Die Athesia-Kürzungen
Athesia schickt 280 Mitarbeiter in den Lohnausgleich. Und sie will durch eine Fusion der Zeitungshäuser von „Alto Adige“, „Trentino“ und „L‘Adige“ Stellen abbauen – und einen Schachzug gegen die Anti-Athesia-Politik setzen.
von Heinrich Schwarz
Die Corona-Krise setzt auch der Athesia-Gruppe zu. Das hat Folgen für hunderte Mitarbeiter. In einem Schreiben der Athesia Druck GmbH vom vergangenen Freitag wird unter anderem den Gewerkschaften in den Bereichen Karton-/Papierverarbeitung, Grafik und Medien mitgeteilt, dass das Unternehmen aufgrund der Corona-Krise Tätigkeiten unterbrechen bzw. reduzieren müsse. Es wird die Ordentliche Lohnausgleichskasse beantragt.
Das Unternehmen um Michl Ebner geht davon aus, dass 280 Mitarbeiter der Niederlassung in Bozen von der Arbeitsunterbrechung bzw. einer verkürzten Arbeitszeit betroffen sein werden. Im Schreiben wird der neunwöchige Zeitraum zwischen dem 19. Oktober und dem 20. Dezember 2020 genannt.
Es ist dies nicht die einzige weitreichende Nachricht aus dem Hause Athesia. In einem Schreiben vom Montag werden unter anderem den Gewerkschaften die Pläne für eine Athesia-interne Fusion bekanntgegeben. Betroffen sind die Tochterunternehmen S.E.T.A. Spa (die die Tageszeitungen „Alto Adige“ und „Trentino“ herausgibt) und S.I.E. Spa (Tageszeitung „L‘Adige), deren Verantwortliche Orfeo Donatini und Michl Ebner das Schreiben unterzeichnet haben.
Die Athesia-Gruppe hatte vor vier Jahren die Mehrheit der S.E.T.A. Spa übernommen. Im Sommer 2018 kaufte die Athesia dann auch die größte Trentiner Tageszeitung „L‘Adige“. Damit hat das Ebner-Unternehmen heute in der ganzen Region Trentino-Südtirol ein Quasi-Medienmonopol.
Jetzt könnte im Trentino etwas passieren, was vor zwei Jahren schon befürchtet worden war: die Zusammenlegung der Tageszeitungen „L‘Adige“ und „Trentino“, die Michl Ebner ursprünglich ausgeschlossen hatte. „Es bleiben unabhängige Tageszeitungen und auf jeden Fall eigenständige Redaktionen“, sagte der Athesia-Direktor anlässlich der L‘Adige-Übernahme.
Das Fusions-Projekt, das innerhalb 30. November abgeschlossen sein soll, werde aufgrund anhaltender roter Zahlen in der Bilanz der S.E.T.A. Spa vorangetrieben, heißt es im Schreiben. Konkret soll die S.E.T.A. Spa in die S.I.E. Spa inkorporiert werden.
Im Schreiben steht klar und deutlich: „Die Nutzung aller möglichen Synergien zwischen den Zeitungen und auch zwischen den Journalisten und Grafikern/Polygrafen wird den Schutz der Ertragsrechnung ermöglichen.“
Synergien bedeutet in diesem Fall empfindliche personelle Einsparungen, die noch nicht konkret beziffert werden. Jedenfalls heißt es im Schreiben von Donatini und Ebner, dass die neue Gesellschaft unter anderem auch durch eine Reihe von technologischen Investitionen Frühpensionierungen vornehmen könne. Indem Doppelgleisigkeiten eliminiert werden, könne man die Fixkosten senken.
Wie sich die Fusion auf die Zeitungen „Alto Adige“, „Trentino“ und „L‘Adige“ auswirken wird, bleibt abzuwarten. Zumindest die von Michl Ebner zugesicherte Unabhängigkeit der Zeitungen „Trentino“ und „L‘Adige“ bzw. die Eigenständigkeit der Redaktionen wäre nicht mehr gegeben. Befürchtet wird, dass der „Trentino“ ganz verschwindet.
Die Fusion kann auch mit dem politischen Kampf gegen das Athesia-Medienmonopol in Verbindung gebracht werden. Bekanntlich hatte der Trentiner 5-Stelle-Unterstaatssekretär Riccardo Fraccaro vor einiger Zeit einen Gesetzentwurf angekündigt, wonach kein Medienhaus mehr als die Hälfte der Medien innerhalb einer Region besitzen darf. Inzwischen unterstützt auch die Trentiner Lega diesen Vorstoß. Im Falle eines solchen Gesetzes müsste sich die Athesia vermutlich wieder von einer der beiden Trentiner Tageszeitungen trennen. Stellt sie den „Trentino“ aber ein, wäre damit ein potenzielles Problem für den Medienmonopolisten aus der Welt geschaffen.
Nachdem Michl Ebner bei seiner Einkaufstour im regionalen italienischen Zeitungsmarkt teilweise noch als Retter vieler Arbeitsplätze gesehen wurde, geht jetzt die Angst vor einem massiven Stellenabbau um.
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Kommentare (6)
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tiroler
Dass es keinen Sinn macht, L Adigee und den Trentino zu erhalten, versteht sich von selbst.
sepp
och s michile der orme hascher werd er schun wieder wos in schilde führen das a geld gib
asterix
Den Braten riecht man doch gegen den Wind. Nachdem den heiligen Brüdern letzthin einige Trentiner Politiker wegen ihrem Medienmonopol in Rom auf den Schlips getreten sind, kommt jetzt die Retourkutsche. Andes gesagt: Macht uns ja keine Probleme, haltet den Kopf unten sonst werdet ihr den Zorn der heiligen Brüder zu spühren bekommen, ihr Trentiner.