„Positive werden nicht geflogen“
Der Direktor der Landesflugrettung Heli, Ivo Bonamico, erklärt, warum Corona-Positive nicht mit dem Rettungshubschrauber geflogen werden können.
TAGESZEITUNG Online: Herr Bonamico, warum ist der Notarzt ohne die Innichner Schlaganfall-Patientin zurück nach Bozen geflogen?
Ivo Bonamico: Es gibt effektiv die Vorgabe, dass man Covid-Patienten nicht transportieren kann, zumindest nicht mit den Hubschraubern, die wir haben.
Warum nicht?
Für solche Transporte braucht es eigene Isolationsboxen, damit die Besatzung geschützt ist. In Frankreich sind diese Boxen homologiert, in Italien nicht.
Das heißt, der Notarzt in Innichen hat richtig gehandelt?
Ich gehe jetzt nicht auf den medizinischen Aspekt ein, nur auf den logistisch-technischen. Es gibt effektiv die klaren Vorgaben der Betreiberfirma, laut denen ein Patient einem Covid-Antigen-Schnelltest unterzogen werden muss. Positive Patienten können wir nicht transportieren. Einerseits, um nicht die Besatzung in Gefahr zu bringen. Zweitens, um nicht den Ausfall der Flugrettung zu riskieren.
Das bedeutet, jeder Patient wird getestet, bevor er mit dem Hubschrauber abtransportiert wird?
Richtig.
Und wenn ein Patient positiv ist ...
Dann erfolgt ein bodengebundener Transport.
Das ist schon vorgekommen?
Ja, erst vor wenigen Tagen. Da wurde eine Person, die in Passeier einen Hausunfall erlitten hat, im Schnelltest positiv getestet. Dieser Patient wurde dann im Krankenwagen ins Spital gebracht.
Das bedeutet aber, dass man durch den Testvorgang wertvolle Zeit verliert …
Nein, ich habe mir von den Ärzten sagen lassen, dass der Schelltest relativ schnell geht. Es fliegt ja immer ein Krankenpfleger mit. Während der Notarzt sich um die Versorgung des Patienten kümmert, macht der Pfleger den Schnelltest. Man verliert also nicht viel Zeit.
Nichtsdestotrotz: Dass Covid-Infizierte im Fall der Fälle am Boden bleiben, ist vielen Menschen sicher neu und wird für Verunsicherung sorgen …
Es gibt eben diese Vorgaben. Sie müssen außerdem wissen: Ein Hubschrauber kann nicht so leicht desinfiziert werden wie ein bodengebundenes Transportfahrzeug. Nach dem Transport eines positiven Patienten mit dem Krankenwagen wird ein eigener Desinfektionsvorgang eingeleitet. Da werden eigene Desinfektionsmittel verwendet, die – so sagt man mir – teilweise von der Flugbehörde gar nicht erlaubt sind. Es ist fast unmöglich, einen Hubschrauber mit seinen vielen Ecken und Kanten so sauber zu desinfizieren wie ein bodengebundenes Transportmittel.
Interview: Artur Oberhofer
Kommentare (29)
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