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Virus im Palazzo

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Auch in der Staatsanwaltschaft Bozen gibt es einen positiven Corona-Fall, mehrere bei Polizei und Carabinieri. Und Haftprüfungen im Gefängnis finden nun nicht mehr statt.

Von Thomas Vikoler

Im vergangenen Frühjahr war die Kriminalitätsstatistik der Bozner Quästur rückläufig. Der Corona-Lockdownführte dazu, dass weniger Verbrechen begangen bzw. angezeigt wurden. In diesem Herbst, im Zuge der zweiten Welle, gibt es wiederum Anzeichen, dass Virus-Inzidenz und Kriminalitäts-Inzidenz eng zusammenhängen.

Es gibt dazu auch einen anderen Faktor: Infektionsfälle bei den hiesigen Strafverfolgern. Diese gab es während der ersten Welle, diese gibt es auch diesmal. Ein stellvertretender Staatsanwalt am Landesgericht ist jüngst positiv auf das Corona-Virus getestet worden, er befindet sich in häuslicher Isolation.

Zu den Infektionen bei Polizei und Carabinieri gibt es keine genauen Zahlen, die Rede ist von mehreren positiven Fällen. Ordnungshüter sind einem besonders hohen Infektionsrisiko ausgesetzt.

Die Zahl der Strafanzeigen und Verhaftungen ist zuletzt jedenfalls zurückgegangen, die Voruntersuchungsrichter am Landesgericht haben weniger Arbeit als bis vor einigen Wochen.

Gefängnis-Besuche, die für diensthabende Untersuchungsrichter normalerweise auf der Tagesordnung stehen, sind inzwischen ganz ausgeblieben. Der Grund: Ein Regierungsdekret sieht vor, dass Haftprüfungen und Garantieverhöre entweder über Video durchgeführt werden oder bei einer Verhandlungim Bozner Tribunal.

Verteidiger haben grundsätzlich die Möglichkeit, die Durchführung von Verhandlungen per Video zu beantragen.

Davon ausgenommen sind allerdings verkürzte Verfahren. Dort müssen Zeugenaussagen – anders als im Frühjahr – grundsätzlich im Verhandlungssaal erfolgen und die Plädoyers dort gehalten werden.

Wie gestern berichtet, gibt es in der Bozner Strafjustiz wegen der steigenden Infektionszahlen logistische Probleme: So ist für den 15. November am Oberlandesgericht die Berufungsverhandlung im Mordfall Alexandra Rifesser geplant. Sie soll nach aktuellem Stand im engen Saal in der Freiheitsstraße stattfinden. Mehrere Anwälte haben bereits Sicherheitsbedenken angemeldet, eine Verlegung der Verhandlung gegen den in erster Instanz zu 30 Jahren Haft verurteilten Ehemannes Johannes Beutel in den Schwurgerichtssaal am Landesgericht ist bisher nicht genehmigt worden.

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