Die Schutzhütten-Bilanz
Die Schutzhütten Südtirols ziehen Bilanz: Im Vergleich zum Vorjahr wurden deutlich weniger Umsätze verzeichnet und bei den Übernachtungen gab es einen Rückgang von bis zu 50 Prozent.
Aufgrund der geltenden Corona-Bestimmungen mussten auch die Schutzhütten Südtirols etwas früher als gewohnt schließen. Auch die jährliche Versammlung der Fachgruppe „Schutzhütten Südtirol“ des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV) konnte nicht abgehalten werden. Dabei wird traditionell Bilanz über die abgelaufene Hüttensaison und die zahlreichen Aktivitäten der Fachgruppe gezogen. Normalerweise werden im Rahmen der Jahresversammlung auch immer die Ergebnisse der Umfrage über die Hütten präsentiert, welche unter den knapp 60 Mitgliedern durchgeführt wird. Im Rahmen der Umfrage wurden Umsatzvergleiche zu den vergangenen Jahren angestellt, sowie das Ausgabeverhalten der Gäste und die Herkunft der Gästeschichten analysiert.
Die Ergebnisse fielen heuer erwartungsgemäß schlechter aus als in den vergangenen Jahren. Über den ganzen Sommer gesehen lagen die Zahlen mindestens ein Drittel unter jenen der Saison von 2019. „Die Saison hat aufgrund des Lockdowns im Frühjahr verspätet und nur zaghaft begonnen. Juni und Juli waren daher sehr schwache Monate. Mit den Monaten August und September konnten wir etwas aufholen, blieben aber dennoch weit unter den Zahlen der vergangenen Jahre“, berichtet Stefan Perathoner, Vorsitzender der Fachgruppe. Erschwerend kamen in den ersten Wochen der Öffnung die Herausforderung und die damit einhergehende Unsicherheit dazu, alle Regeln in Bezug auf die Covid-19-Bestimmungen auf den Schutzhütten einzuhalten.
Sieht man sich die Gästeschichten an, die die Hütten im Sommer besucht haben, hat sich laut Umfrage im Vergleich zu den vergangenen Jahren einiges geändert: Waren es bisher eher deutsche Gäste, die den Sommer für Wanderungen in den Südtiroler Berger nutzten, so waren es heuer vorwiegend italienische und einheimische Gäste. Dazu kommt, dass dieses Jahr viel mehr jüngere Gäste und Familien einen Ausflug in die Natur und zu den Schutzhütten unternahmen. Tagestouristen waren dabei die Regel, Wandergruppen oder Alpenüberquerer wie in den vergangenen Jahren, die auch in den Hütten übernachteten, die Ausnahme. So verzeichneten die Hütten bei den Übernachtungen einen Rückgang von bis zu 50 Prozent. Wettmachen konnten die Hüttenwirtinnen und -wirte diese Ausfälle nur durch Einsparungen im Personalbereich und einem verstärkten eigenen Einsatz.
Der Kälteeinbruch und die steigenden Corona-Zahlen im Oktober haben dann für die meisten Hütten die Sommersaison frühzeitig beendet und Anfang November mussten alle Schutzhütten schließen.
Zwei weitere Themen beschäftigen die Hüttenwirte dieses Jahr noch Abseits des Tagesgeschäfts besonders: Erstens wünscht man sich endlich eine bessere rechtliche Absicherung bei der Nutzung von Materialseilbahnen, denn im Moment trägt der Hüttenwirt das gesamte Risiko. „Es muss möglich sein, z. B. Handwerker und Personal oder bei Unfällen die Bergrettung transportieren zu können“, fordert Stefan Perathoner. Und Zweitens warten die privaten Schutzhütten derzeit zu lange auf die Zusage von Landesförderungen. „Eine Planung von Instandhaltung und Erweiterung ist unter diesen Umständen schwierig“, bedauert der Vorsitzende der Fachgruppe.
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