„Biber sind eine Naturgewalt“
Viele freuen sich über die Rückkehr des Bibers. Gleichzeitig aber können diese süßen Tiere schnell zur Plage werden. Amtsdirektor Gigi Spagnolli über gefährliche Biber und den Nutzen für die Biodiversität.
von Silke Hinterwaldner
Ein Neuankömmling in der heimischen Tierwelt: Für Gigi Spagnolli ist das fast immer ein Grund zur Freude. Aber der Direktor im Amt für Jagd und Fischerei weiß auch, dass die Südtiroler diesbezüglich eher konservativ denken. Dem Neuen gegenüber zeigen sie sich wenig aufgeschlossen, sie wollen lieber, dass alles so bleibt, wie es ist.
Spagnolli jedenfalls freut sich mindestens genauso wie Verbandsjagdaufseher Reinhard Pipperger über die Rückkehr des Bibers in Südtirol (TAGESZEITUNG Online berichtete), genauer gesagt im Sextner Bach. Aber er weiß auch, dass man nun aufpassen muss. Schließlich gibt es in anderen Ländern viele Probleme mit den lieben Bibern. In Bayern etwa spricht man mancherorts von einer Biberplage.
TAGESZEITUNG Online: Herr Spagnolli, befürchten Sie auch in Südtirol eine Biberplage?
Gigi Spagnolli: Sollte es tatsächlich dazu kommen, dass die Zahl der Biber wahnsinnig steigt, dann muss man schauen. Grundsätzlich steht der Biber unter Schutz. Nur ein einzelner Biber verursacht sicherlich nicht große Probleme. Aber wer die Bilder der angenagten Bäume gesehen hat, ist sicherlich beeindruckt davon, wie ein einzelnes Tier in kurzer Zeit recht große Bäume fällen kann. Dieses Tier ist eine Naturgewalt.
In welchen Bereich könnten daraus Probleme erwachsen?
Die größten Probleme würde die Agentur für Bevölkerungsschutz bekommen. Die gefällten Bäume fallen in Bäche und Flüsse und es könnte sein, dass sich daraus Dämme bilden, die das Fließgewässer beeinträchtigen. Das kann schwerwiegende Folgen haben. Da müssen wir sicher aufpassen. Tiere sind immer unberechenbar. Ein Biber ist besonders begabt darin, neue Gebiete auszuwählen, weshalb es durchaus sein könnte, dass er weiterzieht Richtung Veneto.
Woher kommt der Biber?
Der Biber befindet sich im Einzugsgebiet der Drau und nicht im Gewässersystem der Etsch, insofern ist er sicherlich gut unter Kontrolle. Wir haben mit den Kollegen in Osttirol gesprochen, dort gibt es einige kleine Biber-Populationen, eine davon unmittelbar hinter der Grenze.
Verursachen diese Biber Probleme?
In Osttirol sicherlich nicht. Aber in einigen Zonen in Österreich, etwa in der Steiermark, entwickeln sich Kolonien von hunderten Tieren. Das sorgt dann für Probleme. Eine Rolle spielt auch, ob sie natürliche Feinde vor Ort haben. Ich weiß aber nicht, ob Füchse oder Goldschakale tatsächlich einen großen Biber jagen würden. Bei uns gibt es sehr viel Nahrung für Raubtiere, und das Tier bevorzugt die leichte Beute. Ein Huhn zu reißen ist einfacher als einen Biber zu reißen.
Begibt sich ein Biber auf Wanderschaft oder hat er sich am Sextner Bach sesshaft gemacht?
Der Biber kann ohne weiteres die Rienz erreichen. Aber da die Zone zwischen Sexten und Innichen recht wild ist, scheint es ein geeignetes Gebiet. Ähnliches haben wir mit dem Fischotter erlebt, der ebenfalls über die Drau zu uns gekommen ist. Die Fischotter haben sich seit 15 Jahren etabliert, sie sind jetzt häufig zu sehen. Jetzt müssen wir beobachten, ob sich auch der Biber vermehrt.
Haben Sie sich gefreut als Sie von der Rückkehr des Bibers hörten?
Sicher. Die Biodiversität ist enorm wichtig. Dass eine alte Tierart zurückkehrt, ist für die Natur eine Bereicherung, kein Zweifel. Logischerweise können damit aber auch Probleme verbunden sein. Der Fischotter etwa ist gefürchtet, weil er viele Fische frisst, aber gerade diese Fische schon arg unter Druck sind aufgrund von Schwallbetrieb und Wasserableitungen. Der Biber aber ist Vegetarier.
Findet der Biber in Südtirol gute Bedingungen, wird er sich hier vermehren?
Biber hat es früher überall in Südtirol geben. Der Biber ist ein Tier, das hier gute klimatische Bedingungen vorfindet. Die größten Populationen an europäischen Bibern finden sich allerdings im Norden, in Skandinavien oder Russland.
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