Der Bozner Vulkan
Wo heute Bozen liegt, blubberte vor 280 Millionen Jahren ein riesiger Vulkan. Welche Folgen hatte dies auf die damaligen Tiere und Pflanzen? Dies ist das Thema eines Forschungsprojekts, das vom Naturmuseum geleitet wird.
„Wir wollen wissen, wie die Aktivität dieses Vulkans, der zu den größten der Erdgeschichte zählt, sich auf das Leben von vor 280 Millionen Jahren ausgewirkt hat,“ erklärt Evelyn Kustatscher. Die Paläontologin am Naturmuseum Südtirol erforscht im Rahmen des Projekts „Living with the supervolcano – 15 Millionen Jahre Leben und Verwüstung rund um den Etschtaler Supervulkan (Unterperm)“ zusammen mit verschiedenen Fachleuten diesen sogenannten Supervulkan und die Auswirkungen seiner Aktivität. Was darüber heute bereits bekannt ist, fasst Corrado Morelli, Geologe und Experte für die Bozner Megacaldera so zusammen:
„Als Folge der Vulkantätigkeit bildete sich im Umkreis von Bozen eine riesige Caldera, ein Kessel, der mit bis 2.500 Meter dickem Vulkangestein gefüllt wurde. Dieses Gestein bildet heute die Felswände rund um Bozen und wird als „Bozner Quarzporphyr“ auch zur Pflasterung der Bozner Innenstadt benutzt.“
Evelyn Kustatscher ergänzt das Bild: „Über 15 Millionen Jahre lang war dieser Vulkan mit verschiedenen Unterbrechungen aktiv; während der Ruhephasen bildete sich eine Fluss- und Seenlandschaft, in der sich Reptilien, Amphibien und verschiedenste Pflanzen ansiedelten. Die Vulkanausbrüche zerstörten ihre Lebensräume aber immer wieder und ließen Gase austreten, die das Leben vor Ort stark beeinflussten.“
Ziel des Projekts ist es, die Auswirkungen der Vulkanaktivität der Bozner Megacaldera vor 286 bis 274 Millionen Jahren auf die Tiere und Pflanzen zu erforschen und den dadurch ausgelösten Wandel in den Ökosystemen zu rekonstruieren. Untersucht werden insbesondere 21 Sedimentbecken, die in einem Umkreis von 30 km rund um Bozen verteilt sind und verschiedenen Zeitabschnitten dieser Vulkanphase entsprechen.
Ihre Gesteine und Fossilien sollen Aufschluss darüber geben, welche Tiere und Pflanzen damals in diesem Gebiet lebten, wie die verschiedenen Vulkanausbrüche der Megacaldera das lokale Klima und die Lebensräume beeinflusst haben und welche besondere Anpassungen für die Tiere und Pflanzen nötig waren, um unter diesen erschwerten Bedingungen zu überleben.
Neben Evelyn Kustatscher vom Naturmuseum beteiligen sich an dem bis 2022 laufenden Projekt auch 14 Forscherinnen und Forscher des Landesamtes für Geologie und Baustoffkunde, des MUSE in Trient, des italienischen Forschungsrates „Consiglio nazionale delle Ricerche“ in Padua sowie der Universitäten Padua und Innsbruck.
Wer die Spuren des Supervulkans sehen möchte, kann an den geführten Spaziergängen teilnehmen, die das Naturmuseum immer wieder anbietet und auf der Webseite www.natura.museumankündigt.
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