Die Katerstimmung
Nachdem auch in Südtirol der Lockdown im Amateurfußball verfügt wurde, ist die Stimmung bei den Fußballvereinen im Keller. Eine Umfrage.
Andreas Oberleiter (Sektionsleiter SSV Bruneck): Ich bin vom Abbruch alles andere als begeistert. In der Landesliga wären in der Hinrunde noch neun Partien ausgetragen worden. Ich persönlich glaube nicht, dass diese neun Spiele die Infektionszahlen so sehr in die Höhe getrieben hätten, dass eine Unterbrechung nötig gewesen wäre. Große Infektionsherde gibt es nicht in Fußballmannschaften. Als Beispiel könnte man Voran Leifers nennen, wo es zwar einen Infektionsfall gab, aber weder Gegen- noch Mitspieler positiv getestet wurden. Das große Problem ist, dass die Meisterschaft wahrscheinlich nach drei Wochen nicht mehr fortgesetzt wird. Aber wir sind froh, dass wir noch trainieren können, das werden alle Mannschaften auch weiterhin machen. Wir halten die Sicherheitsbestimmungen rigoros ein und hatten bisher keinen Fall. Solange es erlaubt ist, werden wir also weiter trainieren.
Michael Walcher (Präsident AFC Eppan): Ich kann die Aussetzung der Meisterschaft schwer einschätzen, wir hatten ja keine Möglichkeit mitzusprechen oder unsere Wünsche zu äußern. Leider haben die steigenden Infektionszahlen keine andere Möglichkeit zugelassen. Zum Glück dürfen wir noch weiter trainieren. Wir versuchen nun das Beste aus der Situation zu machen. Angenehm ist es nicht, denn unterm Strich wird damit nur den Kindern geschadet. Ich glaube, die Landesregierung hat nur versucht, die Krise so gut wie möglich zu überwinden. Die Aussetzung kommt nicht einem Abbruch gleich, das heißt, es gibt die Möglichkeit noch weiter zu spielen. Der bürokratische Aufwand war aber sehr groß. Es wäre schade, wenn man diese ganze Arbeit umsonst auf sich genommen hätte, schließlich machen wir diese Arbeit ehrenamtlich.
Dietmar Larcher (Sektionsleiter Ritten Sport): Ich glaube, die Unterbrechung der Meisterschaft ist nicht falsch. Man sollte diese Maßnahme nicht nur aus sportlicher, sondern aus gesellschaftlicher Sicht betrachten. Da ist es nicht so wichtig, ob wir noch spielen oder nicht, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Hinrunden heuer noch beendet werden. Für uns als Verein ist ein solcher Meisterschaftsabbruch immer mit vielen Unsicherheiten verbunden. Das kann sich zu einem Riesenproblem entwickeln. Wichtig ist, dass aber weiterhin Sport betrieben werden kann, weil die psychologischen Auswirkungen vor allem für Kinder groß sind. In meinen Augen wäre es das Schlimmste, wenn man auch die Trainings absagen würde.
Werner Spechtenhauser (Sportlicher Leiter SSV Naturns): Ich halte die Entscheidung, die getroffen wurde, für falsch. Ich hätte vorgeschlagen, für drei Wochen ohne Zuschauer zu spielen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Trainings oder Spiele so gefährlich sind. Das Problem sind, wenn dann schon die Zuschauer. Auf der Tribüne gelingt es nicht immer, die Vorgaben umzusetzen, daher wäre die Meisterschaft ohne Zuschauer besser gewesen als die Aussetzung. Glücklicherweise ist das Training wieder erlaubt und man darf die Duschen wieder benutzen. Das ist sehr wichtig. Dennoch ist es nicht richtig, die Meisterschaften zu unterbrechen. Eine komplette Absage wäre für den Verein ein Debakel, denn es wird zu viel Aufwand betrieben, um jetzt alles hinzuschmeißen.
Andreas Tauber (Sektionsleiter ASV Klausen): Wir finden die Aussetzung der Meisterschaft sehr bedauerlich. Man hätte die Spiele weiterführen sollen, da die Jungen und Mädchen keine andere Möglichkeit mehr haben außer Sport zu betreiben. Ihnen auch noch das zu nehmen, ist nicht gut, wir sind aber froh, dass wir noch trainieren dürfen und Duschen benutzen dürfen. Es hätte aber genügt, die Spiele ohne Publikum stattfinden zu lassen. Eine komplette Absage der Meisterschaft wäre für uns finanziell sehr belastend. Die Sponsoren geben uns Geld, damit man ihre Logos und Plakate bei Spielen sieht. Nun reduziert sich aber unsere Leistung den Sponsoren gegenüber. Auch bei den Mitgliedsbeiträgen können Eltern jetzt protestieren, da sie den vollen Beitrag zahlen, obwohl nur die Hälfte der Saison gespielt wird. Die Sachlage ist nicht rosig, die Hoffnung ist, dass die Hinrunde noch beendet werden kann. Wenn wir aber unterbrechen, gibt es immer mehr Personen und Kinder, die sich für Fußball oder Sport nicht mehr interessieren und das tut der Gesellschaft nicht gut.
Kurt Eisendle (Präsident Auswahl Ridnanuntal): Auf der einen Seite ist die Unterbrechung bedauerlich, weil der Sport eine gesundheitsfördernde Betätigung ist. Wenn solche Bestimmungen verabschieden werden, können wir als Verein aber nicht viel dagegen unternehmen. Wir werden nun jedenfalls weitertrainieren, auch wenn ich nicht glaube, dass wir im Jugendbereich noch weiterspielen. In der Landesliga könnte es noch weiter gehen, da es eine größere Liga ist.
Umfrage: Markus Rufin
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