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„Besserung im Dezember“

Der Biostatistiker Markus Falk hat errechnet, dass die Infektionszahlen bereits im Dezember wieder unter Kontrolle sein könnten, wenn der Massentest funktioniert. Was dabei beachtet werden muss.

Tageszeitung: Herr Falk, laut ihrem Modell könnten die Massentest dazu beitragen, die Infektionszahlen wesentlich schneller nach unten zu drücken. Wie kommen Sie zu dieser Annahme?

Markus Falk:  Als es hieß, dass Massentests gemacht werden, haben wir mit unseren Modellen Berechnungen durchgeführt und dies einer Sitzung beigesteuert, um zu bestätigen, dass die Tests bei einer ausreichenden Teilnehmeranzahl sehr wohl sinnvoll sind. Allerdings gehen diese Modelle davon aus, dass jene, die positiv getestet werden, sich auch an die Isolation halten. Daraus ergibt sich, dass es einen deutlichen Einbruch gibt, wenn die Teilnahme hoch ist. Man isoliert damit aber nicht nur viele Infektiöse, sondern senkt auch die Reproduktionsrate und somit die Folgeinfekte deutlich. Die Massentests wirken somit zeitgleich auf die „Geschwindigkeit“ und die „Beschleunigung“ des Infektionsgeschehens.

 

Wie lange wird es dauern, bis die Infektionszahlen wieder in Ordnung sind, wenn wir wie bisher den Teil-Lockdown weitergehen?

Ohne Massentests können wir zwar davon ausgehen, dass ab der nächsten Woche leichte Rückgänge zu erwarten sind, aber das kann sich dann bis in den März hinziehen, um unter die Marke von 50 Neuinfektionen pro Woche und 100.000 zu kommen. Eigentlich hält das niemand durch. Früher oder später kommt es dann zu einem harten Lockdown.

Auch in der Slowakei ist eine deutliche Reduzierung der Infektionszahlen zu sehen. Ist es also sicher, dass durch die Massentests die Zahl der Infektionen abnehmen wird, auch wenn sich nicht viele daran beteiligen?

Tatsächlich gab es in der Slowakei nach den Massentests einen Einbruch. Allerdings ist dieser zum Teil auch künstliche, denn wie in Italien werden die Antigentests in der Slowakei nicht in die Statistiken mit aufgenommen. Die Infektionszahlen stiegen in der Slowakei hernach auch wieder, da einige hospitalisiert werden mussten und somit auch in der Statistik auftauchten. Im Vergleich zu einem Teil-Lockdown sinken die Zahlen in der Slowakei jedoch wesentlich schneller. Verglichen mit Ländern wie Belgien, dort gilt derzeit ein sehr harter Lockdown, hingegen weniger schnell. Würde man hingegen auch nach der Testung für eine Woche weiterhin die Schutzmaßnahmen rigoros einhalten, dann hätte man eine ähnliche Wirkung als mit einem harten Lockdown. Der Massentest hat in der Slowakei zwar sehr viel gebracht, man hat aber auch viel Pulver verschossen.

Lesen Sie das gesamte Interview in der Donnerstags-Ausgabe der TAGESZEITUNG.

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