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„Wahre Engel“

Jährlich kommen an die 350 Kinder auf die Bozner Frühchenstation, weil sie intensivmedizinisch betreut werden müssen.

„Sie sind wahre Engel. Wir wurden 100 Tage bestens betreut. Die Station ist einfach super.“ Es sind die Worte der Eltern von zu früh oder krank geborenen Kindern, die zum Welttag der Frühgeborenen Gehör finden sollen. Gerichtet sind sie an die Ärzte, Pfleger und alle, die auf der Neugeborenen-Intensivstation im Krankenhaus Bozen für die kleinsten Patienten da sind.

Es beginnt mit einem Schock, einer verheerenden Diagnose, einem traumatischen Ereignis wie einem Notkaiserschnitt: Jährlich kommen an die 350 Kinder auf die Bozner Frühchenstation, weil sie intensivmedizinisch betreut werden müssen – sprich: weil ihr Leben in Gefahr oder schlichtweg unmöglich wäre – ohne all die Maschinen, Schläuche, Medikamente und ohne die umfassende Betreuung. Eine Betreuung, die ganz anders aussieht, als es sich die werdenden Eltern gewünscht und vorgestellt hatten.

Ohne das Kind nach Hause gehen  

„Jede Mutter, jede Familie möchte für ihr Neugeborenes da sein und es mit nach Hause nehmen, aber das ist in unseren (Not-)Fällen nicht möglich“, beschreibt es Petra Kerschbaumer, Mitglied der Gruppe „Frühcheneltern Südtirol“. So schwer es auch sei, das eigene Kind im Krankenhaus zurückzulassen, so wohltuend sei die Gewissheit, dass die kleinsten und kleinen Patienten rund um die Uhr überwacht und liebevoll umsorgt werden.

In ihren Inkubatoren, den sogenannten Brutkästen, werden die oft nur 500-Gramm schweren Babys mit allem versorgt, was sie zum Überleben brauchen und mehr noch. „Sie werden darin nicht nur gefüttert, gewickelt, gewaschen, untersucht und immer wieder neu gebettet, die Pflegekräfte sprechen mit ihnen, herzen sie, kleiden sie in eigens genähte Mini-Gewänder und legen ihnen Kuscheltiere in die winzigen Hände“, berichten die betroffenen Eltern. All dies helfe und bestärke in dieser schwierigen Situation, da man selbst nur einen Bruchteil beitragen könne.

Dem Leben und Sterben so nah 

Tagtäglich geht es auf der Station um Leben und Sterben, um Ängste und Sorgen, um Bangen und Hoffen, um Fortschritte und ein Mehr an Lebensqualität. „Unsere Kinder sind in den besten Händen, das Personal leistet großartige Arbeit“, so der Tenor der „Frühcheneltern Südtirol“. Daher ergeht zum Weltfrühchentag am 17. November auch der Wunsch aufrichtig „Danke zu sagen an all die kleinen und großen Helden der Frühchenstation“.

Auf der Neugeborenenintensiv stehen Tag und Nacht nur die Kinder im Mittelpunkt. „Heute soll auch das Personal einmal im Mittelpunkt stehen, denn ohne die Mitarbeit jedes einzelnen, wären viele Kinder nicht mehr am Leben und viele hätten nicht die nötige Förderung, die sie für ein Leben mit bestmöglicher Lebensqualität benötigen“, sind sich die Eltern bewusst. Ein Zitat, das in der Frühchenstation an einer Wand hängt, drückt all dies aus: „Ein kleines Wort – DANKE – findet zu euch, weil große Worte für alles, was wir sagen möchten, zu klein sind dafür“.

Alex Staffler

Interview mit Dr. Alex Staffler, Primar der Neugeborenen-Intensivstation am KH Bozen: 

Sie sind Chef der Neugeborenen-Intensiv. Welche Patienten kommen zu Ihnen? 

Dr. Staffler: Zu uns kommen die Frühgeborenen, jene unter der 34. Woche aus ganz Südtirol, und kranke Neugeborene mit verschiedensten Problematiken, die intensive und weiterführende Betreuung brauchen. Im Schnitt sprechen wir von 350 Aufnahmen pro Jahr. Derzeit haben wir Platz für 22 Kinder, 18 Plätze sind aktuell belegt.

Kommen die Kleinen zu Ihnen, geht es zumeist darum, sie zu retten und an die lebenserhaltenden Maschinen anzuschließen. Ein gewaltiger Druck…

Dr. Staffler: Viele Dinge werden unter Zeitdruck durchgeführt. Das geht nur durch eine gute Zusammenarbeit im Team. Jeder kennt seine Aufgabe. Es bedarf einer konzertieren Aktion, um den reibungslosen Ablauf zu garantieren.

Ihre kleinen Patienten werden 24 Stunden auf 24 überwacht und betreut. Was bedeutet das für das Personal? 

Dr. Staffler: Nun, wir arbeiten im Schichtdienst. Doch es bedeutet schon, dass wir rund um die Uhr für die Kinder da sind – immer dann, wenn ein Alarm, eine Pumpe, ein Monitor läutet, sind wir zur Stelle, aber auch, wenn es ums Essen, Wickeln und andere Prozeduren geht, egal welche Bedürfnisse das Kind hat und auch die Eltern haben.

Ihr Team besteht aus wie vielen Leuten? 

Dr. Staffler: Stationsintern sind wir an die 80 Personen mit Ärzten, Pflegern, Pflegeassistenten, Sekretärinnen, Raumpflegern. Dazu kommen Psychologen, Logopäden, Physiotherapeuten und die Zusammenarbeit mit Kinderchirurgie, Anästhesie, Radiologie, Seelsorge … Es gibt viele Schnittstellen. Auch die Eltern gehören zum Team.

Es geht täglich um Leben und Sterben und das bei so kleinen Menschlein: Wie wird mit Verlust und Tod umgegangen? 

Dr. Staffler: Es geht leider nicht alles gut aus. Das spürt man dann im ganzen Team. Alles hier hat eine sehr menschliche Seite. Man gewöhnt sich nie daran, wird nicht kalt. Die Eltern bereiten wir so gut wie möglich darauf vor, halten sie immer auf dem Laufenden, wenn es kritisch ist, um ihnen die Zeit zu geben, es zu verarbeiten und mit dabei zu sein.

Das Ziel für jeden kleinen Patienten ist es aber, Ihre Abteilung gut gerüstet zu verlassen…? 

Dr. Staffler: Das Ziel ist es, die Kinder und Eltern möglichst gut zu begleiten auf dem Weg hinaus aus der Abteilung, aber auch darüber hinaus und über die Jahre hinweg.

Ihr Wunsch für Ihre Abteilung? 

Dr. Staffler: Ich wünsche mir, dass die Teamarbeit weiter so funktioniert – im Sinne der bestmöglichen Versorgung der Kinder und Ihrer Eltern wie Familien. Ebenso die Zusammenarbeit mit den anderen Zentren, Pädiatrien der Krankenhäuser im Land.

…und für Ihre Abteilung ganz konkret? 

Dr. Staffler: Da wünsche ich mir schon sehr lang mehr und größere Räumlichkeiten für die Neugeborenen-Intensiv.  

 

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