Toni Bernharts Passion
Seit über 200 Jahren spielt man in Thiersee bei Kufstein die Geschichte vom Leben und Sterben Christi. Eine Neuinszenierung der Passion von Regisseur Norbert Mladek soll den Leidensweg Jesu im Passionsspieljahr 2022 zeitgemäß zeigen – mit einer aktualisierten Textfassung von Toni Bernhart.
In Thiersee bei Kufstein wird mit den Passionsspielen eine alte Geschichte immer wieder neu erzählt. Die Faszination für die Passion wird von Generation zu Generation weitergegeben. Für das Passionsspieljahr 2022 hat man sich viel vorgenommen: „Neu wird der Text, neu wird die Szenerie, neu wird auch die Musik“, verspricht der Obmann des Thierseer Passionsspielvereins Johann Kröll, der für die kommende Saison ein kompetentes, künstlerisches Team zusammengestellt hat. Der Innsbrucker Theatermacher Norbert Mladek übernimmt die Regie und Ausstattung, der Autor Toni Bernhart arbeitet an einer neuen Textfassung und der Kapellmeister Josef Pirchmoser wird für die Musik verantwortlich zeichnen.
Die Inszenierung von Norbert Mladek soll die Menschen auf eine Reise durch die Zeit mitnehmen – und in der Gegenwart ankommen. Deshalb geht man auch in Sachen Text neue Wege: „Was den Theatertext betrifft, ist die Sache ein Jahrhundertereignis“, erklärt der Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Toni Bernhart, der sich eingehend mit dem Thema „Volksschauspiel“ beschäftigt hat. Seine Neufassung wird den alten Stücktext von Jakobus Reimer ablösen, der 1923 uraufgeführt wurde. „Der Text meines Vorgängers hat fast 100 Jahre lang gehalten. Es kommt sehr selten vor, dass dieser ausgetauscht wird. Ich habe also Glück und bin zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, erklärt Bernhart, der nicht vor großen Veränderungen zurückschreckt und laut überlegt: „Was ist eine Passion? Zu jeder Zeit wird diese Grundfrage anders beantwortet.“ Toni Bernhart will die Geschichte jedenfalls zukunftsweisend erzählen: „Entscheidungen, die jetzt in Thiersee fallen, werden über Generationen hinaus wirksam sein. Vielleicht bin ich schon längst nicht mehr am Leben, wenn mein Text noch immer gespielt wird – dieser Gedanke ist sehr anrührend für mich. Und das macht auch den Charme der Passionsspiele aus.“
Auf der Bühne wird der Text von Musik getragen: Der Kapellmeister aus Hinterthiersee, Josef Pirchmoser, hat schon 2016 für die musikalische Begleitung der Theaterproduktion gesorgt. Er wird auch die Neukomposition übernehmen: „Die Musik ist ein wesentlicher Bestandteil der Passion. Das Schöne ist, dass ich mit dem Schriftsteller parallel arbeiten kann. Wir tauschen uns aus und lassen etwas Neues entstehen“, erklärt der talentierte Komponist. Dass den Melodien bei der Thierseer Passion eine besondere Bedeutung zukommt, hat seinen Ursprung in der Geschichte des Passionsspielvereins, wie Obmann Johann Kröll erläutert: „Der Passionsspielverein und die Musikkapelle wurden beide im Jahr 1799 gegründet. Die Musikkapelle ist quasi aus den Passionsspielen heraus entstanden. Hier gibt es seit jeher enge Verbindungen.“ Als lokal bestens vernetzter Künstler versammelt Josef Pirchmoser eine Vielzahl von Musikern aus Thiersee, die hochmotiviert an die Arbeit gehen. Auch die Schauspieler werden ihren großen Auftritt mit Leidenschaft – und echter Passion für die Bühnenkunst – vorbereiten: „Das Jahr in dem wir wieder spielen, hat einen ganz eigenen Geist. Jung und Alt ziehen an einem Strang“, bringt Obmann Johann Kröll das Geschehen in Thiersee auf den Punkt.
Weitere Informationen auf der Website www.passionsspiele-thiersee.at
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