Von Arte nach Analogica
Weil die Leinwand noch immer zu ist, lade ich Sie auf ein paar Festivals ein – von Arte über Porretta nach Analogica.
von Renate Mumelter
Der Wert, den unsere Gesellschaft der Kultur beimisst, ist minimal. Wenn Menschen ohne Mundschutz in Gastlokalen an einem Tisch sitzen, lachen, reden und essen dürfen, verstehe ich nicht, warum Menschen nicht schweigend mit Mundschutz in Kinos oder Theatern sitzen dürfen.
In der Hoffnung, dass das Kino nicht vor dem Exitus steht, lade ich zu einer weiteren online-Runde, die sogar einen Vorteil hat: Drei Filmfestivals gleichzeitig wären nämlich nicht zu bewältigen. Wer kann schon gleichzeitig in Porretta Terme bei Bologna, in Bozen, in Wien und im Netz sein. Dank Corona ist das möglich.
Porretta Cinema
Bis einschließlich 8. Dezember läuft die 19. Ausgabe von Porretta Cinema. Das Festival bietet mehrere Schwerpunkte an, heuer eine Ausstellung mit unbekannten Bildern von Giulietta Masina. Ohne sie wäre Federico Fellini nicht der gewesen, der er immer noch ist. „Giulietta inedita“ ist problemlos auf der Festivalseite zu sehen. Als internationaler Regisseur steht heuer der Bosnier Pjer Žalica im Mittelpunkt. Die italienische Retrospektive gilt den Manetti Bros. Ihr neuester Film „Diabolik“ sollte Ende des Jahres starten. Außerdem zeigt Porretta neue italienische Filme, internationale Dokumentarfilme, u.a. über den Schweizer Regisseur Daniel Schmid. Das Abo über MyMovies kostet nur 9,90 Euro.
Alles weitere auf www.porrettacinema.it
Analogica
In eine ganz andere Richtung schaut „Analogica“, das nicht-digitale Festival par excellence. Das Festival gibt es bereits seit 10 Jahren, seit 2013 findet es immer um diese Zeit in Bozen statt. Heuer ist nichts mit Bozen, nur mit Netz. Die Plattform „analogica“ widmet sich rund ums Jahr dem Analogen im Film, sammelt Materialien, versucht, dieses Analoge im Zeitalter der Digitalisierung am Leben zu halten. Mit Erfolg. An diesen drei Wochenenden bietet das Festival analoge Kurzfilmreihen, Live-Veranstaltungen und analoge Musik. Mitverfolgt werden kann das gesamte Festival kostenfrei und unkompliziert online. „Dass ausgerechnet ANALOGICA online stattfindet scheint paradox, aber wir möchten euch die Möglichkeit zum Zusammentreffen und zum Austausch geben – gerade am Ende dieses Jahres, das seltsam und in der Schwebe war.“
arteKino Festival
Wer es riskieren möchte, im kommenden Jahr zum Filmfestival von Locarno eingeladen zu werden, sollte sich jetzt dahinterklemmen. Das arteKino Festival zeigt den ganzen Dezember hindurch 10 interessante europäische Filme. Wer mindestens 7 der Filme ansieht und mitvotet, kommt in die Verlosung des Publikumspreises. Dieser Preis besteht aus der reizvollen Einladung zum Filmfestival in Locarno mit allem Drum und Dran. Registrieren genügt. Das Screening ist kostenlos. Es dürfte inzwischen bekannt sein, dass arte nicht nur für Qualität bürgt sondern auch für europäischen Geist. Der zeigt sich hier auch daran, dass die angebotenen Filme nicht geogeblockt sind. Ein Verdienst des Senders.
Noch eine gute Nachricht
Gianfranco Rosis „Notturno“, ein besonderer Dokumentarfilm, der viel zu wenig im Kino war, wurde als italienischer Beitrag für den Auslandsoscar nominiert.
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