„Keine banalen Trostworte“
Im Brixner Dom hat Bischof Ivo Muser am Allerseelentag ein Requiem für alle Coronatoten unseres Landes gefeiert.
In seiner Predigt sagte der Bischof, dass ihm eine Parole wie „alles wird gut“ einfach zu wenig sei: „Hoffnung kann sich nicht erschöpfen in banalen Trostworten. Hoffen – das ist die Perspektive des christlichen Glaubens – heißt Grenzen überschreiten. Hoffnung hält den Horizont nach vorne offen.“
„Wir erhoffen für unsere Verstorbenen Auferstehung und ewiges Leben. In dieser Hoffnung beten wir heute vor allem auch für die mehr als 300 Menschen aus Südtirol, die mit oder am Coronavirus gestorben sind, und für alle Coronatoten Italiens, Europas und der ganzen Welt. In Europa sind es mehr als 250.000 und weltweit ist die Millionengrenze schon deutlich überschritten“, sagte der Bischof in seiner Predigt beim Gedächtnisgottesdienst im Brixner Dom.
„In diesen zurückliegenden Monaten der Coronakrise habe ich mir selber oft die Frage gestellt: Bist du ein Mensch der Hoffnung? Worin zeigt sich in deinem Denken, Reden und Handeln, dass du Hoffnung hast? Worauf gründet deine Hoffnung? So ein Satz wie ‚alles wird gut, tutto andrà bene‘ ist mir einfach zu wenig. Was bedeutet eine solche Durchhalteparole angesichts der vielen Tausenden Toten der Coronakrise und für die Menschen, die um sie trauern? Wird wirklich alles gut? Ist der Preis, der zu bezahlen ist, nicht viel zu hoch? Hoffnung ist nicht die Einladung, die rosarote Brille aufzusetzen und so zu tun, als ob nichts geschehen wäre. Hoffnung kann sich nicht erschöpfen in banalen Trostworten. Hoffnung, wenn sie wirklich diesen Namen verdient, muss viel mehr sein! Hoffen – das ist die Perspektive des christlichen Glaubens – heißt Grenzen überschreiten, nicht im Hier und Jetzt aufgehen, nicht einfach bei einer bloß menschlichen, innerweltlichen Perspektive stehen bleiben. Hoffnung hält den Horizont nach vorne offen“, predigte der Bischof.
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