Sven Sachsalber ist tot
Der Vinschger Künstler und Träger des Paul-Flora-Preises 2019 Sven Sachsalber ist tot. Er verstarb im Alter von 33 Jahren in Wien.
Der Vinschger Künstler Sven Sachsalber wurde am Samstag tot in seiner Wiener Wohnung aufgefunden. Eines ist jetzt schon gewiss: Mit Sven Sachsalber hat Südtirol einen seiner begabtesten jungen Künstler verloren.
„Mit großer Trauer habe ich vom Tod von Sven Sachsalber erfahren“, sagt Landesrat Philipp Achammer und betont: „Mit Sven verlieren wir nicht nur einen der talentiertesten jungen Südtiroler Künstler, sondern vor allem einen angenehmen Menschen, der bescheiden und zurückhaltend, aber gleichzeitig ausdrucksstark war.“
Sachsalber, 1987 geboren und in Latsch im Vinschgau aufgewachsen, wollte ursprünglich Skirennläufer werden. In der Sportoberschule Mals teilte er das Zimmer mit Dominik Paris. Nach einem schweren Unfall studierte von 2010 bis 2013 Kunst am Fine Arts Royal College of Art London. 2014 verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach New York. Mit ungewöhnlichen Aktionen wirbelte er die Kunstwelt auf. So etwa mit der wortwörtlichen Suche einer vier Zentimeter langen Nadel im Heuhaufen, die Sachsalber im Palais de Tokyo in Paris performte. Damit erreichte er einen hohen Bekanntheitsgrad und machte auch außerhalb der Kunst- und Kulturszene auf sich aufmerksam. 2019 wurde er mit dem von den Ländern Südtirol und Tirol gestifteten Paul-Flora-Preis ausgezeichnet. In New York arbeitete er als Assistent des Kunststars Raymond Pettibon, einer seiner größten Förderer war Rudolf Stingel. Im vergangenen Jahr eröffnete er in der Galerie Ramiken Crucible in der Upper East Side seine erste Einzelausstellung. Weiters wurden seine Arbeiten in der Bible, NY; Shoot The Lobster, NY; White Columns, NY; Helper, Brooklyn; Performa, NY; Fiorucci Art Trust, Stromboli; Palais de Tokio, Paris; Museion, Bozen und in der Limoncello Gallery, London, gezeigt.
In Südtirol war er zuletzt in der Ausstellung „Buchhandlung Kalter König“ in der Galerie Museum zu sehen. Der Titel bezieht sich auf Martin Kippenbergers posthum veröffentlichtes Buch „No Drawing No Cry”. Darin sind die Hotelbriefpapiere veröffentlicht, die zuvor in den beiden berühmten Bänden “Hotel-Hotel” und “Hotel-Hotel-Hotel” mit seinen darauf verewigten Zeichnungen versammelt worden waren und hier auf seine Anweisung hin von diesen Zeichnungen “bereinigt” wurden. Ein Buch voller weißer Seiten, auf denen nur die Briefköpfe und Logos der Hotels zu sehen sind, in denen Kippenberger übernachtet hatte. Sven Sachsalber nahm diese Seiten als Einladung, erneut darauf zu zeichnen und ließ zuungunsten des materiellen Wertes dieser wertvollen Ausgabe ein Tagebuch entstehen. Das Prachtstück der Ausstellung war ein Replika aus Kuhfell des Zebra-Rennanzugs der deutschen Skinationalmannschaft von Willy Bogner, das er als Malgrund verwendete.
Sven Sachsalber war ein überaus eigenwilliger Kopf. Das Internet war für ihn Zeitverschwendung, ganz bewusst betrieb er keine eigene Homepage: „Mir kommt vor, wenn alle in eine Richtung laufen, muss man woanders hingehen“, sagte er in einem Interview mit der Tageszeitung. Ganz im Sinne von Kippenberger nahm er den Geniekult der Künstler auf den Arm: „Ich glaube einfach nicht, dass Bilder so aus dem Kopf entstehen, außer man arbeitet abstrakt. Die Zeiten des Geniekünstlers, der alles aus sich heraus schafft, sind vorbei. Gottseidank.“
„Sven Sachsalbers künstlerische Interpretation von kulturellen und gesellschaftlichen Machtstrukturen ist stets alles andere als oberflächlich“, sagt Landesrat Achammer. „Das einzig Tröstliche ist, dass seine Kunst und sein Verständnis von Kunst für immer weiterleben werden.“
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Kommentare (4)
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gorgo
@TZ
Das oberflächliche Gesabber von Achammer hättet ihr weglassen können.
So was will kein Künstler in einem Nachruf.