„Schmerzliche Schwere“
Die Feier zum Totengedenken mit Bischof Ivo Muser hat am Sonntag wegen der Coronakrise nicht wie gewohnt am Stadtfriedhof, sondern im Bozner Dom stattgefunden.
Der Bischof betonte dabei, dass der Glaube an die Auferstehung und an das ewige Leben gerade in dieser Zeit Hoffnung schenke: „Es geht um den Sieg des Lebens über den Tod! Diese Botschaft sagt uns in dieser schwierigen und angstbesetzten Zeit, dass wir uns von der Pandemie nicht lähmen lassen dürfen.“
Die Maßnahmen und Empfehlungen gegen die Ausbreitung des Coronavirus änderten in diesem Jahr auch das Programm für die Feierlichkeiten von Bischof Ivo Muser zu Allerheiligen und zu Allerseelen. Die Feier unter dem Vorsitz des Bischofs fand nicht auf dem Bozner Friedhof, sondern im Dom zu Bozen unter Einhaltung der vorgesehenen Sicherheitsmaßnahmen statt. Dabei sagte der Bischof:
„An diesem besonderen Nachmittag, in diesem Jahr, in dem so vieles anders geworden ist, treffen wir uns zu dieser Feier des Totengedenkens hier im Bozner Dom, und nicht wie gewohnt am Bozner Stadtfriedhof. Gemeinsam stehen wir jetzt im Geist an den Gräbern unserer Verstorbenen: Ein jeder und eine jede von uns an den Gräbern unserer Lieben, aber auch an den Gräbern jener Menschen, an die niemand mehr denkt. Wir beten für alle Coronatoten und drücken unsere Nähe all jenen aus, die in diesem Jahr eine besonders leidvolle Erfahrung machen mussten: Vielen war es nicht mehr möglich, sich von den eigenen Angehörigen und Freunden zu verabschieden und auch die Teilnahme am Begräbnis war nicht mehr selbstverständlich. Möge diese leidvolle Erfahrung uns allen helfen, wieder zu entdecken, wie wichtig menschliche und christliche Gemeinschaft sein kann – gerade auch in der Annahme und Bewältigung des Todes und der vielen Fragen, die er aufwirft.“
Der Bischof betonte in seiner Predigt die zentrale Bedeutung der Auferstehung für den christlichen Glauben: „Wenn wir heute, morgen und hoffentlich oft im Laufe eines Jahres an den Gräbern unserer Verstorbenen stehen, dann ist das für gläubige Menschen Ausdruck unseres Osterglaubens. Es geht um den Sieg des Lebens über den Tod! Diese Botschaft sagt uns in dieser schwierigen und angstbesetzten Zeit, dass wir uns von der Pandemie nicht lähmen lassen dürfen. Der Glaube an die Auferstehung der Toten und an das ewige Leben schenkt uns Hoffnung und bestärkt uns auch in der Solidarität. Es ist nicht gleichgültig, wie wir leben und wie wir umgehen mit der begrenzten Zeit, die uns geschenkt und anvertraut ist.“
Die Gefahr der Ansteckung durch das Coronavirus solle nicht Angst, sondern Mut machen zu einer anderen Art der Ansteckung, die durch die Hoffnung übertragen werde und die von Herz zu Herz gehe, so Bischof Muser. „Diese Hoffnung nimmt der Coronakrise nichts von ihrer schmerzlichen Schwere. Aber sie hilft, dass die Krise auch zur aufrüttelnden Chance werden kann, zum Anlass für ein bewusstes Innehalten, für eine Kehrtwende, für ein Nein zu einem oberflächlichen ‚Nur weiter so‘ – vorausgesetzt, dass wir nicht einfach zur Normalität vor der Krise zurückkehren wollen, sondern zu einer in der Krise bewährten und im Glauben verwandelten und gereinigten Normalität unseres Lebens und unseres Zusammenlebens“, sagte der Bischof.
Nach der Feier im Dom hat der Bischof am Bozner Stadtfriedhof die Gräber gesegnet, ehe er sich am frühen Abend wieder im Bozner Dom zu einer Rosenkranzandacht für alle Verstorbenen im Bozner Dom eingefunden hat. Am Allerseelentag, 2. November 2020, feiert Bischof Muser um 9 Uhr im Brixner Dom ein Requiem für alle Corona-Toten unseres Landes.
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.