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„Die Ohren langgezogen“

Beim Team K hängt nach Peter Faistnauers Alleingang gegen die Frauenquote der Haussegen schief. Auch Magdalena Amhof liest den SVP-Mandern die Leviten.

Von Matthias Kofler

„Es kam für mich total überraschend“, sagt Maria Elisabeth Rieder.

Das Team K musste sich mit dem jüngsten Alleingang seines Abgeordneten Peter Faistnauer befassen. Der Freienfelder Landwirt hatte am Vortag in der 2. Gesetzgebungskommission erwirkt, dass die Ein-Drittel-Frauenquote in den Kommissionen für Raum und Landschaft gekippt wird. Künftig reicht es, wenn ein einziges Mitglied weiblich ist.
Brisant: Die Quote war erst kürzlich – auch auf Druck seiner Kollegin Rieder – ins Gesetz aufgenommen worden.

Weiß bei den „Gelben“ die linke Hand nicht, was die rechte tut? „Wir stehen nach wie vor zur Quote und setzen uns für eine Stärkung der Rolle der Frauen ein“, stellt Rieder nach der Aussprache klar. Faistnauer rechtfertigte seinen Antrag damit, die Blockade in den Kommissionen aufheben zu wollen. Da in den Registern der Sachverständigen nicht ausreichend Frauen eingetragen sind, könnten die Kommissionen ihre Arbeiten nicht beginnen. Zudem sollte der Antrag eine Antwort auf den Hilferuf der Gemeinden sein, der an den Ex-Bürgermeister herangetragen wurde. „Das Team K wird einen Änderungsantrag zur Wiedereinführung einer angemessenen Frauenquote präsentieren“, kündigt Rieder an. Und sie ruft die Landesregierung auf, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit sich Expertinnen in den Verzeichnissen eintragen können.

Auch Magdalena Amhof liest den SVP-Mandern, die den Faistnauer-Antrag mitgetragen haben, die Leviten. Und empfiehlt ihnen die Lektüre eines Schwarzer-Buchs.

Tageszeitung: Frau Amhof, haben Sie ihren männlichen Kollegen die Ohren langgezogen?

Magdalena Amhof: Das hab ich (lacht). Es hat aber leider nichts genutzt. Wir haben intern lange diskutiert, doch die Kollegen zeigten kein Verständnis.

Warum beharren die Männer auf der Abschaffung der Quote?

Das Problem liegt darin, dass zu wenige Technikerinnen – sprich Architektinnen, Ingenieurinnen usw. – im Verzeichnis der Sachverständigen eingetragen sind. Unsere Aufgabe muss es sein, diese Technikerinnen zur Eintragung zu motivieren. Die Kommission für Raum und Landschaft bietet ihnen die Möglichkeit, sich als Expertinnen zu profilieren.

Ist es nicht skurril, dass ausschließlich Männer entscheiden, wie viele Frauen in der Kommission sitzen dürfen …

Das Beispiel zeigt, wie wichtig Quoten sind. Ohne Quote hätten wir keine Chance, uns durchzusetzen. Die Männer hätten immer die Mehrheit und bräuchten sich auf keine Diskussionen mit uns einzulassen. Ich will mit SVP-Frauenchefin Renate Gebhard eine Gegenoffensive starten. Und mit Brigitte Foppa werde ich im Plenum einen Abänderungsantrag einreichen, mit dem die Quote wieder eingeführt wird. Wenn wir zusammenhalten, dann schaffen wir das auch.

Der Antrag zur Abschaffung stammte von Faistnauer, dessen Kollegin Rieder selbst Kämpferin für die Quote ist …

Ich glaube, sie hat schlichtweg nicht gewusst, was ihr Kollege da eingereicht hat. Ich will auch Faistnauer keine böse Absicht unterstellen, der sich den Vorschlag des Gemeindenverbands zu Eigen gemacht hat, obwohl dieser der Parteilinie widerspricht. Man sieht leider auch bei der Bildung einzelner Gemeindeausschüsse, wie die Männer mit uns umgehen. Was in Meran mit der Meistgewählten Madleine Rohrer passiert, finde ich unerhört. Diese Machtspiele sind Grund dafür, dass so wenige Frauen kandidieren. Ich empfehle meinen Kollegen, das Buch „Lebenswerk“ der Feministin Alice Schwazer zu lesen. Dann erkennen sie, dass Gleichberechtigung nicht das ist, was wir heute haben. Gleichberechtigung bedeutet Teilhabe und Mitbestimmung – es bedeutet aber nicht, mitgedacht zu werden.

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