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So testet Südtirol


Wer wann und wo getestet wird. Wie man das Testergebnis erfährt. Wer für wie lange in häusliche Isolation muss. Alle wichtigen Infos zu den Corona-Massentests.

Von Matthias Kofler

Landeshauptmann Arno Kompatscher sieht in der Landesaktion „Südtirol testet“ eine „große Chance, den Großteil der Infektionsketten in Südtirol zu durchbrechen“. Daher lade er die Bevölkerung dazu ein, mit ihrer Teilnahme an den flächendeckenden Corona-Testungen einen „Akt der Verantwortung gegenüber der gesamten Gesellschaft“ zu setzen und damit nicht nur die eigene, sondern auch die Gesundheit der Angehörigen, Arbeitskollegen und Bekannten zu schützen. Für einen guten Ablauf seien die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen worden, es gebe „saubere und klare Regeln“. „Wir können gemeinsam den entscheidenden Schritt nach vorne machen, um unser Land Schritt für Schritt wieder zu öffnen“, sagt der LH. Ja, er könne diejenigen verstehen, die Angst vor einem positiven Testergebnis hätten, weil sie damit in häusliche Isolation gehen müssten. „Doch das Risiko ist viel größer, ohne Test nicht zu wissen, dass man selbst infiziert ist und damit andere anstecken kann, die dann schwer erkranken und an der Krankheit auch sterben können“, so Kompatscher.

Arno Kompatscher

An Freitag, Samstag und Sonntag dieser Woche werden in landeweit 184 Teststationen bis zu 350.000 Antigen-Schnelltests durchgeführt. Die Tests sind kostenlos. Jeder Südtiroler und jede Südtirolerin ab fünf Jahren kann an der Aktion „Südtirol testet“ teilnehmen. „Ziel des flächendeckenden Corona-Screenings ist es, die epidemiologische Situation in Südtirol zu analysieren und die asymptomatischen Träger von Covid-19 aufzuspüren, die ansonsten oftmals unentdeckt bleiben“, erklärt Sanitätslandesrat Thomas Widmann. Es handle sich zwar um eine Einmal-Aktion, es werde anschließend aber auch Folgeaktionen – sprich spezifische Testungen in Gemeinden mit mindestens einem Prozent an Positiven sowie in bestimmten Berufsgruppen – geben. Das Land verfüge bereits über 600.000 Antigen-Schnelltests, betont der Sanitätslandesrat. Weitere Schnelltests würden angekauft. Das Beispiel Slowakei habe gezeigt, wie es mit Massentestungen gelingen kann, die Infektionszahlen binnen kürzester Zeit zu halbieren und auf diese Weise einen Dauerlockdown zu verhindern, führt Widmann weiter aus und verweist in dem Zusammenhang auf eine Studie von Markus Falk (siehe hierzu auch eigenen Artikel): Ohne die Massentests würde Südtirol wohl erst Ende Februar zur Normalität zurückkehren können, was einen sozial und wirtschaftlich großen Schaden zur Folge hätte, erläutert der Sanitätslandesrat. „Eine breite Teilnahme der Bevölkerung an den Tests ist die Voraussetzung für schnelle Öffnungen. Der Lockdown würde dann nur wenige Wochen dauern und wir könnten das Weihnachtsfest fast ganz normal abhalten“, prognostiziert Widmann.

Thomas Widmann

Wie laufen die Massentests am Wochenende konkret ab?

„Die Gemeinden haben insgesamt 184 Teststrukturen zur Verfügung gestellt, in denen 600 Testlinien aufgebaut wurden. Sie stellen die Verwaltungsmitarbeiter und übernehmen die Information der Bürger“, erklärt Gemeindenverbandspräsident Andreas Schatzer. Je nach Gemeinde kann man sich für die Testungen entweder online anmelden (das ist bei 30 Gemeinden der Fall) oder man erhält von der Gemeindeverhaltung einen festgelegten Termin zugeschickt. In letzteren werden die BürgerInnen zum Beispiel nach Straßen eingeteilt. Die Feuerwehr schaut laut Zivilschutzlandesrat Arnold Schuler darauf, dass es vor den Testzentren zu keinen Menschenansammlungen kommt. Wenn möglich soll jeder Bürger das Testzentrum in der eigenen Wohngemeinde aufsuchen. „ArbeiterInnen, die beispielsweise in Bozen arbeiten, können sich aber auch dort testen lassen“, ergänzt Projektleiter Patrick Franzoni.

