„Stopp dem Missbrauch“
Hirtenbrief zu Missbrauch in der Kirche: Bischof fordert mehr Transparenz, Offenheit und Mit-Verantwortung.
„Stopp dem Missbrauch im kirchlichen Bereich!“: Plakate mit dieser Aufschrift stehen im Mittelpunkt einer Sensibilisierungskampagne, die der diözesane Dienst für den Schutz von Minderjährigen dieser Tage startet.
Bischof Ivo Muser hat dazu einen Hirtenbrief verfasst. Darin fordert er eine „menschliche und christliche“ Mentalitätsänderung: „Weg von einer Kultur des Ausblendens hin zu einer Kultur des Hinschauens; weg von einer Kultur des Sich-nicht-Einmischens, hin zu einer Kultur der Transparenz, der Offenheit und der Mit-Verantwortung.“
„Mit diesem Hirtenbrief“, schreibt Bischof Ivo Muser einleitend, „wende ich mich an euch mit einem Anliegen, das uns alle angeht und das mir sehr wichtig ist. Die weltweit erschütternden Berichte von sexuellem Missbrauch in der Kirche, um die wir wissen, haben ein Tabu gebrochen, das zu lange das Leid der Betroffenen und deren Umfeld ausgeblendet hat. Endlich haben die Leidtragenden Gehör gefunden. Endlich hat man begonnen, Anklagen ernst zu nehmen, zu überprüfen und entsprechende Maßnahmen für Betroffene und deren Umfeld zu ergreifen. Ebenso wurden für jene, die sich an Kindern und Jugendlichen vergangen und sich strafbar gemacht haben, verschärfte kirchenrechtliche Bestimmungen und Maßnahmen erlassen, um sie zur Verantwortung zu ziehen.“
Weil Missbrauch häufig und überall – innerhalb und außerhalb der Kirche – geschehen könne und geschieht, brauche es eine radikale und zutiefst menschliche und christliche Mentalitätsänderung, schreibt der Bischof: „Weg von einer Kultur des Ausblendens hin zu einer Kultur des Hinschauens; weg von einer Kultur des Sich-nicht-Einmischens, hin zu einer Kultur der Transparenz, der Offenheit und der Mit-Verantwortung.“
In einer Informations- und Sensibilisierungskampagne werden derzeit Plakate mit der Aufschrift „Stopp dem Missbrauch im kirchlichen Bereich“verteilt, die in den Schaukästen ausgehängt und über andere Medien bekannt gemacht werden. Sie rufen auf, sich bei Verdacht, Hinweisen oder Missbrauchsfällen an die diözesane Ombudsstelle zu wenden. Zusammen mit den Plakaten informieren Flyer über die Ziele und Aufgaben des diözesanen Dienstes für den Schutz der Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen und über die Ombudsstelle.
„Mit dieser Kampagne drückt unsere Diözese ihre Grundhaltung aus, dass jegliche Formen von Missbrauch und Gewalt dem Geist des Evangeliums widersprechen. Ich lade alle Priester, Diakone, Ordensleute, Religionslehrpersonen, Pfarrgemeinden, kirchlichen Organisationen, Schulen und Heime, Einrichtungen und Gruppierungen ein, ein klares Signal zu setzen. Unsere Diözese will für eine offene Gesprächskultur sensibilisieren, damit Missbrauch nicht länger ein Tabu bleibt und das Leben von Menschen zerstört“, schreibt der Bischof.
Alle Verantwortlichen im kirchlichen Bereich werden von Bischof Muser dazu aufgerufen, dafür zu sorgen, dass innerhalb der eigenen Reihen der Schutz der Minderjährigen gewährleistet wird: „Das Wohl von Kindern und Jugendlichen sowie von schutzbedürftigen Erwachsenen hat entsprechend dem christlichen Gottes- und Menschenbild höchste Priorität. Die Diözese setzt sich für eine klare und entschiedene Haltung aller gegenüber sexuellem Missbrauch und allen Formen von Gewalt ein.“
Der Hirtenbrief von Bischof Ivo Muser im Wortlaut: https://www.bz-bx.net/de/news/detail/hirtenbrief-missbrauch-2020
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Kommentare (13)
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artimar
Bereits der Begriff „Missbrauch“ in diesem Zusammenhang für sexualisierte Gewalt ist schon fragwürdig und verharmlosend.
Gibt es etwa einen (sexuellen) Gebrauch von Kindern, der etwa in Ordnung ist?
artimar
Vgl. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Sexualisierte_Gewalt