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Kinder im Kino

Ein Kinobesuch ist faszinierend, bei Kindern muss er begleitet werden. Erwachsene können selbst entscheiden, was sie im Kino ansehen wollen, Kinder können das nicht. 

von Renate Mumelter

Als unser Sohn im Grundschulalter war, gingen wir in einen Pumuckl-Film, einen von den alten, in denen echte Menschen spielen. Obwohl er Pumuckl von VHS-Kassetten kannte und liebte, lief der Kinobesuch schief. Zu aufregend. Zu laut. Nichts wie heim. Heute ist der Bub erwachsen, Cineast und Filmarbeiter. 

Ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich sehe, dass Kinder alleine ins Kino gesetzt werden, und ich staune, wenn ich sehe, wie oft „animiert“ mit „kindgerecht“ verwechselt wird. So einfach ist das nicht. Bewegte Bilder haben eine sehr starke Wirkung auf Kinder, Animation ändert daran nichts. Ausschlaggebend sind andere Faktoren.

Kindgerecht 

Ob ein Film kindgerecht ist, hängt nicht davon ab, ob bunte, pelzige, sprechende Tiere mit großen Augen im Mittelpunkt stehen, die sich vor Fleischfressern fürchten (siehe „Ooops! 2 -Land in Sicht“). Kindgerechtigkeit hängt von der Intensität der optischen und akustischen Eindrücke ab. Weil aber die Kinoindustrie mehr dem vermeintlichen Geschmack der Eltern folgt, geht es in Kinderfilmen oft laut und hektisch zu. Ein Höhepunkt jagt den anderen, eine bedrohliche Situation folgt auf die nächste. Das spätere Happy-End ist für die Kinder während des Films kein Trost. Einer der Hits der letzten Jahre „Der König der Löwen“ ist so ein lautes, gehetztes Beispiel. Aber alle rannten hin, auch mit den Kleinsten, ganz nach dem Motto, das müssen wir gesehen haben.

Emotionen

Kinder unter fünf Jahren sind mit den Eindrücken eines Kinoerlebnisses und der Dauer eines Spielfilms überfordert. Auch größere Kinder erleben Filme in erster Linie emotional. Sie unterscheiden nicht zwischen Fiktion und Realität. Erst mit 10 Jahren kann sich dieser Zugang ändern. Bei vielen ändert er sich nie. Der starke Konsum bewegter Bilder trägt nicht unbedingt zu mehr Kompetenz bei. Deshalb unterscheiden oft auch Erwachsene nicht zwischen dem Gesehenen und dem Realen. Wenn es um Nachrichtenbilder geht oder sogenannte Reality-Formate, kann das kritisch werden.

Das alles bedeutet aber nicht, dass Kinder nicht ins Kino sollen, ganz im Gegenteil.

Tipp

Mein Tipp für dieses Wochenende (ich kann ja nicht immer alte Lindgren-Filme empfehlen) ist „Max und die Wilde 7“. Der Film ist amüsant, spannend, gut gespielt, von der FSK ab 0 freigegeben, ab 9 empfohlen. Es ist einer jener Filme, in denen echte Menschen spielen. Neben Max, der Hauptfigur, sind es gute deutsche SchauspielerInnen. Uschi Glas als schräge, sehr bunte Seniorin, die früher Schauspielerin war tut sich mit Kilian (Günther Maria Halmer) und Horst (Thomas Thieme) zusammen, weil alle anderen zu fad und zu alt sind im noblen Seniorenheim. Dort geht ein Dieb um, und Max, der Bub einer Pflegerin (neu zugezogen und sehr verschüchtert), tut sich mit den Alten zusammen. Gemeinsam stellen sie den Dieb. 

„Max und die Wilde 7“ ist nur noch diese Woche zu sehen. Auch für die erwachsenen Begleitpersonen durchaus sehenswert.

Siehe auch: www.kinderfilmwelt.de – „Elterninfo“

Filmtipps

Videobotschaft von Nanni Moretti speziell für den Filmclub vor dem Film „Caro Diario“. Moretti ist in Bruneck geboren, erzählt davon und von der Entstehung des Films (MO, DI Bozen).

„Max und die Wilde 7“ (SA, SO, Bozen), „Great Green Wall“, (Bozen), „Lacci“ (SA, SO Meran), „Marie Curie -Elemente des Lebens“ (MO Brixen, DI Neumarkt), „Banksy- l’arte della ribellione“ (MO Bozen)

Das Kino braucht euch

Eine Studie hat ergeben, dass es bis jetzt weltweit keine COVID-19-Infektionen im Kino gegeben hat.  Das Publikum sitzt und redet nicht.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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