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Die Hackhofer-Story

Wie konnte es dazu kommen, dass eine gutgehende Rittner Bäckerei mit sechs Geschäften bankrott geht? Die Hintergründe des (selbst beantragten) Konkurses des Backhauses Hackhofer.

von Thomas Vikoler

Handwerk, heißt es, hat goldenen Boden. Das schien auch für das Backhaus Hackhofer aus Oberbozen zu gelten. 1988 von Andreas Hackhofer gegründet, entwickelte es sich zu einem veritablen Mitspieler auf dem umkämpften Markt um Semmel und Spezialbrote. Zeitweise betrieb die Bäckerei sechs Geschäfte, darunter ein äußerst gutgehendes in der Bozner Museumstraße, für das auf sonderbarem Wege eine Million Euro geboten wurde.

Die Backhaus Hackhofer KG schrieb jährlich Gewinne und machte einen Jahresumsatz zwischen 1,6 bis 1,7 Millionen Euro.

Und dann das: Am 9. Juni dieses Jahres wurde gegen die Firma der Konkurs eröffnet. Von Firmeninhaber Andreas Hackhofer selbst beantragt. „Ich wollte bereits vor sechs Jahren den Konkurs, doch man hat mir davon abgeraten. Auch von einem Ausgleichsverfahren“, sagt er jetzt, kurz nach der ersten Verhandlung zur Erhebung der Schulden.

Und die sind beträchtlich: 1,4 Millionen Euro bei der Bank, von der noch die Rede sein wird, eine gute Million Euro bei Equitalia wegen nicht bezahlter Lohnsteuern. Dazu einige geringfügige Beträge bei Lieferanten.

Seit Ende 2019 ist die Backhaus Hackhofer KG inaktiv. Der Firmengründer hat den Betrieb an eine Firma seines Sohnes verpachtet, er selbst ist dort angestellt und verdient 1.200 Euro monatlich. Vier Geschäfte sind weiterhin geöffnet.

Dennoch stellt sich die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass ein gutgehender Bäckerei-Betrieb Konkurs anmelden musste.

Andreas Hackhofer räumt eigene Fehler ein, schiebt die Hauptschuld aber auf andere. „Ich war naiv, habe mich zu wenig um die Zahlen gekümmert und Leuten vertraut, die mich hintergangen haben. Ich bin unter Heuschrecken geraten“, sagt der Bäcker aus Oberbozen.

Tatsächlich ist seine Version des Geschehen, wie er sie im Juli bei Anhörungen mit Masseverwalterin Eleonore Maines unter Eid dargelegt hat, beinahe unglaublich. Demnach ist Hackhofer in eine Schuldenspirale geraten, an der mehrere miteinander verbundene Akteure gedreht haben: Sein langjähriger Wirtschaftsberater, dem er in einer 2018 am Landesgericht Bozen eingebrachten Zivilklage Bilanzfälschung, unerlaubte unternehmerische Tätigkeit und Interessenskonflikte vorwirft, und der damalige Direktor der Gläubiger-Bank. Über den er nachträglich erfuhr, dass er bis 2012 im Verwaltungsrat der Leasingfirma saß, mit der Hackhofers wirtschaftliche Probleme maßgeblich zusammenhängen: Eine Leasingfirma, die zu 40 Prozent seinem Wirtschaftsberater gehörte, wie aus der vor Gericht anhängigen Zivilklage hervorgeht.

Doch der Reihe nach: Im Jahre 2006 wechselte Hackhofer mit seiner Firma zu dem besagten Wirtschaftsberater, dessen Name wegen eines laufenden Zivilverfahrens nicht genannt werden kann. Um die Expansion seines Betriebs zu finanzieren, empfahl ihm dieser, auf Leasing zu setzen. Zwischen 2006 und 2012 schloss der Bäcker mit der Leasinggesellschaft fünf Sale-and-Lease-Back-Verträge im Wert von 1.350.000 Euro ab, die damit Eigentümerin der Betriebsgebäude und Geschäftsausstattung wurde. Mit der Zahlung der letzten Leasing-Rate sollte das Eigentum wieder zurück an Hackhofers KG gehen.

„Obwohl die Kommanditgesellschaft damals ein negatives Eigenkapital von 350.000 Euro aufwies, wurde meinem Mandanten nicht geraten, die Ertragslage zu verbessern, sondern Leasingverträge abzuschließen“, schreibt Hackhofers Anwalt dazu in der Zivilklage von 2018.

