„Virus hat keine Überlebenschance“
100 Leute ohne Maske im geschlossenen Bereich: Sind Saunabesuche mit den Corona-Regeln vereinbar? Es gibt viele Kritiker. Wie versucht wird, das Risiko zu minimieren.
Die Fallzahlen steigen, die Corona-Maßnahmen werden immer mehr verschärft. Die Bürger werden angehalten, auch im Freien Maske zu tragen, die Politik fordert dazu auf, keine privaten Feiern abzuhalten und Ansammlungen von Menschen strikt zu meiden.
Wie kann man unter diesen Voraussetzungen eine öffentliche Sauna geöffnet halten?
Für viele Bürger unverständlich. Ein Kritiker gegenüber der TAGESZEITUNG: „Für mich ist es ein Rätsel, dass sich im Saunabereich der Acquarena in Brixen etwa 100 Leute ohne Maske im geschlossenen Bereich – und auch im Aufenthaltsbereich – aufhalten. Und das über Stunden. Aufgüsse bei Einhaltung der Mindestabstände in den Saunen sind erst recht nicht durchführbar.“
Er fügt hinzu: „Was bringen die ganzen Einschränkungen im Privatleben und direktem Umfeld der Bevölkerung, wenn Orte wie die Acquarena Hotspots für Corona-Neuinfizierungen sein könnten.“
Karl Michaeler, Geschäftsführer der Stadtwerke Brixen AG, zur Kritik und über die Sicherheitsmaßnahmen im Saunabereich der Acquarena.
Tageszeitung: Herr Michaeler, ist unter diesen Corona-Umständen ein Sauna-Betrieb verantwortbar?
Karl Michaeler: Wir halten nach unserem besten Wissen und Gewissen sämtliche Auflagen, sowohl auf nationaler Ebene – wobei diesbezüglich sehr wenige vorhanden sind, weil in Italien sehr wenig Sauna gegangen wird –, als auch die genauen Vorschriften im Landesgesetz buchstabengetreu ein.
Welche Maßnahmen wurden ergriffen?
Wir hatten vor Corona eine Kundenzahl von 185 Leuten. Mit Covid-19 haben wir diese Zutrittszahl auf 100 begrenzt. Die Zugangszahl bei den einzelnen Kabinen wurde ebenfalls reduziert, damit der vorgeschriebene Abstand eingehalten werden kann, auch wenn man dort die Maske logischerweise abnimmt. In der großen Finnischen Sauna im Freien dürfen zurzeit 20 Leute hinein, zuvor waren es 60. Die Mitarbeiter machen immer wieder auf die Abstandsregelungen aufmerksam. Wir haben alle Liegen auseinandergeschoben. Außerdem sind die Dampf- und die Infrarotsauna, wo die Temperaturen nicht so hoch sind, geschlossen. Die anderen Saunas sind geöffnet. Diesbezüglich sagen uns alle Experten, dass ein Virus bei einer Temperatur von über 60 Grad keine Überlebenschance hat. Das heißt: Wenn sich die Besucher bereits in der Sauna befinden, könnten sie wieder näher zusammensitzen. Das Problem ist eher der Weg dorthin und das Anstehen beim Aufguss. Auch bei den Aufgüssen wurde die Zahl reduziert. Nur mehr ein Drittel der bisherigen Personen dürfen hinein. Das sorgt aber auch für Kritik.
Inwiefern?
Weil die Kunden nicht mehr zum Aufguss hineindurften. Jetzt verteilen wir an jene, die beim ersten Aufguss nicht hineingekommen sind, Zettel, damit sie beim nächsten Aufguss zum Zug kommen. Zurzeit sind jene Besucher in der Mehrzahl, die sich eine Lockerung der Regeln wünschen. Wir waren auch am Anfang in der Kritik, weil die Cascade in Sand in Taufers bereits geöffnet hatte und wir nicht. Als wir dann auch öffneten, war das Feedback durchaus positiv: Wir haben schon mit der Schwimmsaison im Sommer die App eingeführt, über die man sich vormerken kann. Damit muss sich jeder registrieren, wir wissen somit zu jedem Zeitpunkt, wer sich in der Sauna aufgehalten hat. Für eine eventuelle Nachverfolgbarkeit – sollte ein Covid-Fall auftreten – ist dies sehr wichtig. Und auch bei der Kasse muss man sich registrieren. Zur App haben wir sehr viele positive Rückmeldungen erhalten. Im Vergleich zu anderen Saunas, in die ich Einblick habe, haben wir die strengsten Regeln. Wir messen auch bei jedem Eintritt Fieber, ob im Schwimmband, im Fitnessbereich oder in der Sauna. Vorgeschrieben wäre dies nur für den Fitnessbereich. Bei einer Temperatur von über 37,5 Grad darf die Person nicht hinein.
Werden die Regeln von den Gästen befolgt?
Ja. Es gibt zwar ein Auf und Ab, aber das ist überall so. In der ersten Phase waren alle Saunas geschlossen. Dann durften die Einrichtungen wieder geöffnet werden. Wir haben unsere Sauna erst im September mit den ganzen Bestimmungen in Betrieb gesetzt – zum Unterschied zu anderen Saunas in Südtirol, die schon im August aufgesperrt haben. Allgemein wurden dann die Leute etwas nachlässiger. Jetzt, mit den steigenden Fallzahlzahlen, sind die Sensibilität und die Eigenverantwortung sehr gestiegen.
Trotz dieser Vorkehrungen gibt es Kritiker…
Allen wird man es nie recht machen können.
Eine Schließung der Sauna steht nicht zur Diskussion?
Wenn ein Gesetz erlassen wird, wo dies verlangt wird, müssen wir schließen. Wenn die Bestimmungen in dieser Schärfe aufrecht bleiben, wie sie derzeit sind, dann steht für uns eine Schließung nicht zur Debatte, weil wir glauben, diese Regeln gut einzuhalten.
Ist generell das Interesse an Saunagängen geschrumpft?
Ja. Die richtige Saunasaison startet eigentlich erst im November. Aber wenn ich den Zeitraum mit jenem von Oktober vergangenen Jahres vergleiche, dann ist das Interesse geringer. Laut meiner persönlichen Wahrnehmungen würde ich sagen, dass rund 30 Prozent der Saunabesucher aufgrund der Unsicherheit schon gar nicht in die Sauna gehen.
Bis jetzt ist in der Acquarena kein Infektionsfall bekannt?
Nein, zum Glück nicht.
Interview: Erna Egger
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