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Spielkarten zur Option

Riccardo Giacconi, Künstler und Essayist, erforscht Ursprünge und Folgen der Annexion Südtirols an Italien am Ende des Zweiten Weltkrieges. Options ist in deutscher, italienischer und englischer Sprache verfügbar und besteht aus einer Schachtel mit einundvierzig 14×24 cm großen Spielkarten.
Options ist eine künstlerische Untersuchung der Ursprünge und Folgen der Annexion Südtirols an Italien am Ende des Zweiten Weltkrieges. Als sich das Gebiet zwischen den heutigen Grenzen zu Österreich und dem Trentino nach Jahrhunderten plötzlich nicht mehr unter österreich-ungarischer Herrschaft befand, wurde die lokale Bevölkerung vor eine Entscheidung gestellt: entweder die Einbürgerung ins faschistische Italien oder die Auswanderung ins Deutsche Reich. Wer sich entschied dazubleiben, musste offiziell auf die eigene Sprache verzichten und konnte diese nur geheim, in unterirdischen Kapellen und Klassen, den sogenannten Katakombenschulen, als Akt des Widerstands weiter pflegen. 
 
Wer die eigene Heimat verließ, begann sich mit Mühe eine neue Identität zu schaffen und wurde  nicht selten der Untreue beschuldigt. Jene, die den Mut hatten, zurückzukehren, wurden als Verräter_innen bezeichnet, weil sie zwischen Identität und Idealismus schwankten. Die komplexe Frage des Dualismus Heimatland/Muttersprache ist eine zentrale Thematik in Giacconis Recherche, die der Künstler in seinen Gesprächen mit Südtiroler Persönlichkeiten vertiefen konnte.
 
Options ist in deutscher, italienischer und englischer Sprache verfügbar und besteht aus einer Schachtel mit einundvierzig 14×24 cm großen Spielkarten. Durch das Mischen der Karten können die Leser_innen die Bedeutung der erzählten Ereignisse durch ihre Aktionen im Sinne eines nicht-linearen Ansatzes der Geschichte beeinflussen. Jede Karte zeigt auf der Vorderseite einen kurzen Auszug aus den von Giacconi geführten Interviews, während auf der Rückseite grafische Illustrationen von Giulia Marzin, inspiriert von der traditionellen Heraldik, abgebildet sind.
 
Options wurde dank der Unterstützung des Italienischen Ministeriums für Kultur und Tourismus und des Italian Council realisiert. Die Publikation ist das Ergebnis von Giacconis Recherchearbeit im Rahmen des Preises Italian Councils 2019, in Zusammenarbeit mit den Partnerinstitutionen steirischer herbst ‘19, Grand Hotel Abyss, Grazer Kunstverein und ON Bologna. 2021 wird Riccardo Giacconi der erste artist-in-residence von Rorhof sein, wo er seine Recherchen zur “Südtiroler Frage” weiterführen wird.
Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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