zu entscheiden, ob sie das Risiko eingehen, Buchungen anzunehmen und ev. trotzdem ohne Gäste dazustehen.
Die Forderung alle Betriebe bis zum 10. Jänner zu schließen, nur weil er es macht, ist auch etwas eigenartig.
Ein inhabergeführter Betrieb kann auch mit einer weit niedrigeren Auslastung als der Quellenhof rentabel sein und der Sommer hat gezeigt, dass Hotels auch imstande sind, die Sicherheitsregeln einzuhalten.
Auch hat er wohl vergessen, dass der Osten und der Westen eine komplett andere Gästestruktur hat. Der Osten viele Italiener, welche im Sommer bald nach der Öffnung die Betriebe überlaufen haben und der Westen viele Deutsche, welche wohl vor Ende Jänner nicht kommen werden.
Ich glaube kaum, dass ein Adler, Scheeberg, Quelle oder die Winklerhotels, welche u.a. auch auf Dorfers Aussagen geantwortet haben, unbedingt auf Dorfers Meinung gewartet haben.
Er ist ein hervorragender Unternehmer, dieses Interview hätte er sich aber sparen können.
besserwisser
@alleswisser andreas: und ich glabue das der herr dorfer nicht auf deine endlos lange ausführung gewartet hat. als lohnempfänger belehrungen an unternehmer zu geben ist sehr mutig.
unabhängig von der sichtwweise ist der heini dorfer ein starkter unternehmer der sich sein imperium selber führt und selber bezahlt hat.
hallihallo
vielleicht könnte er aber auch schreiben, wieviel er in den letzten jahrzehneten als landesbeitrag erhalten hat. sein betrieb liegt in einer strukturschwachen gemeinde und die bekommen reichlich beiträge. also alles selber bezahlt glaube ich nicht, aber er kann es gerne im nächsten artikel genau aufzählen.
leser
Ach anderle
Du kritisierst dorfer und spart selber am wenigsten am nörgeln
Auch dorfer ist ein hotelier und nach seiner struktur gesehen, hat er offenbar nicht alles falsch gemacht
Mit welchen methiden er das erreicht hat ist ein anderes thema, aber auf jedenfall wird ihm das als eingefleischter parteisoldat und systemfreund einige erleuchterungen beschert haben
Tatsache ist, dass der aufbau einer solche monokultur südtirol nicht gut tut und dass der grossteil der angebotenen arbeitsplãtze nicht attraktiv ist, aber wir in südtirol haben ja auch nicht nur akademiker herumlafen
Ich muss immer schmunzeln wie deine hochgestochenen und unverkennbare neidverbreitenden und möchtegernebelehrenden analysen yns proleten zurechtweusen sollten
Zumindest ich kann aus deinwn texten erkennen, dass du ganz bestimmt nie einen vogel vom zaun gejagen hast, ich wette sogar, dass du dein dach übern kopf nur geerbt hast, si realitätsfremd bist du anderle
Womöglich bist ein lehrer auch nich
franz19
Der Herr Dorfner hat auch seine Abgebote vor Weihnachten mit knapp über 100 Euro pro Person die Nacht und hat sich mit seiner Arroganz ein Imperium aufgebaut..Schnell über die anderen zu schimpfen ist leicht,wir haben im Lande Hoteliere die Spitze sind und sehr kontaktfreudig mit den Gästesind ,da ist er noch weit entfernt!! Für ihn ist es ja eh besser einige Kräne so wie jetzt aufzustellen und die Handwerker bluten zu lassen.
leser
Wenn handwerker bluten sind sie selber schuld
tirolersepp
Herr Dorfer vergoennen sie ihren Angestellten und der einheimischen Bevölkerung auch mal was, es geht ihnen ja gut, leben und leben lassen !!!
exodus
Seine Mitarbeiter bekommen Löhne von 2.000,00 – 3.000,00€, da habe ich aber andere Informationen. ……Bitte etwas näher der Wahrheit!!
lucky
Solche Typen sind im HGV- Vorstand. Kann darauf pfeifen…….