Arnold Schuler

Zum Test mitzunehmen sind der Personalausweis und, wenn möglich, die Sanitätskarte. Freilich gilt vor und in den Testzentren eine rigorose Maskenpflicht. Zunächst fühlt der/die Teilnehmer/in ein Formular aus, in dem unter anderem eine Handynummer oder E-Mail-Adresse anzugeben sind. Dann erhält der/die Teilnehmer/in eine Etikette und die Privacy-Erklärung. Das dafür zuständige Personal – im Einsatz sind insgesamt 900 Ärzte und Krankenpfleger – führt anschließend den Nasenabstrich für den Antigen-Schnelltest durch. Danach kann der/die Teilnehmer/in das Testgelände bereits verlassen. Laut Schätzungen von Test-Leiter Patrick Franzoni dauert der ganze Vorgang pro Person etwa drei Minuten. Das Verwaltungspersonal schickt den Getesteten in der Folge per Mail oder SMS einen achtstelligen Code zu. Von Zuhause aus kann sich jeder und jede das eigene Testergebnis abrufen, das schon 30 Minuten nach der Testung vorliegt.

Patrick Franzoni

Wer positiv getestet wird, erhält per Mail oder SMS automatisch auch die Zertifizierung für die häusliche Isolation und – falls beantragt – die Krankschreibung mitgeschickt. Asymptomatische Personen müssen zehn Tage zu Hause bleiben. Sie können am elften Tag die Isolation ohne weitere Testung verlassen und wieder arbeiten gehen. Wer hingegen in den zehn Tagen der Isolation Symptome – etwa Fieber, Husten oder den Verlust des Geschmackssinns – entwickelt, muss sich an den Hausarzt wenden, der dann beim Sanitätsbetrieb einen Termin für den PCR-Abstrich beantragt. Spätestens nach 21 Tagen (und gegebenenfalls ohne negatives Testergebnis) können auch die symptomatischen Personen die häusliche Isolation beenden.

Andreas Schatzer

Doch auch für negativ Getestete gilt: „Das Ergebnis ist kein Freibrief. Man muss sich weiterhin an die AHA-Regeln halten und soll möglichst wenige Kontakte haben“, betont Landesrat Widmann.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (25)

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  • tiroler

    WARUM wurde nicht schon vor 6 Wochen getestet?

    • wichtigmacher

      tiroler, ist ganz einfach, da waren noch die ganzen Piefkes munter beim Törggelen, bedient von Personal aus Hochrisikoländern, welche offensichtlich nichts unter Kontrolle haben (Slovakein Tschechien, Polen), und die Apfelernte mussten auch noch eingebracht werden, auch mit Sklaventrupps aus obengenannten Risikogebieten – nichts unter Kontrolle.
      Und die Südtiroler waren auch nicht besser, da wurde noch pre-lockdown Party gefeiert und last-minute Skifahren beworben, als hätte es nie Corona gegeben.

  • andreas

    „….und verweist in dem Zusammenhang auf eine Studie von Markus Falk…“
    Super, wenn das Land ca. 10 Millionen Euro für einen Massentest, aufgrund einer Studie eines hysterischen Biostatistikers, ausgibt.

