Der Zug steht
Schon wieder kein Bahnverkehr im oberen Pustertal: Nach einer Hangrutschung bei Percha bleiben die Gleise bis auf weiteres gesperrt. Die Sicherung der Strecke könnte einige Zeit in Anspruch nehmen.
von Silke Hinterwaldner
Die Situation ist vertrackt: Kaum wurden die Schäden an der Bahn im Abschnitt Olang aufwändig saniert, gibt es schon andernorts Probleme. Nicht nur die Staatsstraße ist bei Percha abgerutscht, eine Mure hat auch die Bahngleise verlegt.
Es gibt zumindest eine gute Nachricht: Mit heute Mittwoch fährt die Pustertaler Bahn im Abschnitt zwischen Franzensfeste und Bruneck wieder. Aber, und davon ist auch STA-Direktor Joachim Dejaco überzeugt, im Streckenabschnitt zwischen Bruneck und Innichen wird man länger warten müssen. Womöglich bis Februar, das würde nach dem Ausfall vor einem Jahr ein neuerliches Aus für zwei oder drei Monate bedeuten. Es gilt Grundsätzliches zu klären: Im Jänner wollen sich STA- und RFI-Vertreter gemeinsam an einen Tisch setzen, um zu besprechen, welche Maßnahmen die Bahn stabilisieren könnten. „Wenn die Bahn im Tunnel verläuft wie im Eisacktal, gibt es weniger Probleme, aber hier haben wir diesen Abschnitt zwischen Bruneck und Welsberg, der ziemlich exponiert ist“, erklärt Dejaco. Jetzt gelte es eine tiefergehende Analyse vorzunehmen. Dabei muss auch gesagt werden: Abgesehen von den Problemen des vergangenen Jahres hatte es eigentlich nie Probleme gegeben, 15 Jahre lang ist die Pusterer Bahn praktisch ohne Unterbrechung verkehrt.
Die Wucht der Unwetter macht der Mobilität in den Bergregionen zu schaffen, offenbar ganz besonders im oberen Pustertal, wo derzeit Zug und teilweise die Straße unterbrochen sind. Muss deshalb die Bahntrasse verlegt werden? „Darüber müssen wir erst sprechen“, sagt Dejaco. Für ihn ist aber klar, dass die Bahn eine Potenzierung erleben wird. Schließlich wird sie heute schon sehr stark in Anspruch genommen, der Zug müsse verlässlicher gemacht werden, kritische Abschnitte gehören stärker gesichert.
STA-Präsident Martin Ausserdorfer sieht die Lage optimistischer. Dieses Mal, sagt er, seien die Gleise nicht unmittelbar betroffen. Es gebe in Percha zwar das Problem mit einer Hangrutschung bei Kilometer 36, aber dieses dürfte sich rasch beheben lassen. Genaueres wird man aber erst nach mehreren Lokalaugenscheinen und in Absprache mit dem Schienennetzbetreiber RFI sagen können. „Dieses Problem ist weniger komplex als jenes in Olang“, sagt Ausserdorfer, „jetzt geht es vor allem darum, den Hang besser zu stabilisieren. Das ist eine Sicherheitsmaßnahme. Danach kann man auch die Strecke im oberen Pustertal aufmachen.“
Fest steht aber auch: Die Tragödie an der Latschander, bei der vor zehn Jahren neun Menschen starben, lässt die Bahnbetreiber ganz besonders vorsichtig agieren. Ist der Abschnitt nicht zu hundert Prozent sicher, wird der Bahnverkehr sofort eingestellt.
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