Im Laufe der Jahre konnte der Bäcker die Leasingraten nicht mehr begleichen. Gleichzeitig zeigte sich seine Bank, deren Direktor bekanntlich Verwaltungsrat der Leasingfirma war, sehr entgegenkommend: 2012 finanzierte sie einen Umbau der Bäckerei mit 140.000 Euro – ohne Garantien. Das Geld landete aber, so sagte Hackhofer vor der Masseverwalterin aus, bei der Leasingfirma. Zur Begleichung der Handwerker-Rechnungen schloss Hackhofer einen weiteren Leasingvertrag ab.

„Ich habe in fünf Jahren meine Schulden verdreifacht“, lautet sein Resümee.

2013 engagierte der Bäckerei-Unternehmer einen neuen Wirtschaftsberater. Der fand heraus, dass jahrelang Personalkosten in immaterielle Anlagegüter gebucht worden waren. „Dadurch ist die wahre finanzielle Lage der Gesellschaft verborgen worden, die Buchführung verhüllte eine riesige Finanzblase“, heißt es dazu in der Zivilklage gegen den alten Wirtschaftsberater. Die Hackhofer KG wies in jenen Jahren stets Gewinne auf, gleichzeitig wuchsen jährlich die Schulden an Lohnsteuer und Sozialabgaben bzw. Zinsen und Verzugsstrafen.

Ein Trienter Wirtschaftsprüfer bezifferte den durch fehlerhafte Buchführung verursachten Schaden auf 885.000 Euro.

2015 gab es Verhandlungen mit der Leasinggesellschaft über einen Schuldenschnitt, der dann auch – im beträchtlichen Ausmaß – zustande kam: Die Leasinggesellschaft verzichtete auf 850.000 Euro, rund zwei Drittel der ausstehenden Raten. Die Bank gewährte eine weitere Finanzierung, die sie, so Hackhofer in einem Promemoria, damals wegen offensichtlicher Überschuldung nicht mehr hätte geben dürfen.

Die nachträgliche Erklärung des Bäckers aus Oberbozen für dieses Entgegenkommen: Leasingfirma und Bank wollten so rechtliche Initiativen des Schuldners gegen sie verhindern (was aber nicht gelang). Hackhofer hofft nun, dass Massenverwalterin und Konkursgericht etwaiges straf- und bankenrechtliches Fehlverhalten zur Anzeige bringt.

Er selbst hat ein weiteres Ziel: Seinen Betrieb aus dem Konkurs und nach einem Schuldenschnitt von Equitalia und Bank zurückzukaufen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (22)

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  • tiroler

    Selber Schuld. Wer nicht rechnen kann soll besser als Bäckergeselle arbeiten anstatt Unternehmer zu spielen.

    • leser

      Tiroler
      Man sieht du hast absolut keine ahnung
      Sei froh , dass dir dein chef deine 1300 euro ende monat überweist und klopf hier keine sprüche

    • besserwisser

      ja stimmt. unternehmer sein heisst risiken einzugehen, und das geht manchmal schief. aber wenn man solche böcke schiesst und jahrelang nicht mal merkt dann ist es wohl besser man bleibt bäcker. wie man mit 1200 euro gehalt den betrieb zurückkaufen will, nachdem man schon vorher seine schulden nicht bezahlen konnte ist für mich nicht nachvollziehbar. wenn dass der konkursrichter liest wird er wohl auch mal nachfragen.

    • saustall_kritiker

      Dreimal raten, wer der Ganove Steuerberater ist, der wohl mit der fast Pleitebank in Verbindung steht. Kann man leicht erraten. Sicher nicht die mutige gut situierte kleine, aber reiche Bank seiner Heimatgemeinde. Wäre er dort hin gegangen, hätte er noch alle Geschäfte offen. Wäre besser, als sich an diese Trittbrettfahrer zu wenden.

  • tiroler

    fcpichler: ganz und gar nicht. Entscheidungen in einem Betrieb müssen vom Unternehmer selbst gefällt werden, nicht vom Steuerberater oder vom Bankier.
    Deshalb muss auch der Unternehmer selbst überall unterschreiben, eben deshalb, dass er sich bewusst ist, verantwortlich zu sein. So funktioniert Wirtschaft.
    Nachher auffschreien und anderen die Schuld geben fürs eigene Versagen ist billig

  • leser

    Ach goggile
    Wieder ein billiglohnempfänger
    Kannst du dich erinnern, vor jahren hat man auch bei athesua eine maschine gepfändet
    Merk dir eines
    Dank buchgeld ist es möglich, dass 75% an gütern und arbeitsleistung nicht bezahlt sind und wirtschaftsberater und anwälte unternehmer spielen dûrfen
    Aber soweit reicht dein horizont nicht wozu auch , du musst ja nur das parteikartl überweisen und die parteiväter lösen deine lebensprobleme

  • prof

    Man sagt ja auch nach den Einbrechern kommen die Banken Versicherungen u.Advokaten

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