    Angenommen Montag sind 10% der Getesteten, ca. 35.000 Leute, wenn 350.000 teilnehmen, für 10 Tage in Quarantäne.
    Bei einer Fehlerquote von ca. 10% an Positiven, welche durch die Schnelltests nicht erkannt werden, wären das 3.500 potentiell gefährliche.
    Vom 23.11. bis zum 02.12. laufen also 3.500 Positive, welche sich in Sicherheit wiegen, rum und stecken mit Faktor 1 ca. 3.500 an.
    Ab ca. 02.12. dürfen alle wieder raus und ev. werden die Maßnahmen gelockert.
    Von den 35.000 sind gewiss noch welche positiv, da 10 Tage Quarantäne bei Schnelltest zu wenig sind.

    Zusammengefasst, wir drücken zwar kurzfristig mit Gewalt die Anzahl der Positiven, doch jede Lockerung bringt uns 2-3 Wochen darauf wieder an dem Punkt, an welchem wir jetzt sind.

    Wenn das Ziel des Massentest es ist, dem Weihnachtstourismus zu retten, könnte das hinkommen, doch spätestens am 07.01.2021 müssen wir dann wohl wieder zum Massentest antreten.

    Ich würde die deutsche Strategie kopieren, Maßnahmen setzen, 10 bis 14 Tage warten wie sie wirken und dann den Zahlen entsprechend diese Maßnahmen lockern oder steigern.
    Wenn wir in dieser Zeit zu wenig Intensivbetten haben, sollte das Land diese in Deutschland einkaufen.
    10-20 Betten, auch wenn sie viel kosten, unsere kosten auch nicht viel weniger, kann Deutschland gewiss entbehren.

  • olle3xgscheid

    Wäre des im Frühjahr ab 10. März net gongen?????
    Ein Schelm wer Böses denkt…..und immer de Drohungen….

  • morgenstern

    Hätte man die zig. tausend Erntesklaven konsequent durchgetestet dann wäre das Problem ein Kleineres.

  • michaelmamming

    Also. Noch mal ganz langsam zum mitschreiben. 300 Tote sind zwar immer noch fast jeder zehnte, aber lassen wirs mal so stehn, dass das wenige sind. Und warum sinds wenige? Weil durch die ergriffenen Massnahmen eben viele Infektionen und damit weitere Tote vermieden worden sind. Dass manche Massnahme verfehlt war, möchte ich nicht bezweifeln. Da befindet sich die ganze Welt in einem Lernprozess. Dass gar einige nicht nur am Virus, sondern an einer Kombination mit ihren Begleiterkrankungen gestorben sind, steht genauso ausser Frage. Viele standen sowieso am Ende ihres langen Lebens. Aber diese Menschen brauchen auch für den Sterbeprozess medizinische Behandlung, denn sie ersticken erbärmlich. Um ihnen dieses Leiden erträglich zu machen, erhalten sie starke Beruhigungsmedikamente, sprich Opium. Und das kann man nicht einfach so mit nach Hause geben. Deshalb liegen sie im Krankenhaus. Und „verbrauchen“ dort Ressourcen. Um den armen Teufeln ein möglichst würdiges Sterben zu ermöglichen, muss die Zahl der sterbenden klein bleiben. Sonst passiert das, was wir in Bergamo erlebt haben, dass die Patienten auf Matratzen am Gang krepieren. Ganz abgesehn von den Kollateralschäden, sprich Patienten die wegen der Krankenhausüberlastung wegen ganz anderer Pathologien nicht behandelt werden konnten. Die Gesellschaft muss sich nun klar darüber werden, ob sie ihren Mitgĺiedern ein würdiges Sterben gönnen will auch zum Preis eines wirtschaftlichen Einbruchs – oder eben nicht. Und wer mir jetzt mit Selbstmorden wegen wirtschaftlicher Aussichtslosigkeit kommt: das waren 140 in der oberen Liste (Psychische Krankheiten und Verhaltensstörungen 140), also ebenso zu viele. Wobei man auch sagen müsste (und das klingt in meinen Ohren ebenso verwerflich wie das Argument der Vorerkrankungen): Die waren sowieso schon psychisch labil. Also sozusagen auch vorerkrankt